Merzhausen (Willingshausen)
Merzhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Willingshausen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.
Merzhausen Gemeinde Willingshausen | |
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Höhe: | 228 (226–246) m |
Fläche: | 8,63 km²[1] |
Einwohner: | 887 (1. Jan. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 103 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Eingemeindet nach: | Antrefftal |
Postleitzahl: | 34628 |
Vorwahl: | 06697 |
Geographie
Der Ort liegt unmittelbar östlich des Dorfes Willingshausen an der Einmündung des Fischbachs in die Antreff. Weitere Nachbarorte sind Gungelshausen im Norden, Röllshausen im Osten und Holzburg im Südosten.
Geschichte
Mittelalter und Frühe Neuzeit
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf im Jahre 1254.[3] 1258 wird ein Schloss erwähnt.[4] Im Jahre 1743 wurden zwei Mühlen genannt.[5]
1367 verpfändeten die Grafen von Ziegenhain das von ihnen als hersfeldisches Lehen gehaltene Dorf an die Familie Kuppel (auch Küppel oder Koppel). Nach ihnen wurden ihre Erben, die Herren von Rückershausen, 1419 mit dem Besitz belehnt. Nach deren Aussterben 1576 gehörte das Dorf mit den Erb- und Untergerichten dem landgräflichen Forst- und Jägermeister Georg Schetzel zu zwei Dritteln und Georg von Weitershausen zu einem Drittel. Nach dem Aussterben der Herren Schetzel zu Merzhausen 1676 wurden Ernst von Hattenbach und dessen Nachkommen Lehensinhaber von zwei Dritteln des Orts; dieser Teil kam im Jahre 1707 durch Verkauf an den Landgrafen zurück. Die von Weitershausen besaßen dann bis zum Aussterben ihres Geschlechts im Jahre 1860 die Burg und das Dorf Merzhausen alleine. Danach wurde der große Besitz parzelliert und veräußert.[1]
Die 1780/81 erbaute evangelische Kirche wurde zu Erntedank 2016 wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen; in die umfassende Sanierung wurden dabei Teile eines älteren Gebäudes einbezogen.[6]
Das Schloss, das am 8. November 1759 ausgebrannt war,[7] wurde wegen ständiger Hochwassergefahr abgebrochen.
Jüdische Gemeinde
Merzhausen hatte vom 17. Jahrhundert bis 1938 eine jüdische Gemeinde. 1743 lebten 10 jüdische Familien im Dorf. 1837 waren 72 Einwohner jüdisch, 1861 waren es 75. Danach erfolgte eine allmähliche Abwanderung in die Städte und in die USA, so dass im Jahre 1905 nur noch 39 Juden im Ort gezählt wurden. 1933 waren es nur noch sieben Familien. Die Mehrzahl der jüdischen Ortsbewohner wohnte in der sogenannten Judengasse.
Die Synagoge für Merzhausen, Willingshausen und Schrecksbach befand sich hinter der Schule; sie wurde in der Reichspogromnacht im November 1938 teilweise zerstört und dann 1947 abgerissen. Schon seit 1833 gab es eine Israelitische Elementarschule (Dorfstraße 10), die 1933 geschlossen wurde. Das Ritualbad der Gemeinde wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts genutzt. Auch einen eigenen Friedhof hatte die Gemeinde.
Gebietsreform
Am 31. Dezember 1971 gab die Gemeinde Merzhausen ihre Selbstständigkeit auf und wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen ein Ortsteil der neugebildeten Gemeinde Antrefftal, die am 1. Januar 1974 in der Gemeinde Willingshausen aufging.[8]
Persönlichkeiten
- Burghard Hoos (1778–1857), Politiker, MdL Waldeck, geboren in Merzhausen
- Sara Nussbaum (1868–1956), deutsche Rot-Kreuz-Schwester und Überlebende des Holocaustes
Einzelnachweise
- Merzhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. Juli 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Wirtschaft und Verkehr. In: internetseite. Gemeinde Willingshausen, archiviert vom Original am 27. April 2017; abgerufen im September 2018.
- Heinrich Hoos: Merzhausen und die Wüstungen Niederfischbach, Heckershausen und Ellenrode. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1982, S. 47–78, hier S. 66.
- Burg Merzhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. April 2013). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Die Schreibweise des Ortsnamens wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach: Meinharteshusen (1233), Meinhardeshusen, Menhardeshusen (1254), Meynhartshusen (1334), Mershausen (1548) und Mertzhausen (1585). Die Erwähnung 1233 bezieht sich auf den Ritter Sibodo de Meinharteshusen, nicht auf das Dorf selbst.
- Götz J. Pfeiffer: „in sich stimmig, einladend, gelungen“. Arbeiten von Michael Possinger sowie Friedlein + Seemüller im erneuerten Innenraum der ev. Kirche zu Merzhausen. In: Schwälmer Jahrbuch. DNB 010078584, S. 116–123.
- Carl Heßler (Hrsg.): Hessische Landes- und Volkskunde: Das ehemalige Kurhessen und das Hinterland am Ausgange des 19. Jahrhunderts, Band I: Hessische Landeskunde, Zweite Hälfte. Elwert, Marburg, 1907, S. 343
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411 f.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Gottfried Ruetz: Von den Juden in Merzhausen. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1979, S. 112–129.
- Heinrich Hoos: Merzhausen im 18. und 19. Jahrhundert. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1981, S. 129–148.
- Heinrich Hoos: Merzhausen und die Wüstungen Niederfischbach, Heckershausen und Ellenrode. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1982, S. 47–78.
- Heinrich Hoos: Die Wasserburg von Merzhausen. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 1983, S. 35–53.
- Robert von Friedeburg: Landgemeinde, adlige Herrschaft und frühmoderner Staat in Hessen-Kassel nach dem Dreißigjährigen Krieg: Merzhausen 1646–1672. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Jg. 41 (1991), S. 153–176.
- Heinrich Hoos: Die von Weitershausen zu Merzhausen – Geschichte eines hessischen Adelsgeschlechtes. In: Schwälmer Jahrbuch, Jg. 2008, S. 97–116.
Weblinks
- Ortsteil Merzhausen. In: Internetauftritt. Gemeinde Willingshausen
- Merzhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).