Marshall Warren Nirenberg
Marshall Warren Nirenberg (* 10. April 1927 in New York City, New York; † 15. Januar 2010 ebenda) war ein US-amerikanischer Biochemiker, Molekularbiologe und Genetiker. 1968 erhielt er zusammen mit Har Gobind Khorana und Robert W. Holley den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
Leben
Nirenberg wuchs in Florida auf, studierte Biologie an der University of Florida, wandte sich dann nach einem Wechsel an die University of Michigan der Biochemie zu und schloss dort 1957 mit einer Arbeit über Köcherfliegen sein Studium am Department of Biological Chemistry in Ann Arbor ab. Danach war er an den National Institutes of Health in Bethesda tätig, wo er 1962 Leiter der Abteilung für biochemische Genetik wurde. Sein Interesse galt besonders der Enzym-, Herz- und Krebsforschung, insbesondere dem Glykogenstoffwechsel von Tumoren. Zusammen mit Heinrich Matthaei plante er das wohl bedeutendste Experiment der Genetik. Das sogenannte Poly-U-Experiment war der Schlüssel zur Entzifferung des genetischen Codes. Es wurde von Heinrich Matthaei allein im Mai 1961 im gemeinsamen Labor durchgeführt. Weitere Bestandteile des Codes entzifferte Nirenberg in einem anschließenden Experiment 1964 mit Philip Leder.
Nirenberg hat seine Arbeiten aus dieser Zeit mit streng alternierender Autorenschaft mit Heinrich Matthaei publiziert. Damit wird das gleiche Autorengewicht nach außen betont.
Nirenberg erhielt 1962 den National Academy of Sciences Award in Molecular Biology, 1964 den Pfizer Award in Enzyme Chemistry, 1967 den Prix Charles-Léopold Mayer und 1968 den Canada Gairdner International Award, 1968 den Albert Lasker Award for Basic Medical Research. Darüber hinaus wurde er zu einem Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften gewählt. 1965 wurde Nirenberg in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1967 in die National Academy of Sciences und 2001 in die American Philosophical Society. Die University of Florida verlieh ihm 1969 die Ehrendoktorwürde.[1]
Veröffentlichungen
- M. W. Nirenberg und J. H. Matthaei: The dependence of cell-free protein synthesis in E. coli upon naturally occurring or synthetic polyribonucleotides. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 47, 1961, S. 1588–1602. PMID 14479932, PMC 223178 (freier Volltext)
- J. H. Matthaei und M. W. Nirenberg: Characteristics and stabilization of DNAase-sensitive protein synthesis in E. coli extracts. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 47, 1961, S. 1580–1588. PMID 14471391, PMC 223177 (freier Volltext)
Literatur
- Hans-Jörg Rheinberger: Experimentalsysteme – Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas. Wallstein Verlag, ISBN 3-89244-454-4.
- Hans-Jörg Rheinberger: Nirenberg, Marshall Warren. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1053.
- Philip Leder: Marshall Warren Nirenberg (1927–2010). Science, Band 327, 2010, S. 972 doi:10.1126/science.1187484
Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1968 an Marshall Warren Nirenberg (englisch)
Einzelnachweise
- Honorary Degree Recipients (Memento vom 20. Dezember 2015 im Internet Archive) president.ufl.edu, abgerufen am 11. Januar 2021.