Luftwaffenkaserne (Köln)
Die Luftwaffenkaserne der Bundeswehr am Standort Köln beherbergt drei Höhere Kommandobehörden, Teile der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung, Kommandobehörden sowie weitere militärische und zivile Dienststellen und Einrichtungen.
Luftwaffenkaserne | |||
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Begrüßungsschild am Haupttor (Südtor) der Luftwaffenkaserne (2013) | |||
Land | Deutschland | ||
Gemeinde | Köln | ||
Koordinaten: | 50° 51′ 51″ N, 7° 6′ 55″ O | ||
Eröffnet | 1870 | ||
Personalstärke | 4.300 Soldaten 1.200 Zivilangestellte | ||
Stationierte Truppenteile | |||
siehe Truppenteile/Dienststellen | |||
Alte Kasernennamen | |||
1945 1945–1957 |
Camp Wahn | ||
Lage der Luftwaffenkaserne in Nordrhein-Westfalen |
Lage und Bebauung
Die Luftwaffenkaserne liegt innerhalb der Kölner Stadtteile Grengel, Wahnheide und Lind. Die Kaserne gehört zu den größten Deutschlands und umfasst eine Grundfläche von etwa 300 Hektar; mehr als 200 Gebäude befinden sich innerhalb dieser geschlossenen militärischen Liegenschaft.[1] Das Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Bundesautobahn 59 und über diese sind Teilbereiche des Bundesministeriums der Verteidigung auf der Bonner Hardthöhe nach wenigen Minuten Fahrzeit zu erreichen.[2] Der militärische Teil des Flughafens Köln-Bonn, auf dem die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (FlBschBMVg) untergebracht ist, ist an die Kaserne direkt angebunden.
Geschichte
Bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurden der heutige Kasernenbereich und der angrenzende Schießplatz Wahn militärisch genutzt. Prinz August von Preußen reorganisierte nach den napoleonischen Freiheitskriegen die Artillerie mit dem Ziel einer gefechtsnahen Ausbildung und einer zu jeder Zeit kampfbereiten Truppe. In die Nähe von Garnisonsstädten wurden im Zuge dieser Militärreformen Übungsplätze eingerichtet. 1816 wurde in Köln die 7. königlich-preußische Artilleriebrigade aufgestellt; die Gemeinde Wahn musste aus diesem Grund ab dem Folgejahr militärisches Übungsgelände für den Schießplatz Wahn in der Wahner Heide zur Verfügung stellen. Mit Fortschreiten der Militärtechnik in den nächsten Jahrzehnten erfolgte eine ständige Erweiterung des Übungsareals. Ab 1870 wurden auf dem heutigen Kasernengelände die ersten Fachwerkgebäude für Soldaten verschiedener Truppenteile errichtet und ab circa 1900 folgten Steingebäude. Zahlreiche historische Bauten aus dieser Frühphase der Kaserne sind bis heute erhalten und wurden teilweise unter Denkmalschutz gestellt.
1913 landete das erste Flugzeug auf dem militärischen Übungsgelände, das zur Artilleriebeobachtung eingesetzt wurde. Auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes wurde im Jahre 1939 durch die Wehrmacht ein Fliegerhorst angelegt. Hieraus entwickelte sich später der heutige Flughafen Köln/Bonn und dessen militärischer Teil, der von der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung genutzt wird.
Am 11. April 1945 besetzten amerikanische Streitkräfte das „Camp Wahn“ und bauten ein Durchgangslager für circa 15.000 Zwangsarbeiter aus Osteuropa. Am 15. Juni 1945 erfolgte die Übergabe des Militärcamps an die britischen Streitkräfte.
Ab Oktober 1949[3] hatte die britische Hochkommission als Dienststelle des britischen Hohen Kommissars und Teil der Alliierten Hohen Kommission ihren Dienstsitz mit 560 Mitarbeitern in der Liegenschaft der heutigen Kaserne. Hinzu kamen Einheiten der britischen Armee und der Royal Air Force.
Am 18. Juli 1957 wurde durch den britischen Vizeluftmarschall Hogan der militärische Teil des Flughafens an die bundesdeutsche Luftwaffe übergeben; damit beginnt die eigentliche Geschichte der heutigen Luftwaffe im Stadtteil Wahnheide.[4]
Historische Kasernengebäude
Truppenteile/Dienststellen
- Kommando Luftwaffe (KdoLw), Teile Köln-Wahn[5]
- Luftwaffentruppenkommando (LwTrKdo)[6]
- Luftfahrtamt der Bundeswehr (LufABw)[7]
- Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung (FlBschftBMVg)
- Bundeswehrfeuerwehr, (militärischer Teil Flughafen Köln-Bonn)
- Luftwaffenunterstützungsgruppe Wahn
- Regionale Sanitätsversorgung
- Führungsunterstützungszentrum der Luftwaffe (FüUstgZentrLw), Teile Köln-Wahn
Militärdekanate
Das durch Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière bekanntgegebene Stationierungskonzept 2011 – im Zuge der Einnahme der 2010 beschlossenen Bundeswehrreform – wird auch erhebliche Eingriffe in die Struktur und den militärischen und zivilen Dienstpostenumfang der derzeit in der Luftwaffenkaserne ansässigen Höheren Kommandobehörden und Kommandobehörden haben.[8]
Öffentlicher Friedhof der Stadt Köln
Innerhalb des militärischen Sperrgebiets der Luftwaffenkaserne liegt ein öffentlicher Militärfriedhof der Stadt Köln (Enklave). Dort sind neben Gefallenen aus dem Krieg 1870/71 und dem Ersten Weltkrieg auch die Marinesoldaten Max Reichpietsch und Albin Köbis bestattet, die auf dem Schießplatz Wahn am 5. September 1917 erschossen wurden, nachdem sie von einem Militärgericht zum Tode verurteilt worden waren. Ein Gedenkstein mit den Reliefbildern von Reichpietsch und Köbis erinnert an die beiden hingerichteten Matrosen.[9] Darüber hinaus befindet sich ein Obelisk für französische und ein Ehrenmal für verstorbene russische Kriegsgefangene, in Gedenken an die Kriegstoten aus der Zeit von 1914 bis 1916, auf dieser öffentlichen Begräbnisstätte. Die Bronzeplatte auf dem Gedenkstein für die zaristischen Soldaten wurde von russischen Kriegsgefangenen angefertigt und ist mit dem Wappen des letzten Zaren Nikolaus II. versehen. Wer den Friedhof besuchen möchte, muss sich vorher bei der Luftwaffenkaserne anmelden.
- Bronze-Gedenkplatte mit dem Zarenwappen auf einem Gedenkstein für russ. Soldaten 1914 bis 1916
- Ehrenmal für kaiserl. russ. Soldaten 1914 bis 1916
- Gräber unbekannter Russen
- Gedenkstein an Max Reichpietsch und Albin Köbis
- Obelisk für verstorbene franz. Soldaten 1914 bis 1916
Scheuermühle
Auf dem Gelände der Luftwaffenkaserne befinden sich die Reste der historischen Scheuermühle. Diese Wassermühle wurde im Jahr 1359 erstmals urkundlich erwähnt.[10] 1949 musste der Mahlbetrieb auf Anordnung der britischen Militärverwaltung eingestellt werden. Im Jahr 1968 erfolgte der Abbruch des Mühlengebäudes; lediglich das Wasserrad und einige Mauerreste blieben erhalten. 2002 wurde ein Schutzdach über dem Wasserrad errichtet.
- Hinweistafel
- Überdachtes Wasserrad
- Scheuerbach
- Tümpel neben der Mühle
- Draufsicht
Sonstige Gebäude und Einrichtungen
Bibliotheks- und Konferenzgebäude, Kindergarten, Garnisonkirche, Truppenküche, Offizierheim[11], Unteroffizierheim[12], Mannschaftsheim, Kantinen, Friseursalon, Militärgeschichtliche Sammlung Wahn-Heide[13], drei Sporthallen, zwei Sportplätze, neun Tennisplätze, Mehrzweckascheplatz, Freibad (stillgelegt).
Einzelnachweise
- Jahresbericht 2008 des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages Reinhold Robbe, S. 2, 4. Abs.
- Anreise zur Luftwaffenkaserne in bundeswehr.de
- Helmut Vogt: Wächter der Bonner Republik: Die Alliierten Hohen Kommissare 1949–1955, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-70139-8, S. 53.
- Die Geschichte des Militärs in der Wahner Heide in bundeswehr.de
- Festakt zur Aufstellung des Kommando Luftwaffe in luftwaffe.de
- Festakt zur Aufstellung des Luftwaffentruppenkommando in luftwaffe.de
- Luftfahrtamt der Bundeswehr
- Hendrik Varnholt: Bundeswehrreform - Aufgelöst, umbenannt, verlagert. (Nicht mehr online verfügbar.) www.rundschau-online.de, ehemals im Original; abgerufen am 30. Oktober 2011. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gräbersegnung in der Luftwaffenkaserne Wahn in bundeswehr.de (Katholische Militärseelsorge)
- Die Wahner Heide (Seite 18). In: bibliofil.de. (PDF-Datei; 789 kB)
- Offizierheimgesellschaft Wahn e. V.
- Unteroffizierheimgesellschaft Wahn e. V.
- Militärgeschichtliche Sammlung öffnet in Köln-Wahn ihre Pforten in bundeswehr.de