Liste der Stolpersteine in Güstrow

Die Liste d​er Stolpersteine i​n Güstrow enthält a​lle Stolpersteine, d​ie im Rahmen d​es gleichnamigen Projekts v​on Gunter Demnig i​n Güstrow verlegt wurden. Mit i​hnen soll Opfern d​es Nationalsozialismus gedacht werden, d​ie in Güstrow lebten u​nd wirkten. Insgesamt wurden bisher 19 Stolpersteine a​n fünf Adressen verlegt. (Stand 2018)

Die Schüler d​er Freien Schule Güstrow übernehmen s​eit dem Jahr 2012 d​ie Patenschaft für d​ie Stolpersteine u​nd putzen s​ie zweimal i​m Jahr, i​m Frühjahr u​nd im November.[1] Bereits mehrfach k​am es z​u Vorfällen, i​n denen d​ie Stolpersteine beschmutzt o​der gestohlen wurden.[2][3][4] Nach d​em Diebstahl v​on vier Stolpersteinen i​m Dezember 2020[5] sollen d​iese ersetzt u​nd um d​rei weitere für Familie Wolf ergänzt werden.[6]

Verlegte Stolpersteine

Bild Person, Inschrift Adresse Verlegedatum Anmerkung
Hier wohnte
Benjamin
Grossmann

Jg. 1893
tot 1936
Baustraße 34
27. Juli 2009 Benjamin Grossmann starb 1936 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Güstrow beerdigt.
Hier wohnte
Jakob Grossmann
Jg. 1920
Kindertransport 1939
England
überlebt
Jakob Grossmann wurde in Güstrow geboren und überlebte den Holocaust durch einen Kindertransport nach England. Er starb 1986 in Israel.[7]
Hier wohnte
Bernhard
Grossmann

Jg. 1922
Kindertransport 1939
England
überlebt
Bernhard Grossmann wurde in Güstrow geboren und überlebte den Holocaust durch einen Kindertransport nach England. Er starb 1988 in Israel.[8]
Hier wohnte
Adolf-Abraham
’Ali’ Grossmann

Jg. 1925
Kindertransport 1939
England
überlebt
Ali Grossmann wurde am 21. März 1925 in Güstrow geboren und überlebte den Holocaust durch einen Kindertransport nach England. Er lebt in der Nähe von Jerusalem. (Stand 2015)[9] Bei der Stolpersteinverlegung im Jahr 2009 war er persönlich anwesend und verlas die Grußworte.[10] Er starb im Dezember 2020 im Alter von 95 Jahren.[11]
Hier wohnte
Cilly Grossmann
Jg. 1929
Flucht 1938 Belgien
interniert Mechelen
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet
Cilly Regina Grossmann wurde am 2. September 1929 in Güstrow geboren. Nach dem Tod ihres Vaters 1936 ging ihre Mutter nach Stralsund und heiratete dort 1937 ein zweites Mal. 1938 emigrierten sie nach Belgien und wurden am 26. September 1942 ab Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[12] Für Cilly Fliesswasser wurde in Stralsund ebenfalls ein Stolperstein verlegt.
Hier wohnte
Nycha Grossmann
geb. Kramkimel
Jg. 1895
Flucht 1938 Belgien
interniert Mechelen
deportiert 1942
Auschwitz
ermordet
Nycha Kramkimel wurde am 30. November 1895 in Warschau geboren. Sie lebte in Güstrow, wo sie mit Benjamin Grossmann verheiratet war. Nach dem Tod ihres Mannes ging sie nach Stralsund und heiratete dort im Jahr 1937 Hermann Fliesswasser. 1938 emigrierten sie nach Belgien und wurden am 26. September 1942 ab Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[13][14] Für Nycha Fliesswasser wurde in Stralsund ebenfalls ein Stolperstein verlegt.[15]
Hier wohnte
Bertha Frank
geb. Marcus
Jg. 1866
deportiert 10.7.1942
???
Domstraße 5
27. Juli 2009 Bertha Marcus wurde am 12. Dezember 1866 in Gnoien geboren und war eine verheiratete Frank. Sie wurde am 10. Juli 1942 zusammen mit ihrer Tochter Mathilde in Ludwigslust inhaftiert und am Tag darauf in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[10][16][17]
Hier wohnte
Mathilde ’Tilli’
Frank

Jg. 1888
deportiert 10.7.1942
???
Tilli Frank wurde am 30. September 1888 als Tochter von Bertha und Karl Frank in Güstrow geboren. Sie ging am Güstrower Lyzeum zur Schule und studierte danach im Lehrerinnenseminar, das sie als Lehrerin mit Staatsexamen in den Sprachen Englisch und Französisch abschloss. Darauf folgten Lehrtätigkeiten und als dies aus konfessionellen Gründen an der staatlichen Schule nicht mehr möglich war, Arbeiten als Dolmetscherin und Korrespondentin für Fremdsprachen. Zusammen mit ihrer Mutter wurde sie am 10. Juli 1942 in Ludwigslust inhaftiert und am Tag darauf in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[10][18]
Hier wohnte
Max Marcus
Jg. 1876
Flucht 1939
Palästina
Domstraße 14
28. Nov. 2018 Margarethe (1885–1970) und Max Marcus (1876–1945) lebten in Güstrow, konnten aber 1939 mit ihren drei Kindern nach Palästina fliehen und überlebten so den Holocaust.[19]
Hier wohnte
Margarete Marcus
geb. Levetzow
Jg. 1885
Flucht 1939
Palästina
Hier wohnte
Max Jacobsohn
Jg. 1884
’Schutzhaft’ 10.11.1938
Zuchthaus Neustrelitz
deportiert 1942
ermordet 1943 in
Auschwitz
Hansenstraße 1
27. Juli 2009 Max Jacobsohn wurde am 26. November 1884 in Graudenz geboren. Ca. 1910 kam er nach Güstrow und betrieb dort ein Ledergeschäft. Im März 1911 heiratete er Gertrud Marcus, aus der Ehe ging 1912 der erste Sohn Edmund hervor. Der zweite Sohn, Hans, wurde 1927 geboren. Nach der Pogromnacht wurde Max Jacobsohn am 10. November 1938 verhaftet und blieb bis zum 2. Dezember im Zuchthaus Alt-Strelitz inhaftiert.[10] Er war der letzte Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Güstrows. 1941 heiratete er Herta Ehrlich; seine erste Frau war zuvor verstorben. Am 10. Juli 1942 wurde Max Jacobsohn nach Auschwitz deportiert und starb dort 1943.[20][21] Sein erster Sohn Edmund war ausgewandert und überlebte den Holocaust.[10]
Hier wohnte
Hans Jacobsohn
Jg. 1927
deportiert 1942
ermordet 1943 in
Auschwitz
Hans Jacobsohn wurde am 21. August 1927 in Güstrow geboren und war der Sohn von Max Jacobsohn aus erster Ehe. Am 10. Juli 1942 wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und 1943 ermordet.[20][22]
Hier wohnte
Lieschen Ehrlich
geb. Goldschmidt
Jg. 1888
deportiert 1942
ermordet 1942 in
Auschwitz
4. Nov. 2010 Lieschen Goldschmidt wurde am 9. April 1888 in Meiningen geboren und war später verheiratete Ehrlich. Sie kam 1940 mit ihrer Tochter Herta Ehrlich von Cuxhaven nach Güstrow. Am 10. Juli 1942 wurde sie mit ihrer Tochter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[20][23]
Hier wohnte
Herta Jacobsohn
geb. Ehrlich
Jg. 1913
deportiert 1942
ermordet 1942 in
Auschwitz
Herta Ehrlich wurde am 6. März 1913 in Cuxhaven geboren und kam 1940 mit ihrer Mutter Lieschen Ehrlich von Cuxhaven nach Güstrow. Dort heiratete sie 1941 Max Jacobsohn. Am 10. Juli 1942 wurde sie mit ihrer Mutter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.[20][24]
Hier wohnte
und arbeitete
Kurt Schatz
Jg. 1904
’Schutzhaft’ 10.11.1938
Zuchthaus Neustrelitz
deportiert 1942
tot in
Theresienstadt
Krönchenhagen 13
27. Juli 2009 Kurt Schatz wurde am 1. Dezember 1904 in Wien geboren und war 1938 letzter Kantor und Lehrer der Jüdischen Gemeinde Güstrow. Er wohnte mit seiner Frau Miriam sowie den Kindern Artur und Judith im Schul- und Gemeindehaus neben der Synagoge. Nach der Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht wurde er verhaftet und im Zuchthaus Alt-Strelitz inhaftiert. Frau und Kinder wurden ausgewiesen und gingen nach Berlin, Kurt Schatz folgte ihnen nach seiner Entlassung im Dezember 1938. Am 23. Juni 1942 wurde die ganze Familie ab Gleiwitz nach Auschwitz deportiert und starb später in Theresienstadt.[10][25]
Hier wohnte
Miriam Schatz
geb. Natanson
Jg. 1905
deportiert 1942
tot in
Theresienstadt
Miriam Schatz wurde am 20. Juli 1905 als Miriam Natanson in Berlin geboren. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde sie mit ihren Kindern ausgewiesen, ihr Mann Kurt war währenddessen inhaftiert worden. Nachdem sie bei Verwandten in Berlin Unterschlupf fanden und der Mann im Dezember folgen konnte, wurde die Familie am 23. Juni 1942 ab Gleiwitz deportiert und starb im Holocaust.[26]
Hier wohnte
Artur Schatz
Jg. 1928
deportiert 1942
tot in
Theresienstadt
Artur Schatz wurde am 7. August 1928 in Berlin geboren und war der Sohn von Kurt und Miriam Schatz. Am 23. Juni 1942 wurde die Familie ab Gleiwitz deportiert.[27]
Hier wohnte
Judith Schatz
Jg. 1934
deportiert 1942
tot in
Theresienstadt
Judith Schatz wurde am 8. Dezember 1934 in Berlin geboren und war die Tochter von Kurt und Miriam Schatz. Am 23. Juni 1942 wurde die Familie ab Gleiwitz deportiert.[28] Zu diesem Zeitpunkt war sie erst sieben Jahre alt.
Hier wohnte
Vera Seelig
geb. Pionkowski
Jg. 1872
deportiert 1942
Theresienstadt
tot 20.4.1943
Vera Seelig wurde am 12. Juni 1872 in Gnoien geboren. Am 11. November 1942 war sie im Gefängnis Alt-Strelitz inhaftiert und wurde am Tag darauf in die Sammelstelle Große Hamburger Straße in Berlin verlegt. Von dort erfolgte am 20. November 1942 ihre Deportation mit dem 75. Alterstransport I/79 in das Ghetto Theresienstadt, wo sie am 20. April 1943 starb.[10][29][30]

Verlegungen

  • Am 27. Juli 2009 wurden 15 Stolpersteine an vier Adressen verlegt.[31]
  • Am 4. November 2010 wurden zwei Stolpersteine an einer Adresse verlegt.[32]
  • Am 28. November 2018 wurden zwei Stolpersteine an einer Adresse verlegt.[33]
Commons: Stolpersteine in Güstrow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regina Mai: Stolpersteine: Schüler putzen gegen das Vergessen. In: svz.de. 20. Oktober 2016, abgerufen am 20. Februar 2019.
  2. Neun Stolpersteine in Güstrow beschmiert In: svz.de, 14. September 2010, abgerufen am 20. Februar 2019.
  3. afp: Deutschland: „Stolpersteine“ vor Synagoge in Güstrow mit rechten Parolen beschmiert. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zeit Online. 16. Dezember 2016, archiviert vom Original am 30. Dezember 2016; abgerufen am 20. Februar 2019.
  4. POL-HRO: Diebstahl von Stolpersteinen in Güstrow. In: presseportal.de, abgerufen am 14. Dezember 2020
  5. Anmut.Bar – Geschichte des Hauses. In: anmut.bar, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  6. Güstrow: Gestohlene Stolpersteine sollen schnell ersetzt werden. In: ndr.de. 20. Dezember 2020, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  7. Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich: Jacob GROSSMANN *1920 +1986 In: online-ofb.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
  8. Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich: Bernhard GROSSMANN *1922 +1988 In: online-ofb.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
  9. Schüler putzen wieder Stolpersteine In: prignitzer.de, 9. November 2015, abgerufen am 20. Februar 2019.
  10. Folker Hachtmann Collection 2006–2010 Internet Archive Biografien S. 62ff
  11. Jens Griesbach: Ali Grossmann aus Güstrow: Holocaust-Überlebender stirbt an Corona-Virus. In: svz.de, abgerufen am 22. Dezember 2020.
  12. Fliesswasser, Cilly Cillie Regina. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  13. Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich: Nycha KRAMKIMEL *1895 In: online-ofb.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
  14. Fliesswasser, Nicha Nycha. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  15. Uebersichtsliste Stolpersteine in der Hansestadt Stralsund In: stralsund.de, abgerufen am 20. Februar 2019. (PDF; 188 kB)
  16. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: Frank, Berta In: yadvashem.org, abgerufen am 20. Februar 2019.
  17. Frank, Bertha Berta. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  18. Frank, Mathilde Tilly Mirjam. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  19. Neue Stolpersteine für Güstrow – Freie Schule & KITA Kleckerburg. 28. November 2018, abgerufen am 20. Februar 2019.
  20. Jens Griesbach: Stolpersteine in Güstrow: Erinnerung direkt vor den Füßen. In: svz.de. 4. November 2010, abgerufen am 20. Februar 2019.
  21. Jacobsohn, Max. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  22. Jacobsohn, Hans Elieser. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  23. Ehrlich, Lieschen Elise. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  24. Jacobsohn, Herta. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  25. Schatz, Kurt. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  26. Schatz, Mirjam Miriam. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  27. Schatz, Arthur. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  28. Schatz, Judith. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  29. Seelig, Vera. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Abgerufen am 20. Februar 2019.
  30. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer: Seelig, Vera In: yadvashem.org, abgerufen am 20. Februar 2019.
  31. „Stolpersteine“ in Güstrow – Barlachstadt Güstrow In: guestrow.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
  32. Noch zwei „Stolpersteine“ – Barlachstadt Güstrow In: guestrow.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
  33. Verlegung von 2 Stolpersteinen vor dem Haus Domstraße 14 – Barlachstadt Güstrow In: guestrow.de, abgerufen am 20. Februar 2019.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.