Linus Kather
Linus Kather (* 22. September 1893 in Prossitten; † 10. März 1983 in Stühlingen) war ein deutscher Jurist und Politiker (CDU, ab 1954 GB/BHE, später NPD).
Leben
Sein älterer Bruder war Arthur Kather. Linus Kather war Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. 1918 schloss er sein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Breslau ab und wurde zum Dr. iur. promoviert. Ab 1920 war er Rechtsanwalt und Notar in Königsberg. Er verteidigte häufig katholische Geistliche vor dem Sondergericht.[1] Nach der Vertreibung 1945 ließ er sich in Hamburg als Rechtsanwalt nieder.
Kather gründete 1945 die Notgemeinschaft der Ostdeutschen. Von 1949 bis 1958 war er Vorsitzender des Zentralverbands vertriebener Deutscher (ZvD) bzw. des Bundes vertriebener Deutscher (BVD), einer Vorläuferorganisation des Bundes der Vertriebenen (BdV). Seiner Beharrlichkeit war das Lastenausgleichsgesetz zu verdanken.[2] Am 5. August 1950 war er erster Unterzeichner der Charta der deutschen Heimatvertriebenen.[3]
Er war Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KAV Suevia Berlin, AV Tuisconia Königsberg und KDStV Winfridia (Breslau) Münster.
Partei
Von 1920 bis 1933 war Kather Mitglied der Deutschen Zentrumspartei. Er gehörte 1945 zu den Mitbegründern der CDU in Hamburg. Nach der Bürgerschaftswahl 1946 war er für den Fall einer CDU-Senatsbeteiligung, zu der es jedoch nicht kam, als Sozialsenator vorgesehen.[4] Von 1950 bis 1953 war er Mitglied des CDU-Bundesvorstandes und zugleich Vorsitzender des „Landesverbandes Oder-Neiße“ der CDU. Im Streit um die Vertriebenenpolitik wechselte Kather am 15. Juni 1954 zum GB/BHE über. Er warf Konrad Adenauer vor, die Heimatvertriebenen nur als „Stimmvieh“ zu missbrauchen. 1959 wurde er nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender des GB/BHE.
Aus Protest gegen die Fusion mit der DP verließ er den GB/BHE. 1969 kandidierte er als inzwischen Parteiloser für die NPD vergeblich zur Bundestagswahl. Im selben Jahr legte er alle politischen Ämter nieder.[2] Ab 1970 führte Kather die NPD-nahen Organisationen Aktion Deutschland und Aktion Widerstand, die sich gegen die neue Ostpolitik richteten.
Abgeordneter
Von 1930 bis 1933 war Kather einziger Stadtverordneter der Zentrumspartei in Königsberg. Obwohl er 1933 wiedergewählt wurde, verzichtete er als NS-Gegner auf sein Mandat.[1]
Kather gehörte von 1946 bis 1949 der Hamburgischen Bürgerschaft an. 1947/48 war er Mitglied des Zonenbeirates der britischen Besatzungszone. Seit der ersten Bundestagswahl 1949 bis 1957 war Kather Bundestagsabgeordneter und leitete ab 1949 bis zu seinem Austritt aus der CDU den Bundestagsausschuss für Heimatvertriebene. Vom 24. Juli 1954 bis zum 13. September 1955 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender des GB/BHE.
Veröffentlichungen
- Ein Recht aller Deutschen. Wegweiser-Verlag, Frankfurt am Main 1959.
- Die Entmachtung der Vertriebenen. Zwei Bände (Bd. 1: Die entscheidenden Jahre. Bd. 2: Die Jahre des Verfalls.). Olzog, München u. a. 1964–1965.
- Halali in Ostpreußen. Erinnerungen an ein geraubtes Land. Langer, Esslingen 1977.
- Von Rechts wegen? Prozesse. Langer, Esslingen 1982.
Literatur
- Dr. Linus Kather, in: Michael Schwartz: Funktionäre mit Vergangenheit. Das Gründungspräsidium des Bundes der Vertriebenen und das „Dritte Reich“. München : Oldenbourg, ISBN 978-3-486-71626-9, S. 565f.
Weblinks
Einzelnachweise
- Christian Tilitzki: Alltag in Ostpreussen 1940–1945. Die geheimen Lageberichte der Königsberger Justiz 1940–1945. Rautenberg, Leer 1991, S. 179f.
- Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
- Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Ermlandfamilie, abgerufen am 28. Februar 2018.
- Christof Brauers: Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953. Start als bürgerliche Linkspartei (= Vereinigung Demokratische Offenheit. DemOkrit 3). M-Press Meidenbauer, München 2007, ISBN 978-3-89975-569-5, S. 271.