Le Mans (Film)
Le Mans ist ein US-amerikanischer Film über das 24-Stunden-Rennen von Le Mans von 1970, nach einer Idee des Hauptdarstellers und Co-Produzenten Steve McQueen. Die Uraufführung des Films von Regisseur Lee H. Katzin fand erst am 9. Oktober 1971 statt, er gilt neben Grand Prix von 1966 als einer der bekanntesten Rennsportfilme und ist ein Dokument des Motorsports jener Epoche.
Film | |
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Titel | Le Mans |
Originaltitel | Le Mans |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1971 |
Länge | 104 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12 |
Stab | |
Regie | Lee H. Katzin |
Drehbuch | Harry Kleiner |
Produktion | Stu Nisbet, Jack N. Reddish Steve McQueen |
Musik | Michel Legrand |
Kamera | René Guissart Jr. Robert B. Hauser |
Schnitt | Ghislaine Desjonquères Donald W. Ernst John Woodcock |
Besetzung | |
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Handlung
In Le Mans wird das traditionsreiche 24-Stunden-Rennen von Le Mans behandelt, das in der gleichnamigen Stadt im Nordwesten Frankreichs ausgetragen wird. Der Spielfilm mit Charakter einer Dokumentation beschränkt sich mit Ausnahme einiger Rückblenden auf das (fiktive) Rennen des Jahres 1970, für das Szenen des echten Rennens verwendet wurden. Er handelt von der Rivalität zwischen dem US-amerikanischen Rennfahrer Michael Delaney auf einem Porsche 917, der im Jahr zuvor einen Rennunfall verursachte, bei dem sein Freund und Rennfahrerkollege Piero Belgetti tödlich verunglückte, und seinem deutschen Rivalen Erich Stahler, auf Ferrari 512S, die sich auf der Rennstrecke von Le Mans ein erbittertes Duell liefern. Delaney ist traumatisiert, seine Gefühle befinden sich im Widerstreit zwischen Schuldempfinden und sportlichem Ehrgeiz, trotzdem startet er erneut in Le Mans. Als zweiter Handlungsstrang entwickelt sich eine Liaison zwischen Delaney und der Witwe seines verunglückten Freundes, Lisa Belgetti, die ebenfalls vom Tod Belgettis belastet ist. Der Film vermittelt dem Zuschauer, auch durch einen teils dokumentarischen Stil, den Wagemut und die Gefahren, die viele prominente Rennfahrer mit ihrem Leben bezahlen mussten, aber auch den noch ursprünglichen Motorsport jener Epoche. Hinter den umfassenden und für diese Zeit spektakulären Rennaufnahmen, die teils von schnellen Schnitten durchsetzt sind, treten Dialoge und Handlung allerdings in den Hintergrund. So wird in den ersten 36 Minuten kein Wort von den Schauspielern gesprochen, nur der Streckensprecher ist zu hören.
Entstehungsgeschichte
Ursprünglich sollte der Film bereits 1966 erscheinen, zum Höhepunkt der Rivalität zwischen Ford und Ferrari, und war als Konkurrenz zu Grand Prix von John Frankenheimer gedacht. Allerdings verzögerten sich die Dreharbeiten aufgrund von Unpässlichkeiten des Hauptdarstellers McQueen. Im Jahr 1969 bauten Porsche und dann Ferrari jeweils die von den Regeln verlangten 25 Exemplare eines neuen Fünf-Liter-Sportwagens. Dadurch konnten Kundenteams, und auch McQueens Unternehmen, aktuelle Rennwagen der Werksteams erwerben. Die Idee zum Film stammt von Steve McQueen persönlich, der ursprünglich eine authentische Dokumentation über das 24-Stunden-Rennen plante.[1] Als sich kein größerer Produzent für das Projekt gewinnen ließ, gründete er mit einigen anderen Investoren zusammen das Produktionsunternehmen Solar Productions, um den Film doch zu realisieren. McQueen, selbst begeisterter Amateurrennfahrer, der unter anderem beim 12-Stunden-Rennen auf dem Sebring International Raceway in Florida 1970 beim Lauf zur Sportwagenweltmeisterschaft den zweiten Platz errang, wollte ursprünglich zusammen mit Jackie Stewart selbst auf einem Porsche 917 am 24-Stunden-Rennen in Le Mans teilnehmen, was ihm allerdings verwehrt wurde.
Große Teile des Films entstanden trotzdem während des 24-Stunden-Rennens vom 13. und 14. Juni 1970. Der im Rennen teilnehmende Porsche 908/02, den McQueen in Sebring fuhr und der nun von Herbert Linge und Jonathan Williams gesteuert wurde, wurde mit drei Kameras bestückt, die während des Rennens über 10.000 Meter Filmmaterial aufnahmen. Durch die Wechsel der Filmrollen während der Boxenstopps verlor das Rennteam viel Zeit und wurde nicht gewertet, obwohl es zu den weniger als zehn Fahrzeugen gehörte, welche die 24 Stunden durchhielten. Zusätzlich zu den Originalaufnahmen beim Rennen wurden später Szenen nachgedreht. Hierzu wurden mehrere Rennsportgrößen mitsamt Originalfahrzeugen angeworben, unter anderen der Porsche-Werksfahrer und McQueen-Freund Jo Siffert sowie Vic Elford, Herbert Linge, Derek Bell, Rolf Stommelen und Herbert Müller. Zudem soll McQueen bei zahlreichen nachgestellten Rennszenen selbst am Steuer eines Porsche 917 gesessen haben. Bei den Unfallszenen wurden günstige Lola T70-Chassis mit entsprechenden Anbauten zerstört. Der Fahrer David Piper verlor einen Unterschenkel; dieses Opfer wird im Abspann erwähnt.
Le Mans konnte nach einer Produktionszeit von über einem Jahr erst im Oktober 1971 präsentiert werden. Insgesamt wurde der Film trotz eindrucksvoller Bilder, rasanter Schnitte und aufwendiger Produktion (die Dreharbeiten dauerten mehr als ein halbes Jahr) aufgrund einer dahinter zurücktretenden Handlung und mageren Dialogen kein großer Publikumserfolg, gilt jedoch als ein Meilenstein im Genre des Rennsportfilms.
Kritiken
Quelle | Bewertung |
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Rotten Tomatoes | |
Kritiker | [2] |
Publikum | [2] |
Metacritic | |
Kritiker | [3] |
IMDb | [4] |
Der Film erhielt gemischte bis überwiegend positive Kritiken und erreichte bei Rotten Tomatoes eine Bewertung von 70 %, basierend auf 10 Kritiken sowie 80 % vom Publikum bei rund 5.800 Stimmen.[2] Bei Metacritic konnte ein Metascore von 52, basierend auf fünf Kritiken, erzielt werden.[3] Bei IMDb erhielt der Film 6,8 von möglichen 10 Sternen bei rund 8.000 abgegebenen Stimmen.[4] (Stand: 17. Oktober 2019)
„Atmosphärisch dichte und teilweise spektakuläre Bilder vom 24-Stunden-Rennen in Le Mans, kombiniert mit einer eher rudimentären Spielhandlung. Vom Schauspieler und Amateurrennfahrer Steve McQueen ursprünglich als aufwendiger Dokumentarfilm konzipiert, später aus Gründen der Publikumswirksamkeit den Konventionen der Hollywooddramaturgie angepasst – leider auf Kosten der Spannung.“ – Lexikon des internationalen Films[5]
Sonstiges
- Fünf Tage vor der Uraufführung des Films, am 24. Oktober 1971, starb Jo Siffert bei einem Rennunfall während eines nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Laufs der Formel 1 im englischen Brands Hatch.
- Das tatsächliche 24-Stunden-Rennen von 1970 wurde, anders als im Film, nicht von dem Zweikampf zwischen Ferrari und Porsche dominiert, sondern vom Duell der Porsche-Teams Gulf-Wyer-Porsche und Porsche Salzburg, welches letzteres mit dem Sieg von Hans Herrmann und Richard Attwood für sich entschied. Das Duell Porsche 917 K gegen Ferrari 512S gab es so nicht, da der 1970 genutzte 512S dem 917 deutlich unterlegen war.
- Es gibt im Film einen Cameo-Auftritt des viermaligen Le Mans Siegerwagens Ford GT40. In der Anfangssequenz, welche die Verkehrsströme zeigt, die sich wegen des Rennens auf die Stadt zubewegen, taucht urplötzlich mitten in einer Straßenszene mit mehrheitlich französischen Kleinwagen ein Ford GT40 auf. Das Straßenschild, das die Richtung nach Le Mans weist, ist ebenfalls zu erkennen. Er ist quasi als Zuschauer zu dem Rennen unterwegs, zu dem er 1970 nicht mehr antreten wird. Es ist Steve McQueens Hommage an einen berühmten Rennsportwagen.
- Der Spruch "Rennen ist Leben. Der Rest ist Warten." wird Steve McQueen in seiner Rolle als Michael Delaney zugeschrieben.
- In Deutschland kam der Film am 26. Oktober 1971 erstmals in den Kinos.
Auszeichnungen
- Golden-Globe-Nominierung für die beste Filmmusik 1972 (von Michel Legrand; verlor gegen Isaac Hayes für die Filmmusik von Shaft)
Dokumentation
2015 erschien ein Dokumentarfilm unter dem Titel Steve McQueen: The Man & Le Mans von John McKenna und Gabriel Clarke, der mit Interviews und Privataufnahmen sowie mit Filmausschnitten und Making-of-Aufnahmen zum Film Le Mans die Leidenschaft McQueens zum Motorsport und Hintergrundinformationen zu den Dreharbeiten aufwartet. Zu Wort kommen McQueens geschiedene Frau Neile Adams, McQueens Sohn Chad McQueen, beteiligte Filmcrew-Mitglieder und den Fahrern – insbesondere auch David Piper, der während der Dreharbeiten seinen Unterschenkel verlor.
Weblinks
- Le Mans in der Internet Movie Database (englisch)
- Le Mans bei Rotten Tomatoes (englisch)
Einzelnachweise
- Joerg Agip Kappeller: Racer – Steve Mc Queen in „Le Mans“ (Lee H. Katzin, 1971). In: filmtexte.de. Archiviert vom Original am 05-04-2007; abgerufen am 29. Januar 2007.
- Le Mans. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
- Le Mans. In: Metacritic. CBS, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
- Le Mans. Internet Movie Database, abgerufen am 3. März 2022 (englisch).
- Le Mans. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.