Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft
Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) mit Hauptsitz in Senftenberg verwaltet, saniert und gestaltet die Nachfolgelandschaften des Braunkohlebergbaus aus der Zeit von 1949 bis 1989 in der Lausitz (Lausitzer Braunkohlerevier) und in Mitteldeutschland um Leipzig (Mitteldeutsches Braunkohlerevier) und verwahrt stillgelegte Kali-, Spat- und Erzbergwerke in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Unternehmen gehört vollständig der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesfinanzministerium.[1]
Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1995 |
Sitz | Senftenberg |
Leitung | Bernd Sablotny, Gunnar John |
Mitarbeiterzahl | 680 (Stand: 2021) |
Branche | Braunkohlensanierung |
Website | www.lmbv.de |
Stand: 31. Dezember 2021 |
Die LMBV erfüllt als bergrechtliches Unternehmen ihre Abschlussbetriebspläne, verbessert die Wasserqualität der von ihr hergestellten Tagebaurestseen (Tagebaurestlöcher), stabilisiert dazu die Tagebau-Böschungen, saniert Bergbau-Altlasten, verfüllt und sichert ehemalige Schächte des Kali-, Spat- und Erzbergbaus sowie verkauft nicht mehr benötigte Grundstücke und Immobilien. Sie fördert die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe auf vormaligen bergbaulich genutzten Arealen sowie die touristische Nutzung der ehemaligen Bergbauflächen (Flächenrecycling). Zu den Immobilien der LMBV gehörten in der Anfangszeit unter anderem auch aufgegebene Tagebaue, Braunkohlekraftwerke, Brikettfabriken, Kokereien, Bahnanlagen und Kohle-Umschlagplätze. Rund 100.000 Hektar hatte das Unternehmen anfänglich im Besitz; zwei Drittel davon wurden bereits an Nachnutzer veräußert. Weite Teile vormaliger Innenkippen, insbesondere in der Lausitz, müssen in den kommenden Jahrzehnten noch gesichert werden. Bis dahin sind rund 30.000 Hektar dieser Innenkippen in der Lausitz noch vorsorglich geotechnisch gesperrt.
Geschichte
Die LMBV, als Nachfolgegesellschaft der Treuhandanstalt, ging am 31. August 1995 aus der Verschmelzung der jeweils 1994 gegründeten Lausitzer Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LBV) und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (MBV) durch Zusammenlegung hervor. Gegründet wurde sie auf Initiative der Bundesregierung und der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Am 8. September 2014 verschmolz die LMBV-Tochter Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetriebe (GVV) mit der LMBV. Die Aufgaben der GVV werden seitdem im Sanierungsbereich Kali-Spat-Erz fortgeführt.
Die LMBV hatte anfänglich bis zu 20.000 Mitarbeiter. Derzeit hat das Unternehmen etwa 680 aktive Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand: 31.12.21) in drei Betrieben (Senftenberg, Leipzig, Sonderhausen).
Finanzierung
Die LMBV wird im Wesentlichen von der Bundesregierung (Bundesfinanzministerium) über Zuwendungen aus dem Bundeshaushalt finanziert. Die neuen Bundesländer BB, SN, SA und TH beteiligen sich an der Grundsanierung mit 25 Prozent. Die Investitionssumme betrug bisher etwa 11 Milliarden Euro.
Im Jahr 2021 wird die LMBV Leistungen in einem Finanzierungsumfang von ca. 258 Mio. € erbracht haben. In den Maßnahmen nach § 2 des Verwaltungsabkommens Braunkohlesanierung werden das ca. 195 Mio. €, für die Maßnahmen nach § 3 des Verwaltungsabkommens ca. 48 Mio. € und für die Maßnahmen entsprechend § 4 ca. 15 Mio. € sein. Im Bereich Kali-Spat-Erz werden wir bis zum Jahresende Verwahrungsleistungen in Höhe von etwa 22 Mio. € realisieren.
Das Bundesfinanzministerium rechnete 2012 mit 1,2 Milliarden Euro Ausgaben für Bund und Länder bis 2017. Der finanzielle Sanierungsaufwand von 1990 bis 2021 belief sich auf 11,5 Mrd. €.[2] Tatsächlich werden Bund und Länder bis 2022 etwa 11,9 Mrd. Euro für die Bewältigung der Altlasten aus dem Braunkohlebergbau mittels der LMBV ausgegeben haben.[3]
Bis Ende 2022 gilt als Finanzierungsgrundlage das sogenannte VA VI (Verwaltungsabkommen Braunkohlesanierung 2018–2022), zuvor war das Verwaltungsabkommen VA V vom 20. Februar 2013 bis 2018 gültig. Ein weiteres Abkommen wird voraussichtlich 2022 für den Zeitraum bis 2027 abgeschlossen werden.[4][5][6]
Projekte
In Revieren der Lausitz und in Mitteldeutschland ist in Verantwortung der LMBV eine Vielzahl von neuen künstlichen Seen entstanden, darunter etwa 50 größere Bergbaufolgeseen. Noch nicht alle Seen sind vollständig geflutet; bei einigen wird es noch Jahrzehnte dauern.
Das größte Projekt in der Lausitz ist das Lausitzer Seenland. Im Südraum von Leipzig entstehen sieben größere Bergbaufolgeseen (Leipziger Neuseenland).
Von 39 großen Braunkohle-Tagebauen, die Anfang der 1990er Jahre im Osten Deutschlands noch in Betrieb waren, sind sieben privatisiert und 32 stillgelegt und an die LMBV überführt worden. Unter anderem wurden folgende Tagebaue aufgegeben:
Kampf gegen die Verockerung der Spree
Die Spree und weitere Gewässer in der Lausitz sind unterschiedlich stark von Verockerung betroffen. Das Problem der braunen Spree hat vermutlich zwei Ursachen:
Zum einen enthalten offenbar Schichten u. a. des LEAG-Braunkohle-Tagebaus Welzow Süd I Eisenverbindungen, die im Zuge des Kohlenabbaus ins Grundwasser geschwemmt werden. Das Institut „Eurofins Umwelt Ost“,[7] Greenpeace und der BUND Brandenburg nahmen Wasserproben an den Stellen, wo Sümpfungswasser von 'Welzow Süd' in umliegende Gewässer eingeleitet wird („Einleitstellen“) und fanden an elf von 15 Messpunkten Eisenwerte teils weit über den geltenden Grenzwerten. In umliegenden Bachbetten fanden sie eine bis zu 30 Zentimeter dicke Schlammschicht aus Eisenocker.
Zum anderen gab es in der Lausitz früher große Eisenerzvorkommen, die als oberflächennah („Raseneisenerz“) abgebaut wurden (Näheres hier). Die im Boden der Lausitz natürlich vorhandenen Minerale Pyrit (auch Katzengold genannt) und Markasit sind chemische Verbindungen von Eisen und Schwefel, Eisensulfid. Durch den Kontakt mit Luftsauerstoff in Folge der Grundwasserabsenkung verwittern die Eisensulfide und es entstehen Eisenhydroxid und Sulfat. Wenn das Grundwasser wieder steigt – z. B. in niederschlagreichen Jahren – werden vermutlich Eisen und Sulfat großräumig in Flüsse und Seen der Lausitz eingetragen.[8]
Die LMBV beobachtet Lage und Entwicklung mittels Messstellen („Montanhydrologisches Monitoring“) in Brandenburg und Sachsen. Die LMBV bzw. ihre Partner bei Behörden und Kommunen beauftragten Untersuchungen, um Belastungsschwerpunkte im Zuge des Grundwasserwiederanstiegs zu ermitteln. Sie entwickelte verschiedene Modelle und möchte herausfinden, was erfolgversprechende Maßnahmen sein könnten und was sie (wenn es welche gibt) voraussichtlich kosten.
Im Frühjahr 2013 haben die LMBV, zuständige Behörden, Boden- und Wasserverbände sowie Kommunen begonnen, einen Maßnahmenkatalog umzusetzen.[9] Dies soll die Verockerung von Flüssen und Seen in der Lausitz reduzieren.
Sanierungsstandorte des Bereiches Kali-Spat-Erz
Zum Schutz der Erdoberfläche verfüllt und sichert der Bereich Kali-Spat-Erz, vormals als GVV (Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetriebe) eine Tochtergesellschaft der LMBV, die untertägigen Grubenhohlräume im Bereich der stillgelegten Kali-, Spat- und Erzbergwerke im Osten Deutschlands. Am 8. September 2014 erfolgte die Eintragung der Verschmelzung der GVV auf die LMBV in das Handelsregister. Die Aufgaben der GVV werden seitdem in der LMBV im Bereich Kali-Spat-Erz fortgeführt.[10]
Vormalige und aktive Sanierungsstandorte des LMBV-Bereiches Kali-Spat-Erz umfassten 2015:[10]
Kali
Der Bereich umfasst die ehemaligen Betriebe des Kombinates Kali wie
- Staßfurt (VEB Kali- und Steinsalzbetrieb Saale – Staßfurt)
- Bischofferode (Kaliwerk Bischofferode)
- Bleicherode
- Sollstedt
- Sondershausen (Kaliwerk Glückauf Sondershausen)
- Roßleben
- Volkenroda
- Dorndorf (Krayenberggemeinde)
Siehe auch
Weblinks
- Lausitzer Braunkohlenrevier 1990–2017 braunkohle.de, Memento von archive.org vom 13. September 2019
- LMBV-YouTube Channel
Einzelnachweise
- Anhang zum Jahresabschluss 2012, veröffentlicht im Elektronischen Bundesanzeiger.
- Finanzierung der Braunkohlesanierung ab 2013 steht - BMU-Pressemitteilung. Abgerufen am 14. Januar 2021.
- Finanzrahmen_mt.png (1255×703) (braunkohlesanierung.de)
- Information zur Sanierung der Altlasten des Braunkohlebergbaus in den neuen Ländern. (PDF) In: bmu.de. Oktober 2012, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Bekanntmachung des vierten ergänzenden Verwaltungsabkommens. (PDF) In: lmbv.de. Bundesministerium der Finanzen, 13. Februar 2013, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Fünftes ergänzendes Verwaltungsabkommen zum Verwaltungsabkommen über die Regelung der Finanzierung der ökologischen Altlasten. (PDF) In: lmbv.de. 10. Januar 1995, abgerufen am 14. Januar 2021.
- eurofins.de
- LMBV: Verockerung und braune Spree: Historische Hintergründe
- Konkrete Maßnahmen der LMBV
- LMBV Verwahrung Kali-Spat-Erz