Lüen
Lüen (rätoromanisch ) ist eine Ortschaft in der Gemeinde Arosa, Kanton Graubünden.
Lüen | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Graubünden (GR) | |
Region: | Plessur | |
Politische Gemeinde: | Arosa | |
Postleitzahl: | 7027 | |
frühere BFS-Nr.: | 3925 | |
Koordinaten: | 765800 / 189147 | |
Höhe: | 990 m ü. M. | |
Fläche: | 3,49 km² | |
Einwohner: | 81 (31. Dezember 2012) | |
Einwohnerdichte: | 23 Einw. pro km² | |
Website: | www.lueen.ch | |
Lüen | ||
Karte | ||
Bis Ende 2012 bildete Lüen eine eigene politische Gemeinde. Am 1. Januar 2013 schloss sich diese, zusammen mit den damaligen Gemeinden Calfreisen, Castiel, Langwies, Molinis, Peist und St. Peter-Pagig, der Gemeinde Arosa an.
Wappen
Blasonierung: In Blau golden Buchstabe L, belegt mit goldenem Pfeil in Pfahlstellung.
Die Initiale des ehemaligen Gemeindenamens wird vom Pfeil als dem Symbol der Talschaft überdeckt. Farben des Zehngerichtenbundes.
Geographie
Lüen liegt auf der rechten, nördlichen Talseite des Schanfiggs, sieben Kilometer (Luftlinie) östlich von Chur. In einem schmalen Streifen erstreckt sich das ehemalige Gemeindegebiet von 750 m ü. M. am Talfluss Plessur fast bis zum Grat hinauf. Der tief eingeschnittene Flusslauf bildet auf rund 2 km Länge, zwischen den Mündungen von Schelmentobel und Clasaurer Tobel, die ehemalige Gemeindegrenze. Oberhalb eines steilen bewaldeten Hangabschnitts liegt das Haufendorf Lüen auf einer Hanglehne, umgeben von Wiesen und Obstbäumen. Jenseits der rund 200 Höhenmeter oberhalb des Dorfes verlaufenden Talstrasse umfasst das Territorium die westliche Flanke des Clasaurer Tobels mit Maiensässen, Waldstücken und den Weiden am Lüener Berg. Der höchste Punkt wird mit 2217 m ü. M. an der Südseite des Hochwangs erreicht.
9 % des ehemaligen Gemeindegebietes sind unproduktiv, 52 % bewaldet und 37 % werden landwirtschaftlich genutzt. Nachbargemeinden waren Castiel, St. Peter-Pagig, Molinis und Tschiertschen-Praden.
Geologie
Das Schanfigg wird zum grossen Teil von penninischen Bündnerschiefern aufgebaut. Bei Lüen treten diese als Kalkschiefer bis kieselige Kalkschiefer auf. Der Fels ist mit Moränen und fluvioglazialen Schottern bedeckt.
Geschichte
Ursprünglich war das Dorf von Rätoromanen besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung von Leune (Ortsname ungeklärter, jedoch sicher vorrömischer Herkunft[1]) datiert von 1084, als die freien Lüener die neu erbaute Kirche dem Churer Bischof schenkten. In den Drei Bünden gehörte der Ort als Nachbarschaft des Gerichts Ausserschanfigg zum Zehngerichtenbund. 1530 schloss sich Lüen der Reformation an. 1520 zinste eine Familie Schmid für ein Gut in Vanüla der Kirche St.Martin in Chur. Ende des 16. Jahrhunderts ging man von der romanischen zur deutschen Sprache über. Eine Kollekte der evangelischen Gemeinden erfolgte nach einem Dorfbrand im Januar 1842.
Bevölkerung
Die Bevölkerungszahl von Lüen ist seit 150 Jahren mehr oder weniger stabil: 1850: 83, 2005: 79.[2]
Wirtschaft
In Lüen arbeiten sieben Personen in Landwirtschaftsbetrieben, zwei Stellen gibt es im Dienstleistungssektor (Stand 2002). Die restlichen Bewohner finden ausserhalb der ehemaligen Gemeinde Arbeit. Das 1913/14 erstellte Wasserkraftwerk Lüen wird heute von Arosa Energie betrieben.
Verkehr
Seit 1914 ist die ehemalige Gemeinde mit der unterhalb des Dorfes gelegenen Station Lüen-Castiel an der durch die Rhätische Bahn betriebenen Bahnstrecke Chur–Arosa an das Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen. Von Castiel aus führt eine schmale Strasse ab der Schanfiggerstrasse nach Lüen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Intaktes Dorfbild mit Holzhäusern in walserischer Strickbauweise.
- Bahnhof Lüen-Castiel (Heimatstil, 1914)
- Die reformierte Dorfkirche wurde 1084 im romanischen Stil erbaut. Sie war dem heiligen Zeno geweiht und weist im Innern frühgotische Wandmalereien aus der Werkstatt des Waltensburger Meisters auf (Mitte 14. Jahrhundert).
Literatur
- Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich 2003, ISBN 3-7253-0741-5.
- Hans Danuser / Walser-Vereinigung Graubünden (Hrsg.): Alte Wege im Schanfigg. Verlag Walser-Vereinigung Graubünden, Splügen 1997.
- C. Fischer: Land und Leute im Tale Schanfigg. Manatschal Ebner & Cie., Chur 1905.
- Peter Masüger: Vom Alträtoromanischen zum «Tschalfiggerisch». In: Terra Grischuna, 48. Jahrgang, Heft 1, Terra Grischuna Verlag, Chur 1990, ISSN 1011-5196.
- Christian Patt: Schanfigger Wörter. Eine Ergänzung zum Davoser Wörterbuch. Verlag Walservereinigung Graubünden, Chur 1986.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden II. Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.
- E. Rud: Das Schanfigg. Buchdruckerei AG Arosa, Arosa o. J. (um 1920).
- Jürg Simonett: Lüen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
Einzelnachweise
- Rätisches Namenbuch. Begründet von Robert von Planta. Band II: Etymologien. Bearbeitet und herausgegeben von Andrea Schorta. Bern 1964, S. 734.
- Historisches Lexikon der Schweiz; Volkszählungen; Gemeindestatistik