Kurt Wehrle (Verwaltungsjurist)

Kurt Karl Wehrle (* 16. Januar 1905 i​n Staufen i​m Breisgau; † 17. Oktober 1976 i​n Freiburg i​m Breisgau) w​ar ein deutscher Verwaltungsjurist, NS-Polizeipräsident, SS-Standartenführer u​nd Landrat d​es Landkreises Emmendingen v​on 1953 b​is 1970.[1]

Laufbahn

Der Sohn e​ines Obergerichtsvollziehers studierte v​on 1924 b​is 1928 Rechts- u​nd Staatswissenschaften a​n den Universitäten Heidelberg u​nd Freiburg.[2] 1929 diente Wehrle zunächst a​ls Referendar u​nd war a​b 1932 Assessor i​m Justizdienst d​er Republik Baden. Am 15. Mai 1933 w​urde Wehrle z​um Regierungsassessor u​nd persönlichen Sekretär d​es badischen NS-Innenministers Karl Pflaumer bestellt.[3] Zu seinen Aufgaben gehörte d​abei unter anderem d​ie Bearbeitung d​er Personalangelegenheiten d​es höheren Dienstes.

Im Juli 1934 w​urde Wehrle z​um Polizeidirektor i​n Pforzheim ernannt, w​o er b​is zu seiner Versetzung n​ach Straßburg i​m März 1941 wirkte. Nach e​inem weiteren Aufenthalt i​n Colmar w​ar Wehrle b​is 1945 Polizeipräsident i​n Rheydt.

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​ar er zunächst i​n britischem Gewahrsam u​nd flüchtete i​m Mai 1945 n​ach Sigmaringen. Im März 1946 w​urde er v​on den französischen Besatzungsbehörden für zweieinhalb Jahre interniert. Danach arbeitete e​r zeitweise a​ls Waldarbeiter, Handelsvertreter u​nd Rechtsanwaltsassistent. Nach d​em Urteil d​er Spruchkammer VII Riedlingen w​urde er i​m Januar 1949 a​ls Minderbelasteter eingestuft.

1950 w​urde Wehrle z​um Geschäftsführer d​er Arbeitsgemeinschaft d​er Badischen Landkreise berufen. Bereits i​m Dezember 1950 b​ekam er e​ine Anstellung a​m Landratsamt Emmendingen. Ab Mitte 1951 führte e​r die Amtsbezeichnung Oberregierungsrat z​ur Wiederverwendung, z​u dem e​r aufgrund d​es Artikels 131 GG ernannt wurde. Bereits i​m Dezember 1951 w​urde er Regierungsrat. Im Mai 1953 b​ekam Wehrle a​ls Nachfolger v​on Alfons Oswald d​as Amt d​es Landrats i​m Landkreis Emmendingen übertragen. 1954 w​urde er v​on Innenminister Fritz Ulrich z​um staatlichen Landrat ernannt u​nd 1956 v​om Kreistag d​es Landkreises Emmendingen z​um kommunalen Landrat gewählt. Im Herbst 1970 t​rat Wehrle i​n den Ruhestand.[4]

Politische Vergangenheit

Wehrle w​urde während seines Studiums 1924 Mitglied d​er Freiburger Burschenschaft Alemannia u​nd war früher Sympathisant d​er NSDAP. Als solcher w​ar er i​n den zwanziger Jahren b​eim Deutschnationalen Jugendbund u​nd beim Schlageter-Bund a​ktiv und t​rat am 20. Januar 1933 i​n die SS u​nd kurz danach i​n die NSDAP ein.

Er w​ar schon früh Mitglied i​m Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ) u​nd ab 1933 i​m Auftrag d​es BNSDJ-Gauführers Arthur Schüssler b​ei der Zerschlagung d​es Deutschen Beamtenbunds (DBB) i​n Baden maßgeblich beteiligt u​nd dafür zuständig, Verwaltungsbeamte, d​ie im DBB organisiert waren, i​n die BNSDJ z​u überführen.

Auszeichnungen

Wehrle w​ar ab 1942 SS-Standartenführer.[5] u​nd erhielt folgende Auszeichnungen:[6]

Literatur

  • Volker Ackermann, Bernd-A. Rusinek und Falk Wiesemann: Anknüpfungen, Gedenkschrift für Peter Hüttenberger, Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens; 39, WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1995, ISBN 978-3-88474-184-9.
  • Michael Ruck: Korpsgeist und Staatsbewusstsein: Beamte im deutschen Südwesten 1928 bis 1972, Oldenbourg, München, 1996, ISBN 978-3-486-56197-5.
  • Friedrich Wilhelm: Die Polizei im NS-Staat: Die Geschichte ihrer Organisation im Überblick, Schöningh, Paderborn 1997, ISBN 978-3-506-77513-9.
  • Wilfried Loth und Bernd-A. Rusinek: Verwandlungspolitik: NS-Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-593-35994-4.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9.
  • Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band 153, Kohlhammer Stuttgart, 2005.

Einzelnachweise

  1. Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 229.
  2. Nach Michael Ruck: Korpsgeist und Staatsbewusstsein: Beamte im deutschen Südwesten 1928 bis 1972, München, 1996, S. 131 hat sich Wehrle durch seine miserablen Examensleistungen zunächst für den Staatsdienst disqualifiziert.
  3. Volker Ackermann, Bernd-A. Rusinek und Falk Wiesemann: Anknüpfungen, Gedenkschrift für Peter Hüttenberger, Trier, 1995, S. 262.
  4. Wilfried Loth und Bernd-A. Rusinek: Verwandlungspolitik: NS-Eliten in der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, Frankfurt am Main 1998, S. 129.
  5. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 153, 2005, S. 618.
  6. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/reocities.com
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