Kurt-Wabbel-Stadion
Das Kurt-Wabbel-Stadion war ein Fußballstadion mit Leichtathletikanlage in der sachsen-anhaltischen Stadt Halle (Saale). In seiner langen Geschichte war das Stadion Austragungsort zahlreicher Wettkämpfe verschiedener Sportarten. Es diente dem Halleschen Fußballclub als Heimstätte. Die Anlage war im Besitz der Stadt Halle und lag im Stadtzentrum. Es war mit einem Rasenplatz, zwei überdachten Zuschauertribünen, einer 400-m-Leichtathletiklaufbahn und einer Flutlichtanlage ausgestattet. Es hatte eine nominelle Kapazität von etwa 15.000 Zuschauern.[2]
Kurt-Wabbel-Stadion | ||
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Das Wabbel[1] | ||
Blick auf das Stadion beim Spiel Hallescher FC gegen Babelsberg 03 am 9. Mai 2009 | ||
Frühere Namen | ||
Stadion am Gesundbrunnen (ab 1923), Mitteldeutsche Kampfbahn (bis 1936), | ||
Daten | ||
Ort | Kantstraße 2 06110 Halle (Saale), Deutschland | |
Koordinaten | 51° 27′ 55″ N, 11° 57′ 43″ O | |
Eigentümer | Stadt Halle (Saale) | |
Baubeginn | 1921 | |
Eröffnung | 27. Mai 1923 | |
Abriss | Sommer 2010 | |
Oberfläche | Naturrasen | |
Architekt | Wilhelm Jost | |
Kapazität | 15.000 Plätze | |
Veranstaltungen | ||
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Lage | ||
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Geschichte
1923 eröffnet, wurde es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Kurt Wabbel, dem Arbeitersportler, Gewerkschaftsfunktionär und Lokalpolitiker der Hallenser KPD, benannt. Der Name war zwar nach dem Zusammenbruch der DDR umstritten, blieb aber bis zum Abriss des Stadions erhalten.[3]
Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte der FC Wacker 1900 Halle zeitweilig zu den stärksten mitteldeutschen Fußballklubs, in der Saison 1920/21 wurde der Klub Mitteldeutscher Meister. Die Stadt Halle begann unter anderem daraufhin 1921 mit dem Bau eines Stadions mit dem Plannamen Mitteldeutsche Kampfbahn unter Leitung von Stadtbaurat Wilhelm Jost. Weil Schwierigkeiten bei der Finanzierung auftraten, konnte das Stadion mit seiner vollen Kapazität von 32.000 Steh- und 3.000 Sitzplätzen erst am 22. August 1936 eingeweiht werden. Der nationalsozialistische Stadtrat hatte zuvor entschieden, der Sportanlage den Namen Kampfbahn der Stadt Halle zu verleihen. 1939 wurde der Name nach dem NSDAP-Märtyrer in Horst-Wessel-Kampfbahn abgeändert. Das Stadion entwickelte sich zu einer der wichtigsten Sportstätten Mitteldeutschlands, in dem neben Fußball auch Meisterschaften im Radfahren (u. a. mehrfach Etappenort bei der Friedensfahrt), Boxen, und in der Leichtathletik ausgetragen wurden.
Anstelle des nationalsozialistisch geprägten Namens erhielt das Stadion den noch heute aktuellen Namen Kurt-Wabbel-Stadion nach dem Hallenser Schwerathleten und kommunistischen Gewerkschaftsfunktionär und Stadtverordneten Kurt Wabbel, der 1944 im Außenlager Wernigerode des KZ Buchenwald ums Leben gekommen war, bzw. Suizid beging.[4] Ab den 1960er Jahren wurde das Stadion weitgehend nur noch für Fußballspiele des größten halleschen Fußballklubs HFC Chemie genutzt, zu denen neben den normalen Meisterschaftsspielen auch Europapokalspiele gegen die PSV Eindhoven und Torpedo Moskau gehörten. Im Kurt-Wabbel-Stadion wurden 1949, 1968 und 1971 die Endspiele um den FDGB-Pokal ausgetragen.
Nachdem bereits 1956 die Laufbahn erneuert und 1961 die erste Zuschauertribüne errichtet wurde, erhielt das Stadion 1969 eine Flutlichtanlage, um den internationalen Ansprüchen gerecht zu werden. Die neue Flutlichtanlage wurde am 5. Oktober 1969 mit dem Freundschaftsspiel HFC Chemie gegen Górnik Zabrze vor 20.000 Zuschauern eingeweiht. Im Jahr 1975 wurde die Leistung der Flutlichtanlage auf 850 Lux erhöht und der Komfort des Stadions durch die Überdachung von 300 Sitzplätzen verbessert. Weitere sechs Jahre später wurden auf der Gegengeraden weitere 500 Sitzplätze eingerichtet.
Bei einem Derby der beiden halleschen Fußballmannschaften Hallescher FC und VfL Halle 1896 am 26. September 1997 wurden drei Zuschauer getötet und sieben weitere verletzt, als ein Fallschirmspringer des Flugsportvereins Halle-Oppin e. V. in den Kassenbereich stürzte. Der ums Leben gekommene Fallschirmspringer gehörte zu einer Gruppe von zehn Springern, die den Spielball auf das Spielfeld bringen sollte, doch sein Fallschirm öffnete sich nicht.[5] Eine Gedenkplakette an der Stadionmauer erinnert an das tragische Unglück.[6][7]
Neues Stadion
Am 26. November 2008 beschloss der Stadtrat Halle nach langanhaltenden Diskussionen den Abriss des Kurt-Wabbel-Stadions und den Bau einer modernen Fußballarena mit 15.000 Plätzen. Das alte Stadion wurde 2010 abgerissen. Erhalten und in den Neubau integriert wurden die unter Denkmalschutz stehende Außenmauer und die Torbögen, die sich bereits am 1936 errichteten Kurt-Wabbel-Stadion befanden, sowie die Arbeiterstandbilder, die 1951 von der Thingstätte in den Brandbergen ans Stadion umgesetzt worden waren. Das neue Fußballstadion mit Namen Erdgas Sportpark (heute: Leuna-Chemie-Stadion) wurde im September 2011 fertiggestellt und kostete etwa 17,5 Mio. Euro.[8] Das offizielle Eröffnungsspiel fand am 20. September 2011 zwischen dem HFC und dem HSV (1:4) statt.
Fußball-Länderspiele
Die Fußballnationalmannschaft der DDR trug im Stadion von 1975 bis 1988 fünf Länderspiele aus.
(Datum, Begegnung, Ergebnis, Zuschauer) | |||
28. Mai 1975 | DDR – Polen | 1:2 | 20.000 |
4. Okt. 1978 | DDR – Island | 3:1 | 12.000 |
19. Nov. 1980 | DDR – Ungarn | 2:0 | 14.000 |
13. Nov. 1983 | DDR – Schottland | 2:1 | 18.000 |
30. März 1988 | DDR – Rumänien | 3:3 | 6.500 |
Literatur
- Hanns Leske: Enzyklopädie des DDR-Fußballs. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-556-3, S. 355.
Weblinks
- Geschichte des Stadions auf der Website des Erdgas Sportparks
- Bildergalerie 1
- Bildergalerie 2
- "Stadtrat stimmt für Sanierung des Stadions" In: Mitteldeutsche Zeitung vom 26. November 2008, abgerufen am 8. Juli 2021
- erdgas-sportpark.de
- Sportalmanach 2009 Stadtsportbund Halle e. V.
Einzelnachweise
- MDR Zeitreise: Kurt-Wabbel-Stadion Halle. In: mdr.de. 17. August 2016, abgerufen am 2. Februar 2022.
- erdgas-sportpark.de: Die Jahre 1920–1945
- Sportalmanach 2009 (Memento vom 25. Juni 2016 im Internet Archive) Stadtsportbund Halle e. V, S. 18.
- Frank Hirschinger: Fälschung und Instrumentalisierung antifaschistischer Biographien. Das Beispiel Halle/Saale 1945–2005 . V und R Unipress, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89971-354-1.
- Fabian Lamster: Das Stadionunglück in Halle. 3. Mai 2018, abgerufen am 2. Juni 2018.
- archiv.rhein-zeitung.de: "Es kann keiner richtig nachvollziehen" Artikel vom 29. September 1997.
- mz-web.de: Fallschirm-Unglück vor Stadion «Sie wollten nur Fußball sehen» Artikel vom 21. September 2007.
- nachrichten.lvz-online.de: Abriss des Kurt-Wabbel-Stadions hat begonnen (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Artikel vom 13. Juli 2010.