Kościernica (Polanów)
Kościernica (deutsch Kösternitz (ältere Bezeichnung: Cösternitz), Kreis Schlawe in Pommern) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern und gehört zur Stadt- und Landgemeinde Polanów (Pollnow) im Powiat Koszaliński (Köslin).
Kościernica | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Westpommern | ||
Powiat: | Koszalin | ||
Gmina: | Polanów | ||
Geographische Lage: | 54° 10′ N, 16° 27′ O | ||
Einwohner: | 270 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 94 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ZKO | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | DW 206: Koszalin−Miastko | ||
Eisenbahn: | kein Bahnanschluss | ||
Nächster int. Flughafen: | Danzig Stettin-Goleniów | ||
Geographische Lage
Kościernica liegt an der Woiwodschaftsstraße 206 Koszalin (Köslin) – Polanów – Miastko (Rummelsburg), 20 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Koszalin und 15 Kilometer nordwestlich von Polanów. Bis 1945 bestand Anschluss über eine eigene Bahnstation an die Kleinbahnstrecke Köslin–Pollnow der Köslin–Belgarder Bahnen.
Nachbardörfer von Kościernica sind: Mokre (Mocker) im Westen, Ratajki (Ratteick) und Powidz (Friedensdorf) im Norden, Sowinko (Neu Zowen) und Nacław (Natzlaff) im Osten sowie Wyszewo (Seidel) mit Wiewiórowo (Viverow) im Süden.
Kościernica liegt auf einer weiten Rodungsfläche in großen Forsten in einem hügeligen Endmoränengelände, dessen Kuppen auf über 93 Meter, im Süden sogar bis zu 125 Meter über NN. ansteigen. Die ehemals sogenannten Kösternitzer Höhen bilden eine Wasserscheide: die Polnica (Pollnitz), die an der östlichen Gemarkungsgrenze bei Sowinko entspringt, entwässert das Gelände in Richtung Westen zum Jezioro Jamno (Jamunder See). Südlich des Dorfes verläuft eine Seenkette, die eine Verbindung nach Süden über den Jezioro Nicemino (Nitzminer See) bis zum Tal der Radew (Radüe) darstellt.
Ortsname
Der Name Kösternitz bzw. Kościernica kommt noch einmal vor als Kösternitz/Kościernica im Kreis Białogard (Belgard).
Geschichte
Kösternitz war ein altes Ramelsches Lehen. 1456 unterzeichnen die Vettern Hinrik Ramele to Costernitze und Hinrik Ramele to Wosterwitze als Zeugen in zwei Schlawer Urfehdebriefen.
1628 umfasst das Ramelsche Lehen 25½ Hufen. Am 21. April 1662 übernehmen durch einen Konkurs der Schlosshauptmann Adam von Podewils-Krangen und sein Bruder Gerd das Dorf, veräußern es jedoch weiter an Bogislaw von Below. Aus dem von Belowschen Besitz geht das Dorf an Generalleutnant Martin Ludwig von Eichmann, lediglich ein Viertel des Ortes bleibt im Ramelschen Besitz, bis auch dieser Teil 1783 an Familie von Eichmann verkauft wird.
1804 wird für Kösternitz (wie übrigens auch für das benachbarte Steglin, polnisch: Szczeglino) eine Witwe von Drosedow als Besitzerin genannt. 1846 kauft Wilhelm von Sobeck das Gut, das um 1900 im Besitz von Wilhelm Schulz ist.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwirbt Kösternitz ein belgischer Finanzmann namens Balser[1] und behält es bis 1927, als die Herrschaft Kösternitz aufgeteilt wird: das Restgut kauft Balduin Freiherr von Eller-Eberstein, im Übrigen werden vier Bauernhöfe zu je 25 Hektar und zehn bäuerliche Siedlungen angelegt.
Lebten 1818 lediglich 219 Einwohner in Kösternitz, so stieg ihre Zahl schon 1864 auf 530, betrug 1885 bereits 659, sank dann aber wieder 1925 auf 525 und stand 1939 bei 435 (heute leben in Kościernica 284 Einwohner).
Am 1. März 1945 besetzten Truppen der Roten Armee das Dorf. Es kam zu Erschießungen. Infolge des Krieges mussten die Einwohner den Ort verlassen, und Kösternitz wurde als Kościernica polnische und ein Ortsteil der Stadt- und Landgemeinde Polanów im Powiat Koszaliński in der Woiwodschaft Westpommern (bis 1998 Woiwodschaft Köslin).
Amt Kösternitz
Mit den Ortschaften Forsthaus Cronau (polnisch: Kościerza), Eichhof (Mirotki), Forsthaus Kuhstolp (Stołpie) und Neu Kösternitz (Kościerniczka) sowie Grünhof und Helenenhof (beide heute nicht mehr existent) war Kösternitz bis 1945 ein eigener Amtsbezirk im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.
Standesamt Kösternitz
Auch bildete Kösternitz bis 1945 einen eigenen Standesamtsbezirk. Die standesamtlichen Unterlagen aus der Zeit vor 1945 werden heute im Staatsarchiv Koszalin (Köslin) und auch im Standesamt Koszalin aufbewahrt.
Kirche
Ev. Kirchspiel Kösternitz (bis 1945)
Kösternitz, wo bis 1945 fast ausnahmslos Menschen evangelischer Konfession wohnten, war Pfarrdorf für das Kirchspiel seines Namens und gehörte bis 1927 zum Kirchenkreis Rügenwalde, danach zum Kirchenkreis Köslin der Kirchenprovinz Pommern in der Kirche der Altpreußischen Union.
Zum Kirchspiel gehörten neben Kösternitz und Neu Kösternitz (heute polnisch: Koscierniczka) auch der Ort Viverow (Wiewiórowo) sowie die Filialgemeinden Zowen (mit Alt Zowen, Friedensdorf (Powidz), Kritten (Krytno) und Neu Zowen) (Sowinko) und Ratteick (Ratajki) (mit Zirchow B (Sierakówko)). Das Patronat der jeweiligen Kirchen lag vor 1945 bei den Rittergutsbesitzern, darunter von Somborn-Alt Zowen und Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, letzterer als Besitzer von Gut Viverow.
Seit 1946 werden die nur noch wenigen evangelischen Einwohner von Kościernica vom Pfarramt in Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen betreut.
Katholische Filialgemeinde Kościernica (seit 1946)
Heute ist Kościernica nicht mehr Pfarrdorf, sondern – wie auch die Kirchengemeinden Garbno (Gerbin) und Nacław (Natzlaff) eine Filialgemeinde der Pfarrei Szczeglino (Steglin) im Dekanat Polanów (Pollnow)im Bistum Koszalin-Kołobrzeg (Köslin-Kolberg) der Katholischen Kirche in Polen.
Pfarr-/Filial-Kirche
Die Kösternitzer Kirche mit ihrem nach Westen ausgerichtetem Turm ist ein Ziegelbau auf Fundamenten aus Feldstein. Das Gründungsjahr wird heute im 15. Jahrhundert vermutet, und im Laufe der Zeit hat das Gotteshaus viele bauliche Veränderungen erfahren. Die Glocken, die um 1800 umgegossen werden mussten, stammten aus den Jahren 1539 und 1718.
Nach 1945 wurde das Gotteshaus an die Katholische Kirche in Polen enteignet. Am 8. Dezember 1946 wurde es auf den Namen Matki Bożej Królowej Polski (Kirche der Gottesmutter Königin von Polen) geweiht.
Pfarrer von der Reformation bis zum Jahre 1945
- Bartholomäus Adami
- Johann Roggelin
- Martin Klingenberg, 1601
- Georg Glatt (Glattius), 1646–1702
- Renatus Hoffmann, 1703–1715
- Franz Heinrich Möllen, 1715–1737
- Johann Christoph Horn, 1739–1741
- Paul Felix Müller, 1743–1757
- Carl Christian Schultz, 1757–1771
- Georg Joachim Wusterbart, 1771–1808
- Davon Martin Vulpius, 1809–1813
- Johann Heinrich Blume, 1813–1815
- Christian Renatus Gabler, 1815–1834
- Karl Otto Heinrich Spreer, 1857–1865
- Karl Heinrich Reinhold Obenau, 1865–1866
- Georg Wilhelm Justus Knittel, 1867–1883
- Christoph Heinrich Wilhelm Theodor Kähler (sen.), 1881–1924
- Wilhelm Kähler (jun.), 1924–1935
- Johannes Sadewasser, 1936–1940
- Wilhelm Schubring, 1940–1945
Schule
Die zweiklassige Volksschule mit Lehrerwohnungen wurde 1928/29 erbaut. Die Zahl der Schulkinder betrug zuletzt 60, und die letzten deutschen Lehrer waren Otto Siedler und Erich Goll.
Literatur
- Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, hrsg. v. Manfred Vollack, 2 Bände, Husum, 1989
- Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2. Teil, Stettin, 1912
Fußnoten
- Gunthard Stübs: Pommerndatenbank. Abgerufen am 4. Oktober 2019.