Kleingeschaidt

Kleingeschaidt (ostfränkisch umgangssprachlich: Glahgschah[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Heroldsberg im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).

Kleingeschaidt
Höhe: 412 m ü. NHN
Fläche: 1,48 km²[1]
Einwohner: 250 (2008)
Bevölkerungsdichte: 169 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 90562
Vorwahl: 09126
Ortsansicht von Kleingeschaidt mit dem ehemaligen Herrensitz des Ortes
Ortsansicht von Kleingeschaidt mit dem ehemaligen Herrensitz des Ortes
Luftaufnahme von Kleingeschaidt
Das denkmalgeschützte Wohnhaus mit der Hausnummer 32
Das ehemalige Bauernanwesen mit der Hausnummer 33

Lage

Das Dorf gliedert sich in den „alten Ort“ im Norden und in die „Siedlung“ im Süden. Die Siedlung wurde ursprünglich für die Arbeiter einer dort ansässigen Fabrik für Eisenwaren errichtet. Der Ort ist unmittelbar von Acker- und Grünland umgeben. Im Süden befinden sich die Flurgebiete Katzenkopf und Vogelleite, im Nordosten die Eichelleite und im Osten der Hoppberg. Etwas weiter südlich liegen die Waldgebiete Im Blech und Hermannswinkel. Die Kreisstraße ERH 10 führt die Bundesstraße 2 kreuzend nach Großgeschaidt (0,5 km nordwestlich) bzw. nach Tauchersreuth (2,5 km südöstlich).[3]

Geschichte

Der Ort wurde um 1300 als „Kleinen Geschait“ erstmals urkundlich erwähnt.[4] Bestimmungswort des Ortsnamens ist gescheide (mhd. Grenze). Der Ort lag also an einer natürlichen oder politischen Grenze. Als politische Grenze käme die Fraischgrenze zwischen den Ämtern Heroldsberg und Eschenau in Frage. Etwas abwegig aber möglich ist die Ableitung von Geschaide, das in der Fachsprache der Imker einen leeren Bienenbehälter bezeichnet. Demnach wäre dort eine Bienenzucht anzunehmen.[5]

Es ist davon auszugehen, dass Kleingeschaidt die Tochtersiedlung von Großgeschaidt ist. Beide Orte waren ein Reichslehen, das die Burggrafschaft Nürnberg erhalten hatte. Die Nürnberger Patrizier Weigel hatten zu dieser Zeit grundherrliche Ansprüche auf eine Drittelhube in „wenigen Gescheide“ (1320 beurkundet). Außerdem war der Burggraf Albrecht der Schöne im Ort begütert und in dessen Folge sein Schwiegersohn Swantibor I. von Pommern-Stettin. 1391 verkaufte dieser seine Ansprüche an Heinrich und Konrad Geuder. 1439 wurde dieser Besitzkomplex mit acht Anwesen angegeben, 1548 mit sechs Anwesen (drei Höfe, drei Güter), 1778 mit sieben Anwesen (3 Halbhöfe, 1 Söldengut mit Zapfenschenke, 1 Söldengütlein, 2 Güter). Die Geuder erbauten 1614 bis heute erhaltene Herrenhaus und behielten den Besitz bis 1661. Ein weiterer Eigentümer im Ort waren die Nürnberger Patrizier Grundherr. 1435 empfing Paul Grundherr ein Söldengut in „Clein Gescheide“. Während das Gut der Grundherr bis zum Ende des Alten Reiches in deren Händen blieb, gelangte der Geudersche Besitz Mitte des 17. Jahrhunderts an die Patrizier Welser, die ihn bis 1747 behielten. Der Ort lag im Fraischbezirk des brandenburg-bayreuthischen Oberamtes Baiersdorf.[6]

Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde Kleingeschaidt dem Steuerdistrikt Kalchreuth zugeordnet.[7] 1818 entstand die Ruralgemeinde Kleingeschaidt.[8] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in Finanzamt Erlangen umbenannt). Ab 1862 gehörte Kleingeschaidt zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,484 km².[1]

Am 1. Mai 1978 wurde Kleingeschaidt im Zuge der Gebietsreform nach Heroldsberg eingegliedert.[9]

Baudenkmäler

Einwohnerentwicklung

Jahr 18181840185218551861186718711875188018851890189519001905191019191925193319391946195019521961197019872008
Einwohner 115156160164151150147141147125117116121102957692102107201179179180198201250
Häuser[10] 212021232721213658
Quelle [7][11][12][12][13][12][14][12][12][15][12][12][16][12][12][12][17][12][12][12][18][12][1][19][20]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Egidien (Beerbach) gepfarrt.[1] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach Mariä Unbefleckte Empfängnis (Eckenhaid) gepfarrt.

Literatur

Commons: Kleingeschaidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 772 (Digitalisat).
  2. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 132. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: glāgšā.
  3. Kleingeschaidt im BayernAtlas
  4. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 129.
  5. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 126.
  6. D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 129 ff.
  7. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 48 (Digitalisat).
  8. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 31 (Digitalisat).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
  10. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  11. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 91 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 155 Einwohner.
  12. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 170, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  13. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1016, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1113 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1180 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1217 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1050 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 173 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 334 (Digitalisat).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.