Kitty-Hawk-Klasse
Die Kitty-Hawk-Klasse ist eine Klasse von Flugzeugträgern der United States Navy. Sie besteht aus vier Schiffen, wobei die vierte Einheit stark modifiziert wurde. Diese vier Einheiten sind USS Kitty Hawk (CV-63), USS Constellation (CV-64), USS America (CV-66) und USS John F. Kennedy (CV-67), letztere wird zum Teil als eigene Klasse angesehen.
Kitty Hawk 2006 vor Australien in Heckansicht | |
Übersicht | |
---|---|
Typ | Flugzeugträger |
Einheiten | 4 gebaut, 0 in Dienst |
Namensgeber | Stadt Kitty Hawk |
Dienstzeit |
1961 bis 2009 |
Technische Daten | |
Verdrängung |
80.800 ts |
Länge |
323,8 m Deck, 302 m Wasserlinie |
Breite |
76,8 m Deck, 39,36 m Wasserlinie |
Tiefgang |
10,9 m |
Besatzung |
3150 Nautische + 2480 Flug |
Antrieb |
8 Dampfkessel, 4 Dampfturbinen, 280.000 shp (210 MW) |
Geschwindigkeit |
30+ kn |
Bewaffnung |
Zu Beginn RIM-2 Terrier, später Sea-Sparrow-Raketen, Phalanx-CIWS-Kanonen |
Fluggeräte |
Bis zu 85 |
Geschichte
Bau und Modifikationen
Nachdem die USS United States (CVA-58) als erster Superträger kurz nach Baubeginn wieder abgebrochen wurde, folgten ab 1955 die Träger der Forrestal-Klasse. Diese dienten im Wesentlichen auch als Referenz für den Entwurf der Kitty Hawk, Änderungen gab es lediglich in der Größe und der Anordnung der Flugzeugaufzüge zwischen Hangar- und Flugdeck, welche jetzt den neuen angewinkelten Landedecks angepasst und in die bis heute üblichen Positionen verlegt wurden. Der optisch hervorstechendste Unterschied zu den früheren Trägern war die Verlegung des Deckshauses, genannt „Insel“, aus der Mitte des Schiffes auf das Achterschiff, wo sich sonst die hinteren beiden der drei Steuerbordaufzüge befanden. Bei der Forrestal-Klasse hatte sich herausgestellt, dass durch die angewinkelten Landedecks der letzte Aufzug bei Flugbetrieb unbrauchbar war, da Flugzeuge ihn nur erreichen oder verlassen konnten, indem sie die Landebahn kreuzten. Daher vertauschte man bei der Kitty-Hawk-Klasse die Position des zweiten Aufzugs mit der Insel und verbesserte die Lage des letzten. Aus demselben Grund verlegte man auch den einzigen Backbord-Aufzug von seiner üblichen Position in der Mitte des Schiffes zum Heck.
Die Einheiten der Kitty-Hawk-Klasse wurden zwischen 1956 und 1964 auf Kiel gelegt. Bauwerften waren New York Shipbuilding für die erste, New York Naval Shipyard für die zweite und Newport News Shipbuilding für die dritte und vierte Einheit. Die Kosten für den Bau betrugen zwischen 248 Mio. und 277 Mio. US-Dollar.[1] Sowohl die America als auch besonders die Kennedy sind modifiziert worden, weshalb die Kennedy von der Navy als eigene Klasse geführt wird.[2]
Kitty Hawk und Constellation durchliefen während ihrer Dienstzeit ein Service Life Extension Program, bei America war eine solche dienstzeitverlängernde Überholung geplant, wurde aber letztlich eingespart. Die Kosten für das SLEP lagen bei Kitty Hawk Ende der 1980er Jahre bei geplanten 717 Millionen US-Dollar.[3]
Dienstzeit und Verbleib
Ab 1961 kamen die Einheiten der Kitty-Hawk-Klasse zur Flotte. Zusammen mit der ebenfalls 1961 fertiggestellten USS Enterprise (CVN-65) waren die Einheiten bis 1975 die modernsten Träger der USA, ab diesem Jahr wurden die nuklear getriebenen Einheiten der Nimitz-Klasse in Dienst gestellt.
Die Träger sind 1996 (America), 2003 (Constellation), 2007 (John F. Kennedy) und 2009 (Kitty Hawk) außer Dienst gestellt worden. Die Betriebskosten lagen bei rund 141 Millionen Dollar pro Jahr und Einheit (Stand 1996).
Die recht kurze Dienstzeit der America von nur rund 30 Jahren erklärt sich durch die weggefallene Modernisierung aufgrund der Truppenreduzierungen nach Ende des Kalten Krieges und dem deshalb sehr schlechten Zustand des Schiffes zum Zeitpunkt der Außerdienststellung. Constellation und Kennedy blieben rund 40 Jahre in Dienst, das Typschiff Kitty Hawk gar 47. Die America wurde nach ihrer Außerdienststellung 2005 als Zielschiff versenkt,[4] die Constellation wurde 2015 verkauft und verschrottet. Ende 2021 wurde bekannt, dass die Kitty Hawk und die Kennedy verschrottet werden sollen. Das Paar wurde an die International Shipbreaking Ltd. für einen symbolischen Betrag von 0,01 US-Dollar pro Stück verkauft. Die beiden Schiffe sollen nach Brownsville (Texas) geschleppt werden. Alle Gewinne, die mit dem Verkauf der Wertstoffe (insbesondere Stahl) gemacht werden, darf die Abwrackwerft einbehalten.[5]
Für die Kennedy gab es Pläne, sie als Museumsschiff nach Florida zu holen.[6]
Einheiten
Name | Auftragsvergabe | Kiellegung | Stapellauf | Indienststellung | RCOH | Außerdienststellung | Heimathafen | Verbleib/Bemerkungen |
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USS Kitty Hawk (CV-63) | 1. Oktober 1955 | 27. Dezember 1956 | 21. Mai 1960 | 29. April 1961 | 31. Januar 2009 | soll nach Brownsville (Texas) zur Verschrottung geschleppt werden | ||
USS Constellation (CV-64) | 1. Juli 1956 | 14. September 1957 | 8. Oktober 1960 | 27. Oktober 1961 | 7. August 2003 | 2015–17 verschrottet in Brownsville, Texas | ||
USS America (CV-66) | 25. November 1960 | 9. Januar 1961 | 1. Februar 1964 | 23. Januar 1965 | 9. August 1996 | Am 14. Mai 2005 versenkt | ||
USS John F. Kennedy (CV-67) | 30. April 1964 | 22. Oktober 1964 | 27. Mai 1967 | 7. September 1968 | 1. August 2007 | soll nach Brownsville (Texas) zur Verschrottung geschleppt werden |
Technik
Rumpf
Die Schiffe sind rund 320 Meter (Flugdeck) beziehungsweise 300 Meter (Wasserlinie) lang und 76 respektive 40 Meter breit. Sie verdrängen über 80.000 ts. Der Tiefgang beträgt knapp 10,9 Meter.
Hervorstechendstes Merkmal ist, wie bei allen heutigen Flugzeugträgern, die so genannte Insel. Dieses einzige, sich an Steuerbord befindliche Deckshaus beherbergt alle zur Steuerung des Schiffes sowie Leitung der Flugzeuge und der Kampfgruppe nötigen Räumlichkeiten. Auf ihrem Dach sind außerdem die Radar- und Funkantennen installiert.
Das Flugdeck ist in Winkelbauweise, also mit einer aus der geraden Achse heraus abgewinkelten Start- und Landebahn, ausgelegt. Unter dem Flugdeck befindet sich der Hangar für rund 90 Flugzeuge. Diese werden über vier an den Deckskanten befindlichen Aufzüge auf Deck gebracht. An Steuerbord befinden sich drei (zwei vor, einer hinter der Insel), an Backbord der vierte Aufzug.
Antrieb
Die Schiffe der Kitty-Hawk-Klasse werden konventionell mit Dampftechnik angetrieben. Hierbei wird Wasser in acht Kesseln erhitzt und treibt über vier Getriebeturbinen die vier Wellen der Schiffe an. Damit lassen sich Geschwindigkeiten von ca. 35 Knoten erreichen. Die Reichweite, ohne zu bunkern, liegt bei ca. 9.100 nm bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten.
Ursprünglich war für die Kennedy ein Atomantrieb geplant, der Kongress verweigerte dann jedoch die benötigten zusätzlichen Mittel hierfür.
Bewaffnung
Die Träger besaßen beziehungsweise besitzen eine gewisse eigene Bewaffnung, diese ist allerdings eher defensiv ausgerichtet. Während die RIM-7 Sea Sparrow neben dem Abschuss von anfliegenden Raketen auch zum Angriff auf Flugzeuge genutzt werden kann, dienen die drei Close-in-Weapon-Systems von Typ Phalanx nur der Nahbereichsabwehr von Raketen.
Zu Beginn wurden die Kitty Hawks mit offensiven Flugabwehrraketen von Typ RIM-2 Terrier ausgerüstet. Durch die baldige Außerdienststellung dieses Typs wurde diese Waffe jedoch recht schnell wieder von den Trägern entfernt. Auf Constellation erfolgte die Umstellung auf Standard Missile 1, jedoch wurde auch diese kurz darauf entfernt.
Airwing
Die Schiffe der Kitty-Hawk-Klasse können bis zu 90 Dreh- und Starrflügler transportieren und einsetzen. Dies sind hauptsächlich Kampfflugzeuge, bis 2006 eine Mischung aus den Typen Grumman F-14 Tomcat und McDonnell Douglas F/A-18 Hornet; inzwischen wurde die F-14 jedoch außer Dienst gestellt. Zusätzlich starten vom Deck Radarflugzeuge vom Typ Grumman E-2 Hawkeye, U-Jagd-Flugzeuge Lockheed S-3 Viking und EloKa-Flugzeuge des Typs Grumman EA-6B Prowler. Für Rettungseinsätze sowie U-Jagd und Transport befinden sich zusätzlich einige Helikopter der Typen Sikorsky SH-60B und F Seahawk an Bord.
Einsatzprofil
Da die Flugzeugträger nur defensiv bewaffnet sind, fahren sie permanent in sogenannten Carrier battle groups. Dabei werden sie durch Kreuzer, Zerstörer, Fregatten und U-Boote sowohl vor Luftangriffen als auch von Über- und Unterwasserangriffen geschützt.
Ein Träger der Kitty-Hawk-Klasse wurde jeweils in Yokosuka (Japan) stationiert, um dort – zumindest bis zur Außerdienststellung der Kitty Hawk im Jahr 2008 – die Verwendung eines nukleargetriebenen Nimitz-Trägers zu vermeiden. Einheiten der Klasse haben sowohl am Vietnamkrieg als auch an den Konflikten in Libyen (Operation Attain Document und Operation El Dorado Canyon 1986) und später am Zweiten Golfkrieg teilgenommen. Die Kennedy fuhr während der Operation Enduring Freedom in einer Kampfgruppe mit Schiffen aus fünf Marinen.
Weblinks
- Kitty Hawk-Klasse auf globalsecurity.org (englisch)
Fußnoten
- aus: Terzibaschitsch: Seemacht USA, Bernard & Graefe Verlag, Bonn, ISBN 3-86047-576-2, Seite 292, 296
- Naval-Vessel-Register-Eintrag der Kennedy (Memento vom 3. Oktober 2010 im Internet Archive) (engl.)
- David und Chris Miller: Moderne Kriegsschiffe; Verlag Stockbauer-Schmidt/Motorbuch-Verlag 1990, ISBN 3-7276-7093-2
- Ships Monthly, December 2021, Seite 15
- Group has big plans for JFK carrier museum (Memento vom 17. September 2012 im Webarchiv archive.today)