Kernkraftwerk Ōi

Das Kernkraftwerk Ōi (jap. 大飯発電所, Ōi hatsudensho) ist im Ort Ōi im Landkreis Ōi in der Präfektur Fukui gelegen. Die Anlage gehört der Kansai Denryoku. Es ist auch unter den alternativen Schreibungen Ohi bzw. Ooi bekannt.

Kernkraftwerk Ōi
Block 3 und 4 des Kernkraftwerks
Block 3 und 4 des Kernkraftwerks
Lage
Kernkraftwerk Ōi (Präfektur Fukui)
Koordinaten 35° 32′ 26″ N, 135° 39′ 7″ O
Land: Japan
Daten
Eigentümer: Kansai Denryoku
Betreiber: Kansai Denryoku
Projektbeginn: 1970
Kommerzieller Betrieb: 27. März 1979

Aktive Reaktoren (Brutto):

2  (2360 MW)

Stillgelegte Reaktoren (Brutto):

2  (2350 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2006: 32.808 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme: 618.710 GWh
Website: Das Kernkraftwerk auf der Seite des Betreibers (japanisch)
Stand: 25. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Es befinden sich vier Druckwasserreaktoren auf dem Gelände. Die Reaktoren 1 und 2 wurden von Westinghouse geliefert, 3 und 4 von Mitsubishi. Ein fünfter Reaktorblock mit einer Leistung von 1200 MW war geplant.[1]

Geschichte

Am 16. Dezember 2011 wurde mit Block 2 der letzte noch produzierende Reaktor des Kernkraftwerks Ōi für Wartungsarbeiten heruntergefahren.[2] Am 5. Mai 2012 ging vorläufig der letzte in Japan noch laufende Kernreaktor planmäßig vom Netz,[3] der Reaktor 3 im Kernkraftwerk Tomari.[4]

Angesichts möglicher Engpässe bei der Stromversorgung im Sommer erteilte die Regierung am 16. Juni 2012 die Erlaubnis, die Reaktoren 3 und 4 des Kernkraftwerks Ōi wieder hochzufahren.[5] Anfang Juli 2012 ging trotz Protesten seitens der Bevölkerung der Reaktor 3 in Betrieb.[6]

Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass die Anlage möglicherweise auf einer aktiven Erdspalte steht.

Am 21. Mai 2014 erging ein Urteil des Bezirksgerichts Fukui, wonach die Reaktoren 3 und 4 nicht wieder hochgefahren werden dürfen. Das Gericht argumentierte, das Grundrecht auf Leben vieler Menschen könne nicht gegen das Stromversorgungs- und Preisargument aufgewogen werden. Die vom Betreiber garantierte Sicherheit bis zum 1,8-fachen des stärksten vorhersehbaren Erdbebens von 700 Gal wurde nicht als zureichend anerkannt, da stärkere Erdbeben wissenschaftlich grundsätzlich nicht auszuschließen seien. Verwiesen wurde dabei auf das Iwate-Erdbeben 2008, bei dem eine maximale Bodenbeschleunigung von 4022 Gal gemessen wurde. Kansai Denryoku legte am 22. Mai 2014 Berufung gegen das Urteil ein. Die Regierung Japans unter Premierminister Shinzō Abe machte deutlich, sie werde sich trotz des Urteils weiterhin für das Wiederanfahren der japanischen Kernreaktoren einsetzen.[7] Am 22. Dezember 2017 teilte Kansai Electric mit, die Reaktoren 1 und 2 stillzulegen.[8]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Ōi hat vier Blöcke:

Reaktorblock[9] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Ōi-1 Druckwasserreaktor 1120 MW 1175 MW 26.10.1972 23.12.1977 27.03.1979 22.12.2017
Ōi-2 Druckwasserreaktor 1120 MW 1175 MW 08.12.1972 11.10.1978 05.12.1979 22.12.2017
Ōi-3 Druckwasserreaktor 1127 MW 1180 MW 03.10.1987 07.06.1991 18.12.1991 (2031 geplant)
Ōi-4 Druckwasserreaktor 1127 MW 1180 MW 13.06.1988 19.06.1992 02.02.1993 (2033 geplant)

Störfälle

Am 5. Mai 2004 wurde festgestellt, dass Borsäure an einem Ventil des Reaktors austrat.[10] Am 22. Dezember 2005 kam es wegen eines Orkans zu Problemen mit den Stromleitungen. Das Kraftwerk wurde vorsorglich vom Netz genommen.

Am 22. März 2006 brannte es im nicht-nuklearen Teil der Anlage, zwei Arbeiter erlitten eine Rauchvergiftung.[11]

Am 16. Juli 2011 – etwa vier Monate nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima – wurde der Reaktorblock 1 des KKW Ōi heruntergefahren.[12] Grund sei ein Druckverlust in einem Borsäurebehälter, der für Notfallsituationen bereitsteht, teilte der Betreiber mit. Wann der Reaktor wieder ans Netz gehen könne, sei noch unklar. Nach dieser Abschaltung waren nur noch 18 der 54 kommerziellen japanischen Kernreaktoren in Betrieb.[13]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Japan. In: icjt.org. Archiviert vom Original am 5. August 2012; abgerufen am 7. August 2016 (englisch).
  2. Tabelle (Stand 20. Februar 2012)
  3. Matthias Beermann, Helmut Michelis: Japans Atom-Entzug. In: Rheinische Post, 28. März 2012, S. A2
  4. Letzter Reaktor vom Netz. Japan knipst die Kernkraft aus (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive). In: Financial Times Deutschland, 5. Mai 2012; abgerufen am 5. Mai 2012.
  5. Atom: Japan fährt Atommeiler wieder hoch bei focus.de, 16. Juni 2012 (abgerufen am 16. Juni 2012)
  6. Energiepolitik: Japan fährt erstmals seit Fukushima Atomreaktor hoch. Zeit Online, 1. Juli 2012; abgerufen am 2. Juli 2012.
  7. Analysis: Court ban on restart of Oi plant puts nuclear safety screening on trial. Archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 7. August 2016.
  8. http://www.world-nuclear-news.org/WR-Kansai-applies-to-decommission-Ohi-1-and-2-0103184.html
  9. Power Reactor Information System der IAEA: Japan: Nuclear Power Reactors - Alphabetic (englisch)
  10. Citizen Nuclear Information Center
  11. BBC
  12. Nuclear Power Plants Operational Status
  13. Weiterer Atommeiler in Japan wird abgeschaltet. Zeit Online, 16. Juli 2011
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