Kenn Borek Air

Kenn Borek Air Ltd ist eine kanadische Fluggesellschaft, die einen Liniendienst in der kanadischen Arktis unterhält. Aufgrund ihres Rufs fliegt die Fluglinie für die Vereinten Nationen und verschiedene Länder der Erde bei Katastrophen- und Rettungseinsätzen. Die Fluglinie vermietet ihre Flugzeuge nach Kuba, Panama, Nepal oder die Malediven. Ebenso werden Flüge für Forschungsgesellschaften in Arktis und Antarktis durchgeführt. Für das Alfred-Wegener-Institut betreibt sie seit 2007 bzw. 2011 vom früheren Verkehrslandeplatz Bremerhaven-Luneort bzw. seit 2016 vom Verkehrsflughafen Bremen[1] aus die beiden Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 vom Typ Basler BT-67[2][3].

Geschichte

Der Gründer der Gesellschaft, Kenn Borek, wuchs in Stettler (Alberta), auf. Als Ölsucher die Arktis zu erforschen begannen, lernte er das Fliegen und beschaffte sich 1970 eine de Havilland Canada DHC-6 Twin Otter. Kenn Borek Air betreibt eine der größten Flotte an Twin Otters weltweit. Kenn Boreks Imperium umfasst schließlich neben der Fluggesellschaft auch eine Baufirma, einige Hotels und ein Landwirtschaftsunternehmen. Kenn Borek verstarb 2005. Das neue Management setzt seine Tradition fort, Flugzeuge und Besatzungen optimal an die Aufgaben anzupassen.

Rettungsaktionen

Als spektakulär galt eine Rettungsaktion im antarktischen Winter bei bis zu −67 °C im Jahre 2001. Die National Science Foundation (USA) beauftragte Borek, den schwer erkrankten Arzt Dr. Shemenski aus der Antarktis nach Chile auszufliegen. Es wurden zwei Twin Otters von Calgary nach Punta Arenas verlegt. Von dort flogen beide Maschinen zur Rothera Base an der antarktischen Küste. Eine Maschine blieb in Rothera Base, die andere flog die 2500 km zur Amundsen-Scott-Südpolstation, verbrachte dort die Nacht und flog am nächsten Tag zurück. Um die nötige Reichweite zu erlangen, wurde die Maschine mit einem Zusatztank ausgestattet. Zwei Jahre später wurde die Aktion in einem ähnlichen Fall wiederholt. Im Jahr 2016 wurde die Rettungsaktion wiederholt. Es folgten Rettungsflüge für Wissenschaftler in der Arktis.

Flugziele

Kenn Borek Air besitzt Flugbasen in Inuvik in den Northwest Territories, in Cambridge Bay, Resolute Bay, Rankin Inlet und Iqaluit in Nunavut, in Sandspit in British Columbia sowie Edmonton und Calgary in Alberta. Ein regionales Streckennetz unterhält die Airline von Iqaluit zu kleinen Orten auf dem Festland und an der Küste der Northwest Territories.

Flotte

Aktuelle Flotte

Im kanadischem Luftfahrtregister sind für die Gesellschaft mit Stand Februar 2020 insgesamt 38 Flugzeuge eingetragen:[4]

Kenn Borek Air
FlugzeugtypAnzahlVarianteBemerkung
Beechcraft 1900D3
Beechcraft King Air4200 und B200GT
Douglas DC-37DC-3C
Basler BT-67 (Turbo DC-3)2Nutzung durch das Alfred-Wegener-Institut
de Havilland Canada DHC-6222× Serie 100; 19× Serie 300; 1× Serie 400

Ehemalige Flugzeugtypen

In der Vergangenheit betrieb Kenn Borek Air unter anderem auch folgende Flugzeugtypen:[5]

Zwischenfälle

  • Am 10. November 1987 stürzte eine de Havilland Canada DHC-4A Caribou der Kenn Borek Air (C-GVYX) im Landeanflug auf den Flughafen von Ross River ab. Zuvor hatte das Flugzeug technische Probleme – unter anderem mit dem rechten Triebwerk und dem Fahrwerk. Die Piloten versuchten durchzustarten. Dabei verlor es allerdings an Höhe und kollidierte mit Bäumen, wodurch die rechte Tragfläche beschädigt wurde – die Maschine stürzte in der Folge ab. Von den vier Insassen kamen zwei ums Leben, beide Crewmitglieder. Auslöser für den Triebwerkschaden war der Einbau einer falschen Öldichtung durch Wartungspersonal.[7]
  • Am 24. November 1994 kollidierte eine de Havilland Canada DHC-6 Twin Otter 300 der Kenn Borek Air (C-GKBD) beim Start von der Rothera-Station (Antarktika) mit einem 30 Meter hohen Eisberg. Das Flugzeug brauchte zuvor 408 Meter, um abzuheben, und erreichte zunächst eine Höhe von 100 Fuß. Anschließend sank die Maschine wieder und kollidierte mit dem Eisberg. Das Flugzeug hatte ein Startgewicht von 18.500 Pfund, das Höchstabfluggewicht einer DHC-6 liegt allerdings nur bei 12.500 Pfund. Alle vier Insassen starben.[9]
  • Am 25. Oktober 2010 schlug eine Beechcraft 100 King Air der Kenn Borek Air (C-FAFD) beim Landeanflug auf den Flughafen von Kirby Lake (Alberta) 174 Fuß vor der Landeschwelle auf. Das Flugzeug sprang noch einmal auf und kam anschließend am Rand der Landebahn zum Stillstand. Von den zehn Insassen kam einer ums Leben, ein Crewmitglied.[10]

Siehe auch

Commons: Kenn Borek Air – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. AWI-Forschungsflugzeug landet erstmals am Bremer Flughafen - AWI. In: www.awi.de. Abgerufen am 3. September 2016.
  2. Pressemeldung des AWI vom November 2010 (Memento des Originals vom 18. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.awi.de
  3. Pressemeldung des AWI vom Oktober 2011 (Memento des Originals vom 18. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.awi.de
  4. Canadian Civil Aircraft Register. Transport Canada, abgerufen am 25. Februar 2020 (englisch, In der Suchmaske unter "Owners Name" den Namen der Gesellschaft eingeben).
  5. rzjets: Kenn Borek Air (englisch), abgerufen am 28. März 2021.
  6. Flugunfalldaten und -bericht DHC-6 C-FABW im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. März 2021.
  7. Flugunfalldaten und -bericht DHC-4 C-GVYX im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. März 2021.
  8. Flugunfalldaten und -bericht DHC-6 C-GKBM im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. März 2021.
  9. Flugunfalldaten und -bericht DHC-6 C-GKBD im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. März 2021.
  10. Flugunfalldaten und -bericht King Air 100 C-FAFD im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. März 2021.
  11. Kenn Borek Antarctica Plane Crash: Transportation Safety Board Look For Cause. In: huffingtonpost.ca. 26. Januar 2013, abgerufen am 25. März 2021 (englisch).
  12. Flugunfalldaten und -bericht DHC-6 C-GKBC im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. März 2021.
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