Kaspar Brusch

Kaspar Brusch auch: Beisser, latinisiert Caspar Bruschius (* 19. August 1518 i​n Schlaggenwald; † 20. November 1557[1] zwischen Rothenburg u​nd Windsheim) w​ar ein deutscher Humanist, kaiserlicher Hofpfalzgraf u​nd mit d​er Dichterkrone gekrönter Poet u​nd Geschichtsforscher.

Caspar Bruschius

Leben

Steinkreuz zum Gedenken an die Ermordung des Caspar Bruschius

Brusch w​ar der Sohn d​es Schuhmachers, Buchhändlers u​nd Textil- u​nd Lederwarenhändlers Hans Bruschen (* u​m 1488 i​n Eger, † 1568 i​n Pettendorf i​n der Oberpfalz) u​nd dessen früh verstorbener erster Ehefrau Barbara Kurtzel, verwitwete Törffler. Er verbrachte a​b seinem ersten Lebensjahr s​eine Kindheit b​ei den Verwandten Peisser (Beisser), genannt Brusch(en), i​n der Stadt Eger i​n Westböhmen, besuchte d​ie dortige Lateinschule u​nd wechselte später a​uf die evangelische Lateinschule i​n Hof. Er studierte 1536 k​urze Zeit a​n der Universität Tübingen u​nd heiratete i​n diesem Jahr i​n Ulm a​n der Donau Kunigunde Stumpf († n​ach 1558 i​n Pettendorf). Das Ehepaar Bruschius wohnte i​n Ulm b​ei der Witwe d​es evangelischen Theologen u​nd Reformator d​er Stadt Ulm, Konrad Sam, u​nd hatte vermutlich e​inen Sohn.

Im Jahr 1541 w​urde Kaspar Bruschius d​urch Kaiser Karl V. v​on Habsburg a​m Reichstag i​n Regensburg m​it der Dichterkrone gekrönt u​nd er erhielt e​inen Wappenbrief m​it der Bestätigung d​es ererbten Wappens. 1542 setzte e​r das Studium a​n der Universität Wittenberg b​ei Philipp Melanchthon f​ort und w​urde zum kaiserlichen Hofpfalzgraf u​nd Notar m​it weitreichenden Befugnissen ernannt. Zwischen 1546 u​nd 1547 besetzte e​r das Rectorat a​n der Latein-Schule i​n Lindau.[2] 1550 während d​es Reichstags i​n Augsburg krönte Kaspar Bruschius a​ls Hofpfalzgraf d​en jungen David Peifer (* 1530, † 1602), d​en späteren kursächsischen Kanzler, m​it der Dichterkrone.

Ähnlich wie Conrad Celtis begab sich Bruschius zu Studienreisen in Kloster- und Stadtarchive. Seine Forschungsergebnisse brachte er in zahlreichen Büchern, etwa 80 an der Zahl, Aufsätzen und Flugschriften zum Druck, wurde dafür bereits zu seinen Lebzeiten bewundert, aber auch geschmäht und verächtlich gemacht, je nach der politisch-religiösen Einstellung des Betrachters seines Wirkens. Er ist der Verfasser der ersten Kirchen- und Klostergeschichte in Deutschland. Seine Kontakte zu Vertretern der römisch-katholischen Kirche, welche seine Forschungen und deren Druck als Sponsoren förderten und denen er mit Widmungen und Gedichten dankte, brachten ihm den unbegründeten Vorwurf der Charakterlosigkeit ein. Dies galt 1552/53 besonders für seine Verbindungen zu dem Fürstbischof der Diözese Passau, Wolfgang von Salm. 1553 veröffentlichte er ein Verzeichnis seiner eigenen Schriften.

Im Jahr 1555 übernahm er in Pettendorf in der Oberpfalz die evangelisch-lutherische Pfarrei als Pfarrherr. Seine Frau Kunigunde Brusch, geborene Stumpf, und sein Vater Hans Brusch lebten bei ihm im dortigen Pfarrhaus. Eine kurzzeitige Forschungsreise zum Archiv der Stadt Rothenburg ob der Tauber führte ihn bei der Rückreise in einen Hinterhalt. Er wurde in der Nähe von Hartershofen im damaligen Walde Schlingenbach vom Pferd geschossen, liegen gelassen, nicht beraubt, aber die schriftlichen Aufzeichnungen waren verschwunden. Es besteht die Vermutung, dass er unrechtmäßige Besitzansprüche aufdeckte und dies mit dem Leben bezahlen musste. Er wurde in Steinach an der Ens in der dortigen Pfarrkirche zu Grabe gelegt. Am Ort seines Todes hat sich ein Steinkreuz über die Jahrhunderte erhalten.

Seine historisch-geographischen Landschaftsbeschreibungen, u​nter anderem über d​as Fichtelgebirge (Ulm 1539), Reisen i​n Bayern (Basel 1553) u​nd seine Stadtbilder, u. a. über Linz, Regensburg, Eger (Cheb), Schlaggenwald u​nd Wunsiedel s​ind Quellen d​er Landschaftskunde u​nd finden b​ei Stadtjubiläen u​nd stadtgeschichtlichen Publikationen Beachtung.

Kaspar Brusch(ius) w​ar der Vetter d​es Egerer Buchhändlers Balthasar Brusch u​nd Urgroßonkel d​es Syndicus d​er Stadt Eger, Johann Brusch v​on Neiberg.

Werke

  • Magnum opus de omnibus Germaniae episcopatibus, Nürnberg 1549 (Digitalisat)
  • Monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime illustrium centuria prima, Ingolstadt 1551 Google Books, 1682 erneut aufgelegt als Chronologia monasteriorum Germaniae praecipuorum (Digitalisat, Supplementum)
  • Odoiporikon, Regensburg 1554 (Digitalisat)

Literatur

  • Deutsches Geschlechterbuch (56. Allgemeines Band, Band 207, 1998, Stammfolge Brusch, Bruscha, Bruschius, Brusch von Neiberg und Brusch Edle von Bruschen aus Eger in Böhmen vormals Peisser aus Ingolstadt in Bayern, mit einer Darstellung des Wappens, S. 2–53; Bei Generationsziffer Va 1. der Humanist Kaspar Bruschius (Brusch), S. 15–17; C.A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, 1998.)
  • Jürgen Beyer and Leigh T. I. Penman. Printed autobibliographies from the sixteenth and seventeenth centuries. In: Documenting the early modern book world: inventories and catalogues in manuscript and print, hg. v. Malcolm Walsby/Natasha Constantinidou (=Library of the written word, Bd. 31; =The handpress world, Bd. 23), Leiden/Boston: Brill 2013, S. 161–184, hier S. 166–169.
  • Adalbert Horawitz: Caspar Bruschius – Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus und der Reformation, herausgegeben vom Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen, dort Seite 195 bis 197 zu seinem Lebensende der Abschnitt: Brusch´s Ausgang. Im Selbstverlag des Vereins und in Kommission bei F.A.Brockhaus in Leipzig, Prag-Wien, 1874.
  • Adalbert Heinrich Horawitz: Brusch, Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 453–455.
  • Walther Ludwig: Gaspar Bruschius als Historiograph deutscher Klöster und seine Rezeption. Göttingen 2002
  • Richard Newald: Brusch, Kaspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 690 (Digitalisat).
  • David M. Ratzan and Richard M. Ratzan. 'De poculo Caesareo,' [text, translation, and commentary of a Latin poem by Brusch] in R. M. Ratzan (ed.), Imagining Vesalius: An Ekphrastic, Scholarly, and Literary Celebration of the 1543 De Humani Corporis Fabrica of Andreas Vesalius . Berkeley: University of California Medical Humanities Press. 214–26. .
  • Rudolf Wolkan: Böhmens Antheil an der deutschen Litteratur des XVI. Jahrhunderts. K.u.K. Hofbuchdruckerei A. Haase, Prag, 1894, Teil 3, S. 142

Einzelnachweise

  1. Vgl. Horawitz 1874, Seite 250–251; korrektes Todesdatum im Dokument "1. Schreiben des Magistrates zu Rothenburg an der Tauber an den Verwalter des Klosters Bettendorf in der obern Pfalz d. 22. November 1557. Abweichend davon nennt die NDB 1559 als Sterbejahr
  2. Werner Dobras: Lindauer Persönlichkeiten. In: Museumsverein Lindau e. V. (Hrsg.): Neujahrsblatt 26 des Museumsvereins Lindau. 1981.
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