Kalckstein (Adelsgeschlecht)
Kalckstein, auch Kalkstein, ist der Name eines ermländischen Adelsgeschlechts, das in Deutschland und Polen (dort Kalkstein-Stoliński, Kalkstein-Kobyliński und Kalkstein-Osłowski) bis heute fortbesteht.
Geschichte
Das nach seinem gleichnamigen Stammgut Kalkstein bei Wormditt benannte Geschlecht möglicherweise prussischen Ursprungs gehört dem ermländischen Uradel an.[1] Die Familie wird mit „Kirstanus de Kalksteyn“ als Zeuge erstmals am 1. Juli 1284 in Preußen genannt.[2] Am 20. April 1285 verlieh der Bischof von Ermland, Heinrich Flemming, den Brüdern Johannes und Kristianus die Eigentumsrechte an Kalkstein, das bis 1582 in Familienbesitz blieb. Die Stammreihe beginnt im Jahre 1486 mit Christian von Kalckstein, Erbherr auf Wogau.[3]
Die Linien Kobyliński, Osłowski und Stoliński wurden teilweise bereits vor 1400 polonisiert. Im Jahr 1450 erhielt Johannes geb. Kalkstein 11 Włóka Land in Świecie bei Strasburg an der Drewenz zu Magdeburger Recht und Jahr 1459 erhielt Johannes Kalkstein das Privileg zu Groß Lunau bei Stollno im Kulmerland,[4] deren Nachfahren ihrem Namen die Herkunftsbezeichnung Stoliński hinzusetzten.[5] Im 16. Jahrhundert wurde die Familie Kalkstein in Oslowo bei Schwetz urkundlich erwähnt, aus der die Linie Osłowski hervorgin.g[6][7][8][9][10] Als 1657 der Herzog in Preußen, der Große Kurfürst, durch den Vertrag von Wehlau das Herzogtum aus polnischer Lehnsherrschaft gelöst hatte und begann, in Brandenburg-Preußen absolutistisch zu regieren, trat ein Mitglied der Familie, Christian Ludwig von Kalckstein, an die Spitze der Opposition gegen den Kurfürsten. Dieser dieser ließ ihn von Warschau, wo Kalckstein um Unterstützung suchte, nach Memel entführen und dort am 8. November 1672 hinrichten. Dennoch stellte die Familie in Preußen der preußischen Armee neben zahlreichen Offizieren mit Christoph Wilhelm von Kalckstein (1682–1759) und Ludwig Karl von Kalckstein (1725–1800) zwei Generalfeldmarschälle und mit Wilhelm Heinrich Adolf von Kalckstein (1735–1811) und Adam Friedrich von Kalckstein (1741–1808) zwei Generäle. Den Orden Pour le Mérite erhielten 1756 Friedrich Wilhelm von Kalckstein[11] und 1794 Leopold Wilhelm von Kalckstein.[12]
Die schlesische Linie muss eine Hebung in den Freiherrenstand erfahren haben, mehrere Glieder werden mit diesem Titel oder als Baron genannt. Anton Freiherr von Kalckstein war 1720 Provinzial des Minoriten Ordens in Böhmen und Schlesien.[13] Joseph Baron von Kalkstein wurde unter den Ritterakademisten aus Liegnitz genannt.[14]
Der 1886 gegründete Geschlechtsverband mit Familienstiftung wurde 1965 als Verband der Familie von Kal(c)kstein e. V. und Familienstiftung erneuert.[3]
Güterbesitz
Ledebur gibt einen ausführlichen Überblick zu dem vor allem in Ost- und Westpreußen gelegenen umfangreichen gewesenen Besitzungen der Familie. Im 17. Jahrhundert kam kurzzeitig Oegeln im Landkreis Guben, sowie Blankenau und Schalkau bei Breslau, im 18. Jahrhundert auch einige Güter im Großherzogtum Posen, schließlich im 19. Jahrhundert Severinghausen bei Ahlen in Westfalen hinzu.[15]
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Silber drei rote Balken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei wie der Schild bezeichnete Büffelhörner.[3]
Die Kalkstein-Kobyliński führten den Helmschmuck des Wappen Korczak.[15]
Angehörige
I. Linie:
- Albrecht von Kalckstein (1592–1667), kaiserlich und kurfürstlich sächsischer Generalleutnant, Landmarschall in Preußen
- Christian Ludwig von Kalckstein (1630–1672), preußischer Oberst und Hauptmann von Oletzko, später zum Hochverräter erklärt und hingerichtet
I. Linie, 1. Ast:
- Friedrich (Heinrich Konstantin) von Kalckstein (1853–1923), deutscher Generalmajor
I. Linie, 3. Ast:
- Walter von Kalckstein (1840–1903), deutscher Generalmajor
I. Linie, 4. Ast:
- Willibald von Kalckstein (1812–1894), Landrat und Mitglied des Deutschen Reichstags
- Georg von Kalckstein (1849–1925), preußischer Generalleutnant
II. Linie, 1. Ast:
- Adam Friedrich von Kalckstein (1741–1808), preußischer Generalmajor
II. Linie, 4. Ast:
- Ulrich von Kalckstein (1847–1916), Mitglied des preußischen Herrenhauses
Weitere:
- Christoph Wilhelm von Kalckstein (1682–1759), preußischer Generalfeldmarschall
- Ludwig Karl von Kalckstein (1725–1800), preußischer Generalfeldmarschall
- Anton von Kalkstein (1839–1918), Mitglied des Deutschen Reichstags
- Michael von Kalkstein (1830–1911), Mitglied des Deutschen Reichstags
- Linie Kalkstein Stoliński
- Melchior Kalkstein Stoliński († 1673), 1648 Mitglied des Sejm, Richter in Schlochau
- Antoni Kalkstein Stoliński († um 1765), 1730 Mitglied des Sejm
- Melchior Kalkstein Stoliński († 1762), königlicher Kammerherr, 1730 Mitglied des Sejm
- Linie Kalkstein Osłowski
- Andrzej Kalkstein Osłowski, 1686–1688 „Stadtschreiber“ und Laienrichter im Preußen Königlichen Anteils
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. A 8, 1966, Bd. 38 der Gesamtreihe, S. 234–255. Adelslexikon, Bd. VI, 1987, Band 91 der Gesamtreihe, S. 100; Bd. A 23, 1994, Bd. 106 der Gesamtreihe, S. 233–266; Bd. A 29, 2007, Bd. 142 der Gesamtreihe, S. 204–220, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn)
- Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter, 10. Jg., Brünn 1885, S. 239–253 (Stammreihe), S. 582–583 (Korrekturen)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Uradel, Gotha 1900, S. 461–471 (Stammreihe); 1901–1936 (Nachträge); 1940 (Stammreihe), 1901 S.461ff
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Bd. 5, Leipzig 1864, S. 4–5
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie, Berlin 1854, Bd. 1, S. 409
- George Adalbert von Mülverstedt: Des Geschlechts von Kalckstein Herkunft und Heimath, Magdeburg 1904 (Digitalisat in der Biblioteka Elbląska).
- George Adalbert von Mülverstedt: Verzeichnis derjenigen Mitglieder des Geschlechts von Kalckstein, welche im Kurfürstlich Brandenburgischen und Königlich Preußischem Heere gedient haben, Magdeburg 1904
- George Adalbert von Mülverstedt: Herkunft und Heimat des Geschlechts von Kalckstein, Magdeburg 1894. In: „Der Deutsche Herold“ 36, 1905, S. 122
- George Adalbert von Mülverstedt: Urkundenbuch zur Geschichte und Genealogie des Geschlechts von Kalckstein, Magdeburg 1906
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon, Leipzig 1837, Bd. 3 S. 59–62
- Teodor Żychliński: Złota księga szlachty polskiéj, Bd. 2, Poznań 1880, S. 93–104 (Digitalisat in der Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa).
Weblinks
Einzelnachweise
- Dom Warmiński: Lokacje wsi warmińskich. Abgerufen am 24. November 2021 (pl-pl).
- Carl Peter Woelky: Codex diplomaticus Warmiensis oder Regesten und Urkunden zur Geschichte Ermlandes. Bd. 1: Urkunden der Jahre 1231–1340, Mainz 1860, S. 115 Nr. 66 (polnisch).
- GHdA Adelslexikon, Bd. VI, Limburg (Lahn) 1987, Band 91 der Gesamtreihe, S. 100.
- Żychliński Teodor: Złota księga szlachty polskiej. R.2. Leitgeber Jarosław, 1880 (poznan.pl [abgerufen am 23. November 2021]).
- Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Tom XI - wynik wyszukiwania - DIR. Abgerufen am 23. November 2021.
- Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich, Tom XI - wynik wyszukiwania - DIR. Abgerufen am 19. November 2021.
- Żychliński Teodor: Złota księga szlachty polskiej. R.2. Leitgeber Jarosław, 1880 (poznan.pl [abgerufen am 19. November 2021]).
- Kasper Niesiecki, Herbarz polski Kaspra Niesieckiego t.5, 1840.
- Słownik historyczno-geograficzny ziem polskich w średniowieczu. Abgerufen am 19. November 2021.
- Herbarz Polski Adama Bonieckiego tom IX str.168
- Karl Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter Des Ordens Pour Le Merite. Biblio, 1998, ISBN 978-3-7648-2473-0, S. 61 (google.de [abgerufen am 16. April 2021]).
- Karl Friedrich Hildebrand, Christian Zweng: Die Ritter Des Ordens Pour Le Merite. Biblio, 1998, ISBN 978-3-7648-2473-0, S. 153 (google.de [abgerufen am 16. April 2021]).
- Johann Sinapius: Des Schlesischen Adels Anderer Theil Oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Leipzig und Breslau 1728, S. 712.
- Institut Deutsche Adelsforschung (Online).
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie, Berlin 1854, Bd. 1, S. 409.