Kabinett Kiesinger

Das Kabinett Kiesinger war die vom 1. Dezember 1966 bis zum 22. Oktober 1969 amtierende deutsche Bundesregierung in der fünften Legislaturperiode. Sie war die erste große Koalition auf Bundesebene in der Bundesrepublik. Die SPD hatte zum ersten Mal seit 1930 wieder Regierungsverantwortung. Außenminister und Vizekanzler Willy Brandt war seit Februar 1964 auch SPD-Vorsitzender.

Kabinett Kiesinger
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland
Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger
Wahl 1965
Legislaturperiode 5.
Ernannt durch Bundespräsident Heinrich Lübke
Bildung 1. Dezember 1966
Ende 20. Oktober 1969
Dauer 2 Jahre und 323 Tage
Vorgänger Kabinett Erhard II
Nachfolger Kabinett Brandt I
Zusammensetzung
Partei(en) CDU, CSU, SPD
Minister 19
Repräsentation
Deutscher Bundestag
468/518
Oppositionsführer Knut von Kühlmann-Stumm (FDP)
bis 23. Januar 1968;
Wolfgang Mischnick (FDP)
ab 23. Januar 1968

Abstimmung im Bundestag

Bonn, 1. Dezember 1966 – Gesamtstimmenzahl 496 – absolute Mehrheit 249
Wahlgang Kandidat Stimmen Stimmenzahl Anteil Koalitionspartei(en)
1. Wahlgang Kurt Georg Kiesinger
(CDU)
Ja-Stimmen 340 68,6 % CDU/CSU, SPD
Nein-Stimmen 109 22,0 %
Enthaltungen 23 4,6 %
Ungültig 1 0,2 %
nicht abgegeben 23 4,6 %
Damit wurde Kurt Georg Kiesinger zum Bundeskanzler gewählt.

Minister

Kabinett Kiesinger – 1. Dezember 1966 bis 20. Oktober 1969
(Bis zum 22. Oktober 1969 mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
Amt Foto Name Partei Parlamentarischer Staatssekretär
bzw. Staatsminister
Partei
Bundeskanzler
Kurt Georg Kiesinger
(1904–1988)
CDU Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg
(1921–1972)
ab 17. April 1967
CSU
Vizekanzler
Willy Brandt
(1913–1992)
SPD
Auswärtiges Gerhard Jahn
(1927–1998)
ab 12. April 1967
SPD
Inneres
Paul Lücke
(1914–1976)
bis 2. April 1968
CDU Ernst Benda
(1925–2009)
12. April 1967 bis 2. April 1968

Heinrich Köppler
(1925–1980)
ab 19. April 1968
CDU
Ernst Benda
(1925–2009)
ab 2. April 1968
CDU
Justiz
Gustav Heinemann
(1899–1976)
bis 26. März 1969
SPD
Horst Ehmke
(1927–2017)
SPD
Finanzen
Franz Josef Strauß
(1915–1988)
CSU Albert Leicht
(1922–1994)
ab 12. April 1967
CDU
Wirtschaft
Karl Schiller
(1911–1994)
SPD Klaus Dieter Arndt
(1927–1974)
ab 12. April 1967
SPD
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Hermann Höcherl
(1912–1989)
CSU
Arbeit und Sozialordnung
Hans Katzer
(1919–1996)
CDU
Verteidigung
Gerhard Schröder
(1910–1989)
CDU Eduard Adorno
(1920–2000)
ab 19. April 1967
CDU
Verkehr
Georg Leber
(1920–2012)
SPD Holger Börner
(1931–2006)
ab 12. April 1967
SPD
Post- und Fernmeldewesen
Werner Dollinger
(1918–2008)
CSU
Wohnungswesen und Städtebau
Lauritz Lauritzen
(1910–1980)
SPD
Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte
Kai-Uwe von Hassel
(1913–1997)
bis 5. Februar 1969
CDU
Heinrich Windelen
(1921–2015)
ab 7. Februar 1969
CDU
Gesamtdeutsche Fragen
Herbert Wehner
(1906–1990)
SPD
Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder
Carlo Schmid
(1896–1979)
SPD
Wissenschaftliche Forschung
Gerhard Stoltenberg
(1928–2001)
CDU
Familie und Jugend
Bruno Heck
(1917–1989)
bis 2. Oktober 1968
CDU
Aenne Brauksiepe
(1912–1997)
ab 16. Oktober 1968
CDU
Schatz
Kurt Schmücker
(1919–1996)
CDU
Gesundheitswesen
Käte Strobel
(1907–1996)
SPD
Wirtschaftliche Zusammenarbeit
Hans-Jürgen Wischnewski
(1922–2005)
bis 2. Oktober 1968
SPD
Erhard Eppler
(1926–2019)
ab 16. Oktober 1968
SPD

Regierungsbildung nach dem Rücktritt Erhards

Nach der Bundestagswahl am 19. September 1965 hatten CDU, CSU und FDP zunächst die gemeinsame Regierung unter Bundeskanzler Ludwig Erhard fortgesetzt (Kabinett Erhard II). Ein Jahr später kulminierte eine Führungskrise in CDU und CDU-Bundestagsfraktion, ausgelöst unter anderem durch das schlechte Wahlergebnis der CDU bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 10. Juli 1966.[1] Die Union nominierte am 10. November 1966 Kurt Georg Kiesinger als neuen Kanzlerkandidaten. Nach dem Scheitern erneuter Koalitionsverhandlungen mit der FDP bildete sich eine Große Koalition; das Kabinett Kiesinger trat am 1. Dezember 1966 an.[2]

Die SPD hätte auch mit der FDP im Bundestag eine Mehrheit gehabt (217 plus 50 Sitze; die Union hatte 251 Sitze). Teile der FDP lehnten dies aber ab. Daher hatte man in der SPD die Sorge, dass die knappe Mehrheit nicht reichen würde, Willy Brandt zum Bundeskanzler zu wählen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel 46/1966 vom 11. November 1966: Schmutzige Hände
  2. Bundestag Plenarprotokoll 05/05077.pdf
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.