Joachim Beckmann
Wilhelm Joachim Beckmann (* 18. Juli 1901 in Eickel; † 18. Januar 1987 in Haan) war ein deutscher evangelischer Theologe. Er war von 1958 bis 1971 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Leben
Beckmann, Sohn des Pfarrers Julius August Wilhelm Beckmann und der Frieda Schmidt, legte 1920 das Abitur am Gymnasium in Wattenscheid ab. Im Frühjahr 1920 nahm er an der Philipps-Universität Marburg das Studium der Evangelischen Theologie und der Philosophie auf, wechselte aber bereits im Herbst an die Eberhard Karls Universität Tübingen und im Herbst 1921 schließlich an die Westfälische Wilhelms-Universität zu Münster, wo er 1923/1924 mit der religionsphilosophischen Schrift Der Begriff der religiösen Erfahrungen bei Stange – Eine Untersuchung zur kritischen Religionsphilosophie zum Doktor der Philosophie promovierte. Er trat dem Marburger, Tübinger und Münsterschen Wingolf bei, denen er bis 1938 angehörte. 1924 legte er beim Konsistorium der westfälischen Kirchenprovinz der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union in Münster das Erste Theologische Examen ab.
Beckmann kam im Sommer 1924 nach Göttingen, wo er Inspektor des reformierten Studienhauses wurde und sein Vikariat absolvierte. An der Georg-August-Universität traf er auf Karl Barth, der hier 1921 eine Honorarprofessur erhalten hatte. Diese Begegnung war für Joachim Beckmanns Theologie wie für seine Biografie konstitutiv. 1925 promovierte Beckmann bei Emanuel Hirsch mit der Schrift Vom Sakrament bei Calvin – Die Sakramentslehre Calvins in ihren Beziehungen zu Augustin zum Lic. theol. und arbeitete fortan als Assistent des Centralausschusses für Innere Mission in Berlin bei Reinhold Seeberg.
Im Frühjahr 1926 legte Beckmann in Münster das Zweite Theologische Examen ab und wurde Landespfarrer für Innere Mission und Wohlfahrtspflege in der Evangelischen Landeskirche in Nassau in Wiesbaden. Am 1. August 1926 wurde er durch seinen Vater in der Johanneskirche in Wanne-Eickel ordiniert. Von 1928 bis 1933 war Joachim Beckmann Pfarrer der Westfälischen Frauenhilfe in Soest.
1933 wurde er Pfarrer der Düsseldorfer Lutherkirchengemeinde und übernahm bald darauf leitende Positionen innerhalb der Bekennenden Kirche. So war er Mitglied des Reichsbruderrats. 1939 wurde Beckmann ein Reichsredeverbot auferlegt, so dass er außerhalb der Lutherkirche bis Kriegsende keine Reden halten durfte. Zudem wurde gegen ihn ein Sondergerichtsverfahren eingeleitet, da er trotz eines Erlasses Heinrich Himmlers vom 29. August 1937, der die theologische Ausbildung durch die Bekennende Kirche gänzlich untersagte, Examina für die Bekennende Kirche abgenommen hatte.
Seit 1945 war er als Oberkirchenrat Mitglied der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, zwischen 1947 und 1949 zudem Vorsitzender des Bruderrats der EKD.
Ab 1945 lehrte Beckmann Liturgik und ab 1947 auch lutherische Dogmatik (als Nachfolger von Peter Brunner) an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.[1] 1948 wurde er zum stellvertretenden Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt, 1958 dann zum Präses; dieses Amt versah er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1971.
Von 1967 bis 1972 war Beckmann außerdem Mitglied des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland und dessen Beauftragter für Fragen der Kriegsdienstverweigerung. Beckmann gehörte zu den Mitunterzeichnern des Tübinger Memorandums, einer Denkschrift, die eine Normalisierung der politischen Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten Deutschlands und eine Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze postulierte. Beckmann gehörte auch zum Kreis der Sprecher der ARD-Sendung Das Wort zum Sonntag.[2]
Nach seiner Emeritierung zum 1. August 1971 nahm Beckmann seine Lehrtätigkeit an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal zum Wintersemester 1971/1972 für ein Jahrzehnt wieder auf.
Joachim Beckmann war seit 1927 mit Hilde Hagemann verheiratet, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.
Auszeichnungen
- 1954 Ehrendoktor der evangelisch-theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- 1960 Ehrenprofessur der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband
- 1971 Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes
Literatur
- Thomas K. Kuhn: Joachim Beckmann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 92–97.
Weblinks
- Literatur von und über Joachim Beckmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joachim Beckmann im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Joachim Beckmann in der Online-Ausstellung Widerstand!? Evangelische Christen und Christinnen im Nationalsozialismus mit einem Porträt und vielen Schrift- und Bildquellen.
- Institut für Zeitgeschichte München-Berlin: Zeugenschrifttum Online. ZS 2213, Beckmann, Dr. Joachim (PDF-Datei; 547 kB). Gesprächsprotokoll 18. Oktober 1951, betr. Religions- und Kirchenpolitik der Nationalsozialisten, Deutsche Christen.
- Beckmann, Joachim. Hessische Biografie. (Stand: 17. Juni 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Michael Meyer-Blanck: Zwischen den Zeiten. Grundsätzliches zu Agende I von 1955 (1959). In: Konstanze Kemnitzer (Hrsg.): Gussformen der Gottesdienstgestaltung. Das Agendenwerk der VELKD zwischen Neuaufbruch und Restauration. Leipzig 2021, S. 26.
- Vgl. Sprecherinnen und Sprecher seit 1954.