Jestädt
Jestädt ist ein Ortsteil der Gemeinde Meinhard im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.
Jestädt Gemeinde Meinhard | |
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Höhe: | 163 m ü. NHN |
Fläche: | 6,17 km²[1] |
Einwohner: | 788 (Sep. 2014)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 128 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 37276 |
Vorwahl: | 05651 |
Geographische Lage
Jestädt liegt an den äußersten Südwestausläufern des Höhenzugs Gobert im Tal der Werra. In diesen Fluss münden südlich des Dorfs der es durchfließende Mühlbach und westsüdwestlich in Ortsnähe die Wehre. Nachbarorte sind Motzenrode im Nordnordosten, Neuerode im Ostnordosten, Grebendorf im Ostsüdosten, Niederhone im Süden und Albungen im Nordwesten. In Jestädt treffen sich die Landesstraße 3403 und die Kreisstraße 3.
Geschichte
Jestädt wurde im Jahre 876 erstmals urkundlich erwähnt. Das befestigte Dorf „Gestede“ wurde zur Sicherung einer Furt durch die Werra errichtet. Der Ortsname besteht nach Prof. Haas, Fulda, aus zwei Wörtern, und zwar aus dem Adjektivum althochdeutsch gahi, mittel- hochdeutsch gaehe oder gah, das neben „plötzlich“ noch „jähe“, steil- abfallend bedeutet, und aus dem Wort statt = Stätte. Danach ist Gahesteti oder Jestaedt ein Ort am steilabfallenden Hang, wie dies für die Lage von Jestädt zutrifft. Schon im 10. Jahrhundert wurde in Jestädt Wein angebaut.
Im 11. Jahrhundert bildete das Werratal die Grenze zwischen den Kurmainzer Bischöfen und den welfischen Herzögen und war daher umkämpft. Jestädt selbst gehörte dem Grafen von Everstein. Später ging es in den Besitz des Grafen von Northeim, Otto von Northeim, über, der vor dem Auftreten der Eversteiner bereits verstorben war. Dessen Sohn Siegfried III. von Boyneburg erlangte schließlich den Besitz Jestädts.
1410 belehnte Bernhard I. die Boyneburg-Hohensteins mit dem Dorf Jestädt sowie der dortigen Gerichtsbarkeit. Zum Gericht Jestädt gehörten neben Jestädt die Orte Motzenrode und Neuerode sowie die Wüstungen Bettelsdorf, Dörrenhain und Dudenhusen. Entgegen häufiger älterer Behauptungen wurde Jestädt niemals Teil des 1654 gegründeten landgräflichen Amtes Bischhausen, sondern blieb Teil des teilautonomen Gerichts Boyneburg.[3] Die Herren von Boyneburg-Hohenstein behielten das Gericht Jestädt bis zu ihrem Aussterben 1792 als braunschweigisches Lehen, während sie das Halsgericht von der Landgrafschaft Hessen-Kassel zu Lehen trugen. 1794 belehnte das Fürstentum Braunschweig die Herren von Eschwege mit dem Dorf.[1] Seit 1821 gehörte der Ort zum Kreis Eschwege.
Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Jestädt im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die neue Gemeinde Meinhard eingegliedert.[4]
Politik
Ortsvorsteher von Jestädt ist Gerhard Pippert (SPD). Stand 2014.
Sehenswürdigkeiten
- Rundanger
- mittelalterliche Dorfkirche[5]
- Jüdischer Friedhof aus dem 17. Jahrhundert
Schloss Jestädt
Das Schloss Jestädt ließ Walrab von Boyneburg-Hohenstein 1558 bis 1561 auf den Mauern der Talburg erbauen. Dessen Sohn Friedrich Hermann von Boyneburg-Hohenstein (1564–1631) ließ das Schloss 1612 ausbauen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss geplündert und verwüstet; 1637 wurde es renoviert und diente fortan den Boyneburgs als Adelssitz.[6]
Erst als die Jestädter Linie der Familie 1792 ausstarb, fielen das Schloss und die zugehörigen Gebiete 1794 an die Herren von Eschwege. Dieser Besitz wurde 1802 durch einen Lehensbrief Georg III. bestätigt.
Später wurden der Gefängnisturm und der Ostflügel des Schlosses entfernt. Letztmals wurde das Schloss 1906 umgebaut. Die südlich angrenzende Mühle wurde in den 1960er Jahren abgerissen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die Eschweges Flüchtlinge und Verwandte in ihrem Schloss auf. In den 1970er und 1980er Jahren war das Schloss zwischenzeitlich unbewohnt.
1990 wurde das Schloss verkauft und bis 1998 renoviert. Seit 1999 wird es wieder bewohnt und bietet vier Ferienwohnungen an. Auf dem Innenhof sowie im Saal werden zeitweilig Konzerte veranstaltet.
Persönlichkeiten
Friedrich von Feilitzsch (1858–1942), erster Ministerpräsident von Schaumburg-Lippe, wurde in Jestädt geboren.
Einzelnachweise
- Jestädt, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Januar 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen der Ortsteile im Haushaltsplan 2015 der Gemeinde Meinhard (Vorbericht Seite 2), abgerufen im Februar 2016
- Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts), Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 388.
- Informationen zur Dorfkirche
- Website des Schlosses Jestädt
Weblinks
- Ortsteil Jestädt im Internetauftritt der Gemeinde Meinhard
- Jestädt, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Jestädt In: Hessische Bibliographie[1]
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!