Jan Jongbloed
Jan Jongbloed (* 25. November 1940 in Amsterdam) ist ein ehemaliger niederländischer Fußballspieler. Er hält mit 717 Spielen den Rekord für die meisten Einsätze in der Eredivisie.
Jan Jongbloed | ||
Jan Jongbloed, 1984 | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 25. November 1940 | |
Geburtsort | Amsterdam, Niederlande | |
Position | Tor | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1959–1972 | DWS/A / DWS | 379 (0) |
1972–1977 | FC Amsterdam | 161 (0) |
1977–1981 | Roda Kerkrade | 129 (0) |
1982–1986 | Go Ahead Eagles | [1]81 (0) |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1962–1978 | Niederlande | 24 (0) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Karriere
Verein
Der Torhüter Jongbloed begann seine Karriere beim Amsterdamer Amateurverein VVA. In der höchsten Spielklasse spielte er für den Amsterdamer Verein D.W.S. und dessen Nachfolgeklub FC Amsterdam, Roda aus Kerkrade und die Go Ahead Eagles aus Deventer. Mit D.W.S. stieg er 1962 aus der Eredivisie ab, jedoch gleich in der folgenden Saison wieder auf. Als bis 2012 einziges Team konnte D.W.S. mit Trainer Leslie Talbot als Aufsteiger in der folgenden Saison den Meistertitel gewinnen. Im Europapokal 1964/65 erreichte das Team um Jongbloed das Viertelfinale; ebenso konnte er mit dem FC Amsterdam im UEFA-Pokal 1974/75 ins Viertelfinale vordringen, in dem die Amsterdamer dem 1. FC Köln unterlagen. Während seiner Amsterdamer Zeit blieb Jongbloed Halbprofi und arbeitete nebenher in seinem Zigarrenladen; erst mit 36 Jahren nach dem Wechsel zu Roda JC konnte er seinen Lebensunterhalt komplett von einem Profigehalt bestreiten.[2]
Eigentlich wollte er nach seiner Zeit in Kerkrade 1982 seine Karriere beenden, doch als Go-Ahead-Eagles-Trainer Henk Wullems ihn ein halbes Jahr später bat, für elf Spiele bei dem Klub aus Deventer einzuspringen, sagte er ja. Zwei volle Saisons absolvierte er anschließend noch bei den Go Ahead Eagles in der Eredivisie. Mit fast 45 Jahren erlitt er am 8. September 1985 nach dem Auswärtsspiel der Go Ahead Eagles beim HFC Haarlem einen Herzinfarkt, der seiner aktiven Laufbahn endgültig ein Ende setzte.[3] Anschließend arbeitete er zunächst als Trainerassistent bei den Go Ahead Eagles und anschließend von 1988 bis 2010 als Assistenz- und Jugendtrainer sowie als Scout bei Vitesse Arnheim. Für kurze Zeit war er 1995/96 interim – gemeinsam mit Frans Thijssen – Chef der Eredivisiemannschaft. Seit seinem unfreiwilligen Abschied von Vitesse ist er Berater und Leiter der Jugendabteilung des Amateurvereins Hellas Sport aus Zaandam.[4]
Nationalmannschaft
Sein Debüt im Tor der niederländischen Nationalmannschaft gab Jan Jongbloed schon mit 21 Jahren. Am 22. September 1962 wurde er bei einer 1:4-Niederlage in und gegen Dänemark kurz vor Schluss für Piet Lagarde vom Sportclub Enschede eingewechselt, musste jedoch in den fünf Minuten noch den vierten Treffer der Dänen hinnehmen.[5] Erst fast zwölf Jahre später kehrte er, im vorletzten Testspiel vor der Weltmeisterschaft 1974, in den Kasten der Niederländer zurück. Ab diesem Zeitpunkt lieferte er sich mit Piet Schrijvers von Ajax Amsterdam ein Duell um die Position des Torwarts Nummer eins. Trainer Rinus Michels setzte auf ihn während der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland. Er stand bei allen Spielen der Niederlande 1974 im Tor und wurde Vize-Weltmeister. Dabei war er der einzige niederländische Torhüter, der aufgrund seiner spielerischen Qualitäten für ein WM-Endturnier ausgewählt wurde. Jongbloed war ein mitspielender Keeper, der bei einer drohenden Niederlage gerne auch mal mit nach vorne ging. Michels wollte in Deutschland lieber einen Torhüter, der auch mal als Libero funktionieren konnte – ganz im Sinne des „totalen Fußballs“ der Oranje-Elf.[6]
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien setzte auch Trainer Ernst Happel zunächst auf den erfahrenen Keeper, als er jedoch im letzten Gruppenspiel gegen Schottland bei der 2:3-Niederlage nicht besonders gut aussah, wurde er von Happel durch Piet Schrijvers ersetzt. Als sich Schrijvers im letzten Spiel der zweiten Finalrunde gegen Italien verletzte, kam Jongbloed wieder zum Zug und spielte gegen Argentinien das zweite WM-Finale seiner Karriere. Wieder wurde er, in seinem letzten Länderspiel, allerdings nur Vize-Weltmeister.
Für Verwunderung sorgte Jongbloed bisweilen mit seiner Rückennummer, der für einen Torwart eher ungewöhnlichen 8. Diese erhielt er, da die Rückennummern der niederländischen Nationalmannschaft in den 1970er Jahren alphabetisch vergeben wurden. Die einzige Ausnahme bildete hier der damalige Star des Teams, Johan Cruyff, der stets die Nummer 14 trug.
Antisemitismus-Vorwurf
Jongbloed soll am 17. Januar 1965 beim Lokalderby zwischen Ajax Amsterdam und DWS den jüdischen Ajax-Spieler Bennie Muller mit den Worten „vuile rot-Jood“ („dreckiger, verrotteter Jude“) beleidigt haben. Der Vorfall erregte in den Niederlanden große Aufmerksamkeit, gegen Jongbloed wurde eine Sperre von mehreren Spielen verhängt.[7]
Erfolge
Im Verein
- Niederländischer Meister: 1964
Nationalmannschaft
- Vize-Weltmeister: 1974, 1978
Privates
Jongbloeds Sohn Eric Jongbloed wurde ebenfalls Torwart. Er spielte wie sein Vater beim AFC DWS, der jedoch mittlerweile im Amateurlager zu Hause war. Mit 21 Jahren starb Eric Jongbloed während eines Spiels, als am 23. September 1984 ein Gewitter aufgezogen war und ein Blitz den Torhüter traf.[8]
Weblinks
Anmerkungen und Nachweise
- http://www.vi.nl/Spelers/Speler.htm?dbid=13577&typeofpage=84137
- Robèrt Misset, Keeper: Ultiem gevoel van vrijheid, WK voetbal/NRC Handelsblad vom 4. Juni 1998
- Interview mit Jongbloed (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei Roda JC Spelers aus dem August 2002.
- Jan Jongbloed hoofd jeugdopleiding Hellas Sport, Zaans Stadsblad vom 16. Juni 2010
- Spieldaten bei Voetbalstats.nl
- David Winner, Briljant Oranje. Het genie van het Nederlandse voetbal, L. J. Veen, Amsterdam/Antwerpen 2006, ISBN 90-204-0536-5, S. 99
- Dietrich Schulze-Marmeling: Der König und sein Spiel. Johan Cruyff und der Weltfußball, Die Werkstatt, Göttingen 2012, S. 61, ISBN 978-3-89533-845-8. Siehe ferner Matty Verkamman: Belediging kostte DWS ooit het kampioenschap. In: Trouw vom 29. August 1995.
- De dood van doelman Eric Jongbloed, Geschiedenis 24 vom 23. September 2009