Jagow (Uckerland)
Jagow ist ein Ortsteil der amtsfreien Gemeinde Uckerland im Landkreis Uckermark in Brandenburg.[1]
Jagow Gemeinde Uckerland | |
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Höhe: | 49 m ü. NHN |
Einwohner: | 418 (31. Dez. 2016) |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2001 |
Postleitzahl: | 17337 |
Vorwahl: | 039745 |
Lage
Jagow liegt in der Uckermark, unweit der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Die Gemarkung grenzt im Norden an Fahrenholz mit dem Dorf Lindhorst und an Lübbenow, im Osten an Trebenow mit Bandelow, im Südosten an Schönwerder, im Süden an Dedelow mit Steinfurth und an Holzendorf mit Zernikow, im Südwesten an Schapow mit Augustfelde und im Westen an Hetzdorf mit Schlepkow.
Zum Ortsteil Jagow gehören neben dem Dorf Jagow noch die Gemeindeteile Dolgen, Karlstein, Kutzerow, Lauenhof, Taschenberg und Uhlenhof sowie die Wohnplätze Schindelmühle und Taschenberg Ausbau. Jagow liegt an der Kreisstraße 7341 nach Bandelow. Durch die Gemeindeteile Kutzerow und Taschenberg verläuft die Landesstraße 255, südlich von Kutzerow liegt die Bundesstraße 198.
Geschichte
Jagow wurde erstmals im Jahr 1258 als Jagowe erstmals urkundlich erwähnt.[2] Die namensgleiche, hauptsächlich in der Altmark und in der Prignitz ansässige, Familie von Jagow tritt auch in der Neumark und in der Uckermark auf, dies waren aber historisch gesehen nur kurze Momente. Ein Arnoldus (von Jagow), Sohn des Ritters Mathias, ist 1337 mit seinem brandenburgischen Markgrafen in Prenzlau.[3]
Bald darauf tritt die Familie von Holtzendorff auf und bildet sich eine eigene Familienlinie Holtzendorff-Jagow heraus. Mit Olde Zabel von Holtzendorff, vermählt mit Elisabeth von Münckerwitz-Torgelow, beginnt um 1471 die durchgehende genealogische Stammreihe der Adelsfamilie in Jagow. Fünf Generationen später wird der Mehrfachbesitz mit Jagow, Rittgarten und Tornow neu aufgegliedert.[4] Im ausgehenden 18. Jahrhundert beginnt die Reihe der Grundbesitzer mit Friedrich von Holtzendorff, dem noch weitere Güter gehören.
Ab 1817 gehörte das Gut Jagow zum Landkreis Prenzlau im Regierungsbezirk Potsdam der preußischen Provinz Brandenburg. Nach dem im Jahre 1879 erstmals amtlich publizierten Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer- und Gutsbesitzer des Königreiches Preußen gehört zum Rittergut Jagow mit Carlstein etwa 1032 ha Land.[5] Eigentümer jener Zeit waren Friedrich von Holtzendorff (1791–1849) und später sein Enkel Henning von Holtzendorff (1853–1919). Er war ein einflussreicher, lange in Kiel lebender,[6] hoher Militär, kaiserlich-deutscher Großadmiral, Stabschef der Marine sowie Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und Träger des Pour le mérite. Ihm beerbte sein Bruder den Familienfideikommiss, einer auf Stiftungsrecht basierenden Festlegung zur Erbfolge und vor allem zur Sicherung des Rittergutes für die eigene Familienlinie.[7]
Im Zuge der politisch gewollten Auflösung der Gutsbezirke in Preußen im Jahr 1928 wurden die Gutsbezirke Jagow, Kutzerow und Taschenberg zu der neuen Landgemeinde Jagow vereinigt. Unmittelbar in dieser Zeitphase, also kurz vor der großen Wirtschaftskrise, die Industrie und Landwirtschaft zugleich traf, umfasste die Begüterung Jagow mit Karlstein, Lauenhof und Schindelmühle 1235 ha. Mit 28 ha ist nur ein geringer Waldbestand zu konstatieren. Hauptbetrieblich wurde auf dem Gut eine sehr große Schafsviehwirtschaft geführt. Als Gutsleiter fungierte der Verwalter Paul Büschel.[8] Fideikommissherr ist Arndt von Holtzendorff (1859–1935). Sein Nachfolger[9] wurde der spätere Generalmajor Hanshenning von Holtzendorff (1892–1982), verheiratet mit Barbara von Flotow-Kogel (1896–1992). Die Nachfahren werden mehrfach Landwirte, Militärs und sind im Johanniterorden aktiv. Mit der bekannten Verlegerfamilie Perthes ist man vielfach verwandt.[10]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jagow Teil der Sowjetischen Besatzungszone und gehörte ab 1949 zur DDR. Bei der Kreisreform am 25. Juli 1952 wurde Jagow dem Kreis Strasburg im Bezirk Neubrandenburg zugeordnet. Nach der Wiedervereinigung gehörte die Gemeinde Jagow zum Landkreis Strasburg im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, 1992 schloss sie sich mit elf weiteren Gemeinden zum Amt Lübbenow (Uckermark) zusammen. Am 1. Juli 1992 wechselte die Gemeinde Jagow aus dem Landkreis Strasburg in den Landkreis Prenzlau und somit nach Brandenburg.
Bei der Kreisreform im Dezember 1993 wurde die Gemeinde Jagow dem Landkreis Uckermark zugeordnet. Am 31. Dezember 2001 erfolgte die Auflösung des Amtes Lübbenow (Uckermark) und die Fusion der amtsangehörigen Gemeinden zu der neuen Gemeinde Uckerland. Im Dezember 2015 hatte der Ortsteil Jagow insgesamt 372 Einwohner; davon lebten 85 in Jagow, 145 in Kutzerow, 78 in Taschenberg, 29 in Karlstein, 17 in Dolgen, 13 in Uhlenhof und fünf in Lauenhof.[11]
Einwohnerentwicklung
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Gebietsstand des jeweiligen Jahres, mit Kutzerow und Taschenberg[12]
Literatur
- Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nördlichen und östlichen Uckermark. Geschichte – Architektur – Ausstattung. In: Bernd Janowski und Dirk Schumann (Hrsg.): Kirchen im ländlichen Raum. 1. Auflage. Band 7. Lukas Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-86732-196-9, Altkreis Prenzlau, S. 272 ff. (542 S.).
- Oliver Hermann und Melanie Mertens. Jagow. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 280–282; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7
Einzelnachweise
- Gemeinde Uckerland – Ortsteile – Bewohnte Gemeindeteile – Wohnplätze. In: service.brandenburg.de. Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg, abgerufen am 10. Februar 2022.
- Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra, Berlin 2005, S. 82.
- Georg v. Jagow: Geschichte des Geschlechtes v. Jagow 1243-1993. In: Vorstand des Familienverbandes v. Jagow (Hrsg.): Genealogie. Ernst Knoth, Melle 1993, S. 19–21 (kit.edu [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser (Uradel). 1900. In: Standardwerk der Familienkunde. Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 425–428 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 138–139, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Rudolf Martin (Hrsg.): Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Königreich Preußen. Nachtrag, Berlin, Brandenburg, Rheinprovinz, Schlesien, Westfalen. 3. Auflage. Erster Band. Sächsische Maschinensatz-Druckerei G.m.b.H., Berlin, Werdau 1913, S. 33 (d-nb.info [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 1941. Teil A. Adelige Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichgestellter Geschlechter (Deutscher Uradel). 41. Auflage. Justus Perthes, Gotha Oktober 1940, S. 176–179 (d-nb.info [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. 4. Auflage. Letzte Ausgabe-Niekammer-Reihe. Verlag Niekammer’s Adreßbücher G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 88 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Walter v. Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1971. In: Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band XI, Nr. 49. C. A. Starke, 1971, ISSN 0435-2408, S. 279–283 (d-nb.info [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz v. Groß-Zauche u. Camminetz: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1998. In: Stiftung Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band XXV, Nr. 117. C. A. Starke, 1998, ISBN 978-3-7980-0817-5, ISSN 0435-2408, S. 202–213 (d-nb.info [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
- Ortsteil Jagow. Gemeinde Uckerland, abgerufen am 11. August 2020.
- Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 KB) Landkreis Uckermark. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 11. August 2020.