Ivar Giaever
Ivar Giaever (ursprüngliche Schreibweise Ivar Giæver; * 5. April 1929 in Bergen, Norwegen) ist ein norwegisch-amerikanischer Physiker. Er erhielt 1973 den Nobelpreis für Physik.
Leben
Giaever absolvierte von 1948 bis 1952 ein Ingenieursstudium am Norwegischen Institut für Technologie in Trondheim. 1954 wanderte er nach Kanada aus, wo er in einem Architekturbüro und danach als Ingenieur bei General Electrics arbeitete. 1956 übersiedelte er in die USA. Von 1958 bis 1969 arbeitete Giaever am Rensselaer Polytechnical Institute in Troy (New York) auf dem Gebiet der Supraleitung (verlustfreie Leitung des elektrischen Stroms) und des Tunneleffekts. Für diese Forschungen erhielt er 1964 den Doktorgrad. Während eines Forschungsaufenthalts in England beschäftigte er sich mit biophysikalischen Problemen und entwickelte eine Methode zum Nachweis von Immunreaktionen. Seit 1988 ist Giaever Professor am Rensselaer Polytechnical Institute, zusätzlich am Institut für Physik der Universität Oslo. Für das Heartland Institute, eine US-amerikanische konservative und libertäre Denkfabrik, wirkt Giaever als Experte.[1]
Giaever erhielt 1973 zusammen mit Leo Esaki den Physik-Nobelpreis für seine experimentellen Entdeckungen betreffend das Tunnel-Phänomen in Halb- bzw. Supraleitern. Im gleichen Jahr erhielt auch Brian D. Josephson für seine theoretische Vorhersage von Eigenschaften bei einer Supraströmung durch eine Tunnel-Barriere, insbesondere jene Phänomene, die allgemein als Josephson-Effekt bekannt sind, den Nobelpreis für Physik. Giaever bewies insbesondere die Existenz eines Tunneleffekts in Supraleitern (nachdem Esaki dies schon 1958 bei Halbleitern zeigte) und bewies die Existenz der von der BCS-Theorie vorhergesagten Energielücke.[2] Seit 1970 arbeitet Giaever auch als Biologe. Seit 1974 ist er Mitglied der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Sciences. Er ist auswärtiges Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften.
Die Natur ist für den Menschen wie der Kühlschrank für einen Hund: Er weiß, dass Futter drin ist, aber er wird nie verstehen, wie der Kühlschrank funktioniert (Ivar Giaever)
Position zum Klimawandel
Giaever trat 2011 öffentlichkeitswirksam aus der American Physical Society aus, weil die Gesellschaft die Belege für die stattfindende globale Erwärmung als „unbestreitbar“ einstuft.[3]
“The evidence is incontrovertible: Global warming is occurring. If no mitigating actions are taken, significant disruptions in the Earth’s physical and ecological systems, social systems, security and human health are likely to occur. We must reduce emissions of greenhouse gases beginning now.”
„Die Belege sind unbestreitbar: Die globale Erwärmung passiert. Wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden, hat dies voraussichtlich einschneidende Brüche der physischen und ökologischen Systeme der Erde zur Folge, auch bezüglich der Sozialsysteme, der Sicherheit und der Gesundheit der Menschheit. Wir müssen die Emissionen der Treibhausgase reduzieren, sofort.“
Giaever meint dazu, man könne nicht bereit sein, gleichzeitig die Masse eines Protons zu diskutieren oder die grundsätzliche Gestalt des Universums für eine offene Frage zu halten, aber seiner Ansicht nach beim Klimawandel jedwede Diskussion verbieten.[5] Unter anderem hält Giaever die Existenz der Erderwärmung für zweifelhaft und bestreitet generell, dass die Ursache auf Kohlenstoffdioxidemissionen zurückzuführen sind. Der Klimaforschung wirft er vor, sie könne keine verlässlichen Aussagen über die Zukunft treffen und der Klimawandel sei ohnehin kein Problem.[6]
Auch bei der Tagung der Nobelpreisträger in Lindau 2015 trug Giaever bereits widerlegte und nicht damit in Verbindung stehende Thesen vor, die häufig von Klimawandelleugnern angeführt werden.[7][6] Auf dieser Tagung unterzeichneten 36 Nobelpreisträger die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel,[8] 35 weitere kamen später hinzu. Sie distanzierten sich dabei klar von den Positionen von Klimaleugnern, indem sie betonten, dass die Beweise für einen Klimawandel durch Treibhausgase erdrückend seien.[9][10] Giaever zählte nicht zu den Unterzeichnern. Bereits 2012 gab er in einem Vortrag in Lindau an, sich nicht besonders für das Klima zu interessieren. Mehr als „einen Tag, oder eher einen halben Tag“ mit Google zu verbringen benötige er nicht. In der Wissenschaft werden Giaevers Thesen praktisch einhellig verworfen, von Klimaleugnerorganisationen und bestimmten Medien wird Giaever aufgrund seiner Prominenz jedoch häufig als Beleg angeführt.[7] Das Heartland Institute führte Giaever 2008 bis 2011 als Experten für die globale Erwärmung.[11]
Weblinks
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1973 an Ivar Giaever (englisch)
Einzelnachweise
- Experte – Ivar Giaever. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 9. Juli 2015; abgerufen am 8. Januar 2016.
- Giaever, Energy Gap in Superconductors Measured by Electron Tunneling, Physical Review Letters 5, 1960, S. 147–148.
- War of words over global warming as Nobel laureate resigns in protest. In: Telegraph.co.uk. (telegraph.co.uk [abgerufen am 28. Januar 2017]).
- Climate Change. Abgerufen am 28. Januar 2017 (englisch).
- No Need to Panic About Global Warming There's no compelling scientific argument for drastic action to 'decarbonize' the world's economy, The Wall Street Journal 27. Januar 2012.
- Wenn Nobelpreisträger auf Irrwegen wandeln. In: Der Standard, 3. Oktober 2017. Abgerufen am 9. Februar 2018.
- Christian Endt: Klimaskeptiker Ivar Giaever: Nobelpreisträger auf Abwegen. Auf: Spiegel Online, 2. Juli 2015. Abgerufen am 16. Juli 2015.
- Nobel Laureates Issue A Call To Action On Climate Change. Abgerufen am 28. Januar 2017.
- Die Mainauer Deklaration 2015 zum Klimawandel. In: The Lindau Nobel Laureate Meetings. (lindau-nobel.org [abgerufen am 28. Januar 2017]).
- Mike Beckers: Klimawandel - die größte Aufgabe der Menschheit. Auf: Spektrum der Wissenschaft, 3. Juli 2015. Abgerufen am 28. Juli 2017.
- Global Warming Experts. (Nicht mehr online verfügbar.) Heartland Institute, archiviert vom Original am 1. November 2008; abgerufen am 8. Januar 2016.