Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten
Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten (kurz HS Kempten, engl. University of Applied Sciences Kempten)[2] ist eine Fachhochschule in Kempten (Allgäu). Der bayerische Landtag gründete sie am 27. Juni 1977 per Gesetz. Die offizielle Eröffnung war am 4. Oktober 1978.[3] Die Hochschule Kempten ist die zentrale Einrichtung des Allgäus für die akademische Lehre, die Weiterbildung sowie den Technologie- und Wissenstransfer. Die Hochschule soll eine praxisorientierte, innovative Ausbildung von Fach- und Führungskräften gewährleisten. Die meisten Hochschulgebäude befinden sich auf dem Campus in der Bahnhofstraße. Das Auditorium maximum bietet Platz für etwa 350 Personen.
Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten | |
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Gründung | 1977 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Kempten (Allgäu) |
Bundesland | Bayern |
Land | Deutschland |
Präsident | Wolfgang Hauke |
Studierende | 6.257 WS 2016/17[1] |
Mitarbeiter | ca. 330 (davon ca. 130 Professoren, ca. 200 Nicht-Wissenschaftler) |
Netzwerke | IBH |
Website | www.hs-kempten.de |
Die Bildungseinrichtung gehört zu den größten Fachhochschulen in Bayern.
Geschichte
Im Jahr 1969 bemühte sich die Stadt Kempten mit Vertretern der lokalen Wirtschaft um die Gründung einer Alpenuniversität und ab 1972 um eine Fachhochschule. Im Jahr 1975 beschloss der Bayerische Ministerrat eine Fachhochschule in Kempten. Zwei Jahre darauf verabschiedete der Bayerische Landtag ein Gesetz zur Errichtung der Fachhochschule in Kempten; Ziel waren damals 1000 Studenten.
Am 2. Oktober 1978 fing das erste Semester im Studiengang Betriebswirtschaft in angemieteten Gebäuden an der Bahnhofstraße an. Die Eröffnungsfeier fand im Fürstensaal der Fürstäbtlichen Residenz am 4. Oktober 1978 durch den bayerischen Kultusminister Hans Maier statt. Hanns Ott trat am 1. Februar 1978 sein Amt als Gründungspräsident an.[4]
1980 kaufte der Freistaat Bayern ein etwa 42.000 m² großes Grundstück an der Bahnhofstraße (vorher Bauunternehmung Alfred Kunz). Hochschulleitung und Verwaltung zogen im gleichen Jahr provisorisch in ein Gebäude an der Immenstädter Straße ein. Zur Realisierung von ersten Schulgebäuden wurde ein Wettbewerb ausgelobt, bei dem das Architekturbüro Heid/Thumann/Frese aus Fürth den ersten Platz gewann.
Der Studiengang Maschinenbau wurde im Jahr 1982 eingeführt, im gleichen Jahr verließen die ersten Absolventen den Lehrgang Betriebswirtschaft. Aus Platzmangel mietete die Fachhochschule 1983 weitere Räume im 4P-Haus an der Kronenstraße in der Altstadt. 1984 demonstrierten Studenten für eine eigene Mensa, 198 eröffnete das Studentenwerk eine Mensa.
Im Jahr 1986 wurde die Maschinenhalle für die Fachhochschule errichtet. Im Jahr 1989 wurden die Hörsaal- und Laborgebäude Technik fertiggestellt. 1990 begann der Bau für das Hörsaalgebäude Wirtschaft. 1992 erhöhte sich die Zahl der Studierenden von 1000 auf 1450. Die Ausbildungsrichtung Wirtschaft bezog da ihr neues Domizil. Die Bibliothek und die Mensa zogen 1994 in ein neues Gebäude. 1995 ist die FH Kempten neben der FH Rosenheim eine Modellhochschule geworden.
Ab 1996 folgten weitere neue Studienrichtungen und Fakultäten an der FH Kempten. Die stetige Zunahme an Studenten zeigte fortlaufenden Erweiterungsbedarf an Lehrgebäuden. 1997 wurde ein Erweiterungsbau für die Fachrichtung Wirtschaft in Betrieb genommen, 1998 wurde ein Grundstück in Campusnähe erworben. Der Studienkurs Informatik wurde im Jahr 2000 eingeführt. Das Jahr darauf löste der Studiengang Elektro- und Informationstechnik den bisherigen Studiengang Elektrotechnik ab.
2003 wurde die Richtung Sozialwirtschaft eingeführt. Der IV. Bauabschnitt mit Verwaltungsräumen und Audimax für 350 Personen wurde 2004 in Betrieb genommen. Seither ist die FH Kempten einhäusig.
Seit dem 30. März 2007 heißt die FH Hochschule für angewandte Wissenschaften (University of Applied Sciences) eingeführt. Die Studiengänge BWL, Tourismus und Informatik wurden im gleichen Jahr auf den Bachelor-Abschluss umgestellt, im Rahmen des bayerischen Hochschulausbaus wurde für Kempten eine Ausbaustufe von 1254 neuen Studienplätzen zugesichert. Der V. Bauabschnitt folgte kurze Zeit darauf auf dem 1998 erworbenen Grundstück.
Im Jahr 2008 wurden die Studiengänge Energie- und Umwelttechnik sowie Wirtschaftsinformatik eingeführt. 2010 wurde ein Gebäude dem Bibliotheks- und Mensabau neu angeschlossen. 2010 wurden drei neue Masterstudiengänge (Electrical Engineering, Global Business Development und Logistik) und zwei neue Studiengänge (Lebensmittel- und Verpackungstechnologie sowie Mechatronik) eingeführt.
Seit 2009 betreibt die Hochschule Kempten gemeinsam mit den Hochschulen Neu-Ulm und Augsburg das Hochschulzentrum Vöhlinschloss in Illertissen. Die drei Hochschulen nutzen das Tagungs- und Kongresszentrum für Seminare, Fortbildungen, Konferenzen und für Existenzgründungsberatung.
Am 1. März 2011 wurde das neue Campusgebäude Denkfabrik (ein gemietetes Gebäude) der Hochschulverwaltung übergeben. Am 5. Juli 2011 wurde der V. Bauabschnitt eingeweiht.[5]
Außerdem wurde im Jahr 2011 die Fakultät Tourismus als eigenständige Fakultät aus der Fakultät Betriebswirtschaft ausgegründet. Sie sitzt seitdem im A-Gebäude „Denkfabrik“. Seit 2018 heißt die Fakultät Tourismus-Management.
Fachbereiche und Fakultäten
Die Hochschule Kempten erhebt pro Semester 52 Euro Semesterbeitrag. Für das Semesterticket sind zusätzlich jedes Semester 30 Euro zu entrichten.
Es existieren folgende Fakultäten:
- Betriebswirtschaft
- Elektrotechnik
- Informatik
- Maschinenbau
- Soziales und Gesundheit
- Tourismus-Management
- Weiterbildung (Professional School of Business & Technology)
Ranking
Im Studienführer der Wochenzeitung Die Zeit des Jahres 2011/12 rangiert der Studiengang Betriebswirtschaft[6] auf einem der vorderen Plätze aller deutschen Hochschulen und Universitäten. Die Fakultät Elektrotechnik und Informatik und deren Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen[6] wählten die Studenten als die Besten Deutschlands, bei der Reputation der Dozenten landete die Hochschule im Mittelfeld.[6]
Verbund und Partnerschaften
Die Hochschule gehört zum Verbund Internationale Bodensee-Hochschule. Sie ist außerdem Teilnehmer des Projekts Partnerhochschule des Spitzensports, bei dem sie Spitzenathleten unterstützt, die zeitgleich eine sportliche Karriere und akademische Ausbildung verfolgen.
Bei ca. 80 Partnerhochschulen im Ausland können die Studenten von einzelnen Fächern bis zur Doppeldiplomierung unterschiedliche Auslandsaufenthalte einplanen.
Forschungszentrum Allgäu
Das Forschungszentrum Allgäu (kurz FZA) koordiniert die Forschung der Hochschule und besitzt besondere Schwerpunkte in den Bereichen Energie, Mobilität, Produktion und Soziale Innovationen[7]. Im Forschungszentrum gebündelt agieren derzeit 15 Forschungsinstitute sowie Wissens- und Technologietransfer Zentren. Die Technologietransfer Zentren (kurz TTZ) und Wissenstransfer Zentren (kurz WTZ) arbeiten an unterschiedlichen Standorten der Region, um gezielt ansässige Unternehmen mit anwendungsorientierter Forschung zu unterstützen[8].
Folgende Institute forschen unter dem Dach des Forschungszentrum Allgäu[9]:
- BZPD – Bayerisches Zentrum Pflege Digital
- ECC-ProBell – Europäisches Kompetenzzentrum für Glocken
- IDT – Institut für digitale Transformation in Arbeit, Bildung und Gesellschaft
- IEAT – Institut für Energie- und Antriebstechnik
- IEES – Institut für Elektrische Energiesysteme
- IEPT – Institut für Effiziente Produktionstechnik
- IFI – Institut für Internationalisierung
- IFM – Institut für Fahrerassistenz und vernetzte Mobilität
- IGG – Institut für Gesundheit und Generationen
- KLEVERTEC – Kompetenzzentrum für angewandte Forschung in der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie
- TTZ Elektromobilität – Kempten
- TTZ Leistungselektronik – Memmingen
- TTZ Produktion und Informatik – Sonthofen
- TTZ Prozessdaten-optimierte Fertigung – Kaufbeuren
- WTZ Innovative und Nachhaltige Tourismusentwicklung – Füssen
ECC-ProBell – Europäisches Kompetenzzentrum für Glocken
Ein Vorgängerprojekt über Materialbelastungen lief am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit. Im Oktober 2005 startete an der Hochschule in Kooperation mit dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen, acht Glockengießern sowie den Universitäten Padua und Ljubljana das durch die Europäische Kommission kofinanzierte Projekt ProBell. Das Ziel war die wissenschaftliche Bestimmung der Einflussparameter auf die verstärkte und vorzeitige Schädigung von Glocken und auf die Klangqualität. Dabei wurde ein vorhandenes Schall-Labor genutzt, welches ursprünglich geschaffen wurde, um Traktoren auf ihren Lärm zu testen. Es wurden dafür 20 Glocken gegossen, die mit unterschiedlichen Klöppeln bis zur Zerstörung belastet wurden. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse wurden Verfahren entwickelt, vorhandene Glocken auf mögliche Risiken zu bewerten beziehungsweise neue Glocken optimal zu läuten, durch die Gestaltung von Joch, Klöppel und Aufhängung sowie die Wahl der Läutparameter. Auf Basis der Daten wurden Computersimulationen entwickelt, mit denen man die Auswirkungen von Parameteränderungen testen kann. Vom 21. bis 23. Juli 2008 fand das Abschlusstreffen des Projektes in der Hochschule Kempten statt. Schon damals äußerte man den Wunsch, eine dauerhafte Einrichtung zu etablieren und die gewonnenen Erkenntnisse weiterzuentwickeln, um die wertvollen Kulturgüter besser zu erhalten. Es gelang, weitere Fördergelder und Projektmittel einzuwerben.
Im Rahmen des ersten Symposiums ProBell am 5. und 6. Mai 2009 wurde das Europäische Kompetenzzentrum für Glocken - ProBell offiziell gegründet. Wissenschaftlicher Leiter ist Andreas Rupp. Die Aufgaben liegen
- bei der Unterstützung der Projektpartner bei der Einführung neuer Verfahren,
- der wissenschaftlichen Bearbeitung offener Fragen zur Erhaltung von Glocken,
- der Begutachtung der Läutesituation von Glocken im Turm,
- der Begutachtung von Schäden an Glocken,
- der Erfassung des „musikalischen Fingerabdruckes“ kulturhistorisch bedeutsamer Glocken, anhand dessen beginnende Schädigungen in Zukunft erkannt werden können, um so frühzeitig geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten,
- der Untersuchung zu gießereitechnischen Fragen,
- der Untersuchung zu Reparaturarbeiten,
- der Beratung von Gemeinden und Sachverständigen bei Problemen und Schäden sowie
- dem Erfahrungsaustausch für die vielfältigen Fachleute
Weblinks
Einzelnachweise
- http://www.hochschule-kempten.de/home/news-details/article/ueber-1880.html
- http://www.hochschule-kempten.de/fileadmin/fh-kempten/HL/Hochschulrecht/Allgemeines/1110404_Konsolidierte_Fassung_nach_3._AEnderung.pdf
- Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel (Hrsg.): Jahrhundertblicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 167 f.
- www.hs-kempten.de
- hochschule-kempten.de: Hochschule Kempten - Geschichte. (abgerufen am 18. August 2013)
- , ranking.zeit.de
- TBH – Transferstellen der Bayerischen Hochschulen. Abgerufen am 5. Oktober 2021.
- Wissenstransferzentrum Füssen startet im November. In: Füssen aktuell. 28. September 2020, abgerufen am 5. Oktober 2021 (deutsch).
- BayDat-Online. Abgerufen am 5. Oktober 2021.