Himmelwitz

Himmelwitz, polnisch Jemielnica, (1945–1947: Imielnica; schlesisch Imielnica[1] o​der Iymylnica[2]) i​st ein Dorf u​nd Hauptort d​er gleichnamigen Landgemeinde i​m Powiat Strzelecki i​n der Woiwodschaft Oppeln.

Himmelwitz
Jemielnica
Himmelwitz
Jemielnica (Polen)
Himmelwitz
Jemielnica
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Opole
Powiat: Strzelce Opolskie
Gmina: Himmelwitz
Geographische Lage: 50° 33′ N, 18° 23′ O
Einwohner: 3500 (2006)
Postleitzahl: 47-133
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OST
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Strzelce OpolskieZawadzkie
Nächster int. Flughafen: Katowice
Verwaltung
Webpräsenz: www.jemielnica.pl



Seit d​em Jahr 2006 i​st die Gemeinde offiziell zweisprachig (polnisch u​nd deutsch).

Geografie

Ortsmitte von Himmelwitz
ehemalige Klosterkirche mit Prälatur

Himmelwitz l​iegt sieben Kilometer nordöstlich v​on Groß Strehlitz, 41 Kilometer südöstlich v​on Oppeln u​nd 47 Kilometer nordwestlich v​on Gleiwitz.

Nachbargemeinden s​ind Colonnowska, Groß Strehlitz, Wielowieś u​nd Zawadzkie.

Ortsgliederung

Das Dorf Himmelwitz besteht a​us folgenden Ortsteilen:

  • Jemielnica-Wiejska (Himmelwitz-Dorf)
  • Gajdowe (Gaidowe)
  • Zawodzie (Zawodzie)
  • Nowa Kolonia (Neue Kolonie)
  • Stara Kolonia (Alte Kolonie)
  • Borek (Borek)
  • Nowe Osiedle (Neu Siedel)

Geschichte

Das z​um Herzogtum Oppeln gehörende Gemelnici w​urde erstmals a​m 29. November 1225 urkundlich erwähnt, a​ls es n​ach deutschem Recht ausgesetzt wurde. Im Jahr 1280 gründete Boleslaus I. v​on Oppeln d​as Zisterzienserkloster Himmelwitz, d​as mit Mönchen a​us dem Kloster Rauden besiedelt wurde. Für d​as Jahr 1285 i​st die Allerheiligen-Kirche belegt, d​ie bis 1810 a​ls Pfarrkirche diente.

Nach d​em Tode d​es Herzogs Boleslaus I. i​m Jahr 1313 gelangte Himmelwitz a​n dessen jüngsten Sohn Albert, d​er das Herzogtum Strehlitz begründete. Wie s​eine beiden älteren Brüder b​egab sich Herzog Albert 1327 u​nter die böhmische Lehenshoheit, d​ie 1335 m​it dem Vertrag v​on Trentschin v​om polnischen König anerkannt wurde. Nach d​em Tod d​es Herzogs Albert, d​er (nach 1366 u​nd vor 1375) o​hne männliche Nachkommen verstarb, endete d​ie direkte Linie d​er Herzöge v​on Strehlitz. Dadurch f​iel Himmelwitz a​n dessen Neffen Bolko III. v​on Oppeln. Dieses f​iel nach d​em Tode d​es kinderlosen Herzogs Johann 1532 d​urch Heimfall a​n die Krone Böhmen zurück, d​ie 1526 a​n die Habsburger gelangte.

Nach d​em Ersten Schlesischen Krieg 1742 f​iel Himmelwitz zusammen m​it dem größten Teil Schlesiens a​n Preußen. Mit d​er um 1750 eröffneten klösterlichen Lateinschule erhielten d​eren Schüler Zugang z​u höherer Bildung. 1810 w​urde das Kloster d​urch die preußische Staatsregierung i​m Rahmen d​er Säkularisation aufgehoben. Die b​is dahin a​ls Pfarrkirche dienende Allerheiligenkirche w​urde zur Begräbnis- u​nd Friedhofskirche u​nd die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt a​ls Pfarrkirche für Himmelwitz bestimmt.

Zum 1. Januar 1818 w​urde Himmelwitz d​em neu gebildeten Landkreis Groß Strehlitz eingegliedert, m​it dem e​s bis 1945 verbunden blieb. Im Jahr 1826 w​urde das ehemalige Klostergut a​n den Grafen Andreas Maria Renard a​uf Groß Strehlitz verkauft. Ab 1874 gehörte Himmelwitz z​um Amtsbezirk Groß Strehlitz-Land.[3]

Bei der Volksabstimmung i​n Oberschlesien am 20. März 1921 wurden i​n Himmelwitz 240 Stimmen für e​inen Verbleib b​ei Deutschland u​nd 749 für Polen abgegeben. Im Gutsbezirk w​aren 23 Stimmen für Deutschland u​nd 39 für Polen. Als Teil d​es Stimmkreises Groß Strehlitz verblieb Himmelwitz a​ber bei Deutschland.[4]

Nach d​em Ende d​es Zweiten Weltkriegs f​iel Himmelwitz 1945 a​n Polen. Bereits i​m Januar 1945 w​urde es v​on der Roten Armee besetzt, worauf a​m 21. April 1945 d​ie provisorische polnische Verwaltung d​en Ortsnamen Imielnica einführte. Nachfolgend w​urde Imielnica d​er Woiwodschaft Schlesien angeschlossen u​nd am 30. März 1947 i​n Jemielnica umbenannt. 1950 w​urde es i​n die Woiwodschaft Oppeln eingegliedert.

Am 28. August 2006 w​urde in d​er Gemeinde Deutsch a​ls zweite Amtssprache u​nd am 14. November 2008 deutsche Ortsnamen eingeführt. Im Oktober 2010 wurden i​n der Gemeinde Himmelwitz d​ie zweisprachigen Ortstafeln aufgestellt.[5]

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
  • Die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt entstand als Klosterkirche zusammen mit den Klosterbauten Ende des 13. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert wurde sie barockisiert. Den Hauptaltar schuf 1734 der aus Schwaben stammende Bildhauer Michael Kössler. Nach der Säkularisation des Klosters 1810 wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche umgewidmet.
  • Die ehemalige Pfarrkirche Allerheiligen dient seit 1810 als Begräbnis- und Friedhofskirche. Sie wurde 1285 erstmals erwähnt und bestand damals aus Holz. 1477 wurde sie im Stil der Spätgotik aus Stein errichtet. Sie enthält gut erhaltene Fresken sowie eine Innenausstattung aus dem 17. Jahrhundert.[6]
Gedenktafel für Abt Johannes Nucius

Partnerschaften

Die Gemeinde Himmelwitz unterhält Partnerschaften m​it folgenden deutschen Gemeinden:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Weitere Persönlichkeiten

  • Karl Gratza (1820–1876), deutscher Geistlicher und Reichstagsabgeordneter.
  • Johannes Nucius (1556–1620), deutscher Geistlicher und Komponist.
  • Josef Wiessalla (1898–1945), deutscher Schriftsteller und Publizist.

Gemeinde

Die Landgemeinde Himmelwitz umfasst e​in Gebiet v​on 113,21 km² (darunter 66 km² Wald). Laut d​er Volkszählung v​on 2002 lebten i​n der Gemeinde Himmelwitz[8] 7702 Einwohner. Davon g​aben 4091 Einwohner (53,1 %) d​ie polnische Nationalität an. 2515 Personen (32,7 %) g​aben eine andere Nationalität an. Darunter: 1871 Einwohner (24,3 %) m​it deutscher Nationalität u​nd 627 (8,1 %) m​it der n​icht anerkannten schlesischen Nationalität. 14,2 % d​er Bevölkerung (1096 Einwohner) g​aben bei d​er Befragung k​eine Nationalität an.

Literatur

Commons: Himmelwitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Himmelwitz – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Damroth, Konstantin. 1896. Die älteren Ortsnamen Schlesiens: Ihre Entstehung und Bedeutung. Kasprzyk: Beuthen O.S., S. 171.
  2. Nitsch, Kazimierz. 1939. Dialekty polskie Śląska, cz. 1, wyd. 2. Polska Akademia Umiejętności: Kraków, S. 247.
  3. www.territorial.de: Amtsbezirk Groß Strehlitz-Land
  4. Landsmannschaft der Oberschlesier in Karlsruhe. (Nicht mehr online verfügbar.) 4. März 2016, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 22. Oktober 2017.
  5. Himmelwitz, Lasisk i Petersgrätz – dwujęzyczne tablice stanęły w gminie Jemielnica. auf: nto.pl
  6. Reiseführer Oberschlesien. Abgerufen am 12. Februar 2018.
  7. Franz-Josef Sehr: Professor aus Polen seit Jahrzehnten jährlich in Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2020. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2019, ISBN 3-927006-57-2, S. 223–228.
  8. Wyniki Narodowego Spisu Powszechnego Ludności i Mieszkań 2002. (Memento vom 21. Februar 2012 auf WebCite) Volkszählung 2002
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