Kaiserforum (Wien)
Das Kaiserforum war ein Architekturprojekt in Wien, das die Krönung des Ringstraßenprojekts hätte bilden sollen. Es ging dabei um die Erweiterung der Hofburg und ihre Verbindung mit den Gebäuden, die man für die habsburgischen Sammlungen zu errichten beabsichtigte.
Geschichte
Pläne eines zentralen Museums für diese Sammlungen gab es schon bei den ersten Planungen zur Ringstraße. 1864 fiel die Entscheidung, dass zwei Gebäude gegenüber der Hofburg gebaut werden sollten: das Kunsthistorische Museum und das Naturhistorische Museum. Es gab einen Wettbewerb, zu dem vier Architekten eingeladen wurden: Carl Hasenauer, Theophil von Hansen, Heinrich Ferstel und Moritz Löhr. Alle vier Entwürfe wurden aber als nicht praktikabel erachtet, so dass Gottfried Semper als Schiedsrichter herangezogen wurde, der aber nicht nur die einzelnen Projekte, sondern darüber hinaus auch den Modus der Ausschreibung kritisierte.
Semper entwarf nun einen Generalplan für das gesamte Areal von der Hofburg (dem Leopoldinischen Trakt) bis zu den Hofstallungen (heutiges MuseumsQuartier) Fischer von Erlachs, das als riesiger Platz unter eben dem Namen Kaiserforum gedacht wurde. Dieser Plan wurde 1870 von Kaiser Franz Joseph genehmigt und 1871 zu bauen begonnen. Er sah zwei quer zur Ringstraße stehende Museumsgebäude vor, denen zwei an die Hofburg anzubauende Flügel entsprechen würden. In der Mitte, vor der alten Hofburg, war ein Fest- und Thronsaaltrakt geplant. Ursprünglich war sogar von einer Verbindung über die Ringstraße mit zwei Bögen die Rede, dies wurde jedoch im Interesse des Verkehrs sehr bald aufgegeben.
Zum Bau der Museen zog Semper Hasenauer bei, dessen Projekt ihn ästhetisch am meisten angesprochen hatte. Die beiden Museen wurden im Äußeren 1880 fertiggestellt, die feierliche Eröffnung erfolgte 1891.
Die entsprechenden Arbeiten an der Hofburg schleppten sich allerdings dahin, im Jahr 1913 wurden auf Befehl des Kaisers der nordwestliche Flügel und der Mitteltrakt aufgegeben, sodass das Kaiserforumsprojekt ein Torso blieb. Der andere Burgflügel, heute bekannt als Neue Burg, erlebte einige Architekten als Bauleiter, darunter auch Friedrich Ohmann und Ludwig Baumann, bis er 1913 am Außenbau fertiggestellt wurde. Da er außer Repräsentation keine echte Funktion hatte, wechselte in den nächsten Jahrzehnten die Benützung immer wieder. Die Neue Hofburg beherbergt heute das Ephesos-Museum, die Sammlung alter Musikinstrumente, das Weltmuseum Wien, die Hofjagd- und Rüstkammer sowie den Hauptteil der Österreichischen Nationalbibliothek.
Für den burgseitigen Teil des Kaiserforums ist heute der Name Heldenplatz in Gebrauch, er geht dort, wo der andere Flügel der Neuen Hofburg hätte stehen sollen, in den Volksgarten über. Der Platz zwischen den Museen heißt Maria-Theresien-Platz nach der Maria-Theresien-Statue von Kaspar von Zumbusch.
Eine erneuerte Debatte zur Vollendung des Forums gab es rund um den geplanten Bau eines Hauses der Geschichte der Republik. Der Präsidialchef des Bundeskanzleramtes Manfred Matzka hat dabei an die Errichtung dieses Museums gegenüber der Neuen Burg gedacht.[1]
Literatur
- Margaret Gottfried: Das Wiener Kaiserforum. Utopien zwischen Hofburg und Museumsquartier. Böhlau Verlag, Wien 2001, ISBN 3-205-99196-6.
- Artur Rosenauer, Maria Welzig (Hrsg.): Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, Band 5; Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2012–2018,
- Werner Telesko: Die Wiener Hofburg und der Residenzbau in Mitteleuropa im 19. Jahrhundert: monarchische Repräsentation zwischen Ideal und Wirklichkeit, Wien, Köln, Weimar; Böhlau, 2010. ISBN 978-3-205-78393-0.