Hagalaz

Hagalaz () ist die neunte Rune des älteren Futhark und die siebte Rune des altnordischen Runenalphabets[1][2] mit dem Lautwert h. Der rekonstruierte urgermanische Name bedeutet „Hagel“. Diese Rune erscheint in den Runengedichten als altnordisch hagall, altenglisch hægl bzw. gotisch haal.[3]

Runengedichte

Der Name d​er Rune i​st in d​rei der überlieferten Runengedichten z​u finden:

Runengedicht[4] Deutsche Übersetzung

Altnorwegisch
Hagall e​r kaldastr korna;
Kristr skóp hæimenn forna.


Hagel ist das kälteste Korn;
Christus[Anmerkung 1] schuf die alte Welt.

Altisländisch
Hagall e​r kaldakorn
ok krapadrífa
ok snáka sótt.


Hagel ist das kälteste Korn
und Schauer von Graupel
und Krankheit der Schlangen.

Altenglisch
Hægl byþ hwitust corna;
hwyrft h​it of heofones lyfte,
wealcaþ h​it windes scura;
weorþeþ h​it to wætere syððan.


Hagel ist das weißeste der Körner;
es fällt herab aus Himmels Luft
und von Windböen verweht;
wo es wird zu Wasser sodann.

Zeichenkodierung

Unicode CodepointU+16BAU+16BBU+16BCU+16BD
Unicode-NameRUNIC LETTER HAGLAZ HRUNIC LETTER HAEGL HRUNIC LETTER LONG-BRANCH-HAGALL HRUNIC LETTER SHORT-TWIG-HAGALL H
HTMLᚺᚻᚼᚽ
Zeichen

Trivia

Bluetooth-Technologie

Das Logo d​er Bluetooth-Technologie leitet s​ich vom Namen d​es dänischen Königs Harald Blauzahn (englisch Harald Bluetooth) ab, d​er verfeindete Teile v​on Norwegen u​nd Dänemark vereinte. Es besteht a​us einem Monogramm d​er altnordischen Runen ᚼ (H w​ie Hagalaz) u​nd ᛒ (B w​ie Berkano).[5]

Kunstgeschichtliche Entwendung

Rassistische und rechtsextreme Verwendung

  • Der Esoteriker Karl Maria Wiligut schenkte dem „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler 1934 ein „Ur-Vatar-Unsar“, das Runen aus dem jüngeren Futhark, darunter die Hagal-Rune, in Gebetsform als Gottesnamen darstellte: „Vatar unsar, der Du bist der Aithar. Gibor ist Hagal des Aithars und der Irda!“.[10] Wiligut entwarf im Auftrag Himmlers auch einen „Ehrenring“ für SS-Mitglieder, der neben dem Hakenkreuz, der Siegrune und dem SS-Totenkopf auch die Hagal-Rune trug. Den Ring sollten anfangs nur SS-Führer aus der „Kampfzeit“ vor 1933 mit einer Mitgliedsnummer unter 5000 erhalten. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1. September 1939) wurde der Ring jedoch an fast jeden SS-Führer vergeben, besonders an alle Absolventen der SS-Junkerschulen.[11] Zu jeder Rune des SS-Ehrenrings gehörten Sinnsprüche, die Wiligut fast wörtlich aus Guido von Lists Buch Geheimnis der Runen übernommen hatte. Der Spruch zur Hagal-Rune lautete: „Umhege das All in Dir und Du wirst das All beherrschen“.[12] Die 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“ verwendete die Hagal-Rune als ihr Kennzeichen, auch auf Militärfahrzeugen an der Ostfront.[13]
  • Rechtsextreme Esoteriker verwenden weiterhin die sechsgliedrige Hagal-Rune als Symbol für das Allumfassende, Tod und Leben, etwa auf Grabsteinen anstelle des christlichen Kreuzes.[14]
  • Rechtsextreme Gruppen verwenden gerne diese Rune. Die 1998 gegründete Deutsche Heidnische Front verwendete die Hagal-Rune als ihr Symbol.[15] Im selben Jahr wurde in Dresden erneut eine nach der Rune benannte rechtsextreme Zeitschrift Hagal gegründet. Sie veröffentlicht Artikel zum Neuheidentum, zu Theoretikern des Faschismus wie Julius Evola und zur Dark-Wave-Szene. Die neurechte Zeitschrift Junge Freiheit lobte sie dafür.[16] Das seit 2017 auftretende Internet-Netzwerk Reconquista Germanica verwendet eine Variante der Hagal-Rune auf schwarzem Grund als ihr Logo.

Einzelnachweise

  1. Klaus Düwel: Runenkunde. (= Sammlung Metzler. Band 72). 3., vollständig neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart u. a. 2001, ISBN 3-476-13072-X.
  2. Raymond I. Page: Runes. University of California Press, Berkeley CA u. a. 1987, ISBN 0-520-06114-4.
  3. Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien
  4. Originaltexte von der Rune Poem Page (Memento vom 1. Mai 1999 im Internet Archive)
  5. Origin of the Bluetooth Name. In: bluetooth.com. Abgerufen am 22. April 2021 (englisch).
  6. hier in einer späteren Auflage sichtbar https://ia800704.us.archive.org/20/items/GuidoVonListDasGeheimnisDerRunen/DasGeheimnisderRunen.pdf
  7. Ian Baxter: Waffen-SS on the Eastern Front 1941–1945: Images of War. Pen & Sword Books, 2014, ISBN 978-1-78159-186-4, S. 38.
  8. Beide Mitglieder der Guido-von-List-Gesellschaft
  9. Nicholas Goodrick-Clarke: Occult Roots of Nazism: Secret Aryan Cults and Their Influence on Nazi Ideology. New York University Press, New York 1994, ISBN 0-8147-3060-4, S. 160. und Fußnoten 15–17 auf S. 254.
  10. Alexandra Pesch: Noch ein Tropfen auf die heißen Steine - Zur 1992 entdeckten Runeninschrift auf den Externsteine. In: Wilhelm Heizmann, Astrid van Nahl: Runica - Germanica - Mediaevalia. (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde - Ergänzungsbände. Band 37). (2003) de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-017778-7, S. 567–580, hier S. 575 und Fn. 23
  11. Knut Stang: Ritter, Landsknecht, Legionär: militärmythische Leitbilder in der Ideologie der SS. Peter Lang, 2009, ISBN 978-3-631-58022-6, S. 133.
  12. Rüdiger Sünner: Schwarze Sonne: Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik. Herder, 2003, ISBN 3-451-05205-9, S. 90.
  13. Ian A. Baxter: Eastern Front: The SS Secret Archives. Spellmount, 2003, ISBN 1-86227-222-0, S. 83.
  14. Claudia Hempel: Wenn Kinder rechtsextrem werden: Mütter erzählen. Zu Klampen, 2008, ISBN 978-3-86674-021-1, S. 192.
  15. Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hrsg.): Strategien der extremen Rechten: Hintergründe - Analysen - Antworten. Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-01984-6, S. 328.
  16. Stefan von Hoyningen-Huene: Religiosität bei rechtsextrem orientierten Jugendlichen. LIT, Münster 2003, ISBN 3-8258-6327-1, S. 228.

Anmerkungen

  1. Einfluss christlicher Motive in das altnorwegische Runengedicht (ca. 14. Jahrhundert)
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