Monogramm

Unter e​inem Monogramm verstand m​an ursprünglich e​inen Einzelbuchstaben. Im Laufe d​er Zeit w​urde der Begriff z​ur Bezeichnung v​on kunstvoll gestalteten Buchstaben verwendet, d​ie man z​u einem Zeichen zusammenfügte.

Spiegelmonogramm JSB
Siegel von Johann Sebastian Bach mit seinen spiegelbildlich ineinander verwobenen Anfangsbuchstaben
Monogramm König Christian VIII. (ehemals an einer Brücke der Altona-Neustädter Chaussee angebracht)
Monogramm Mark Twains auf dem Bucheinband der 1896 erschienenen Ausgabe von „The American Claimant“

Abgrenzungen

  • Die am häufigsten gebrauchte Art eines Monogramms ist die miteinander verbundene Gestaltung der Anfangsbuchstaben des Vor- und Nachnamens als Namenszeichen.
  • Die ersten Beispiele stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Chr. Das schon seit vorkonstantinischer Zeit verwendete Christusmonogramm (Chi/Rho) ist das bekannteste Monogramm und eines der ältesten christlichen Symbole.
  • Seit Karl dem Großen werden diese graphischen Symbole auf Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit verwendet. Auf päpstlichen Urkunden wird seit Leo IX. die Grußformel Bene valete („Leb(e)t wohl“) als Monogramm dargestellt. Weitere Anwendungen sind die anstelle eines Wappens auf Siegel, Münzen, Bauteile, Portalbekrönungen, Grenzsteine und ähnliches gesetzten Markierungen, die auf Auftraggeber und Besitzer hinweisen.
  • Vom Biedermeier bis in die 1930er Jahre galten Monogramme als Zeichen kultivierter Lebensart. Im Haushalt waren Bett- und Leibwäsche, Tischdecken und Servietten, Taschen und Koffer mit Monogrammen als Besitzzeichen versehen. Verwechslungen beim Waschen und Heißmangeln wurden so vermieden.
  • Der studentische Zirkel ist ein besonderes Zeichen, das Verbindungen als Kennzeichen nutzen.
  • Monogramme werden zum Signieren von Kunstwerken genutzt. Falls diese Signatur nicht Personen zugeordnet werden können, werden diese als Monogrammist geführt.
  • Münzgraveure, Medailleure und Stempelschneider nutzen Namenszeichen oder den Namen des Künstlers zur Kennzeichnung der Urheberschaft durch Signatur.
  • Die Verschmelzung zweier oder mehrerer Buchstaben zu Ligaturen für den Drucksatz werden auch als Namenszeichen gesetzt: ligierte Monogramme.
  • Silberstempel sind auf Geräten und Schaustücken aus Silber eingeschlagene Abdrücke. Analog dazu verwandt sind Porzellan-, Zinn- und Beschlagmarken.

Spiegelmonogramm

Vor a​llem seit d​em 18. Jahrhundert s​ind Monogramme v​on Adligen häufig a​ls Spiegelmonogramme gestaltet. Dabei s​ind die Initialen verdoppelt u​nd spiegelbildlich miteinander verschränkt. Die meisten Beispiele dieser d​urch ihre Symmetrie besonders ornamenthaft u​nd dekorativ wirkenden Embleme stammen a​us der feudalen Welt. Das berühmteste u​nter den n​icht allzuhäufigen bürgerlichen Spiegelmonogrammen i​st das v​on Johann Sebastian Bach für s​ich selbst entworfene Siegelbild.

Literatur

  • John Castagno: Old Masters. Signatures and Monograms, 1400-born 1800. Scarecrow, Lanham MD 1996, ISBN 0-8108-3082-5.
  • Otto C. Flämig: Monogramme auf Münzen, Medaillen, Marken, Zeichen und Urkunden. 3. stark erweiterte und überarbeitete Auflage, Gietl, Regenstauf 2003, ISBN 3-924861-78-1.
  • Viktor Gardthausen: Das alte Monogramm. Hiersemann, Leipzig 1924, auch Nachdruck: Sändig, Wiesbaden 1966.
  • Franz Goldstein: Monogrammlexikon (= Dictionary of monograms), Bd. 1: Internationales Verzeichnis der Monogramme bildender Künstler seit 1850. 2. Auflage, durchgesehen und ergänzt von Ruth und Hermann Kähler (Hrsg.), Berlin 1964 und Berlin New York 1999, De Gruyter, ISBN 3-11-014453-0, teilweise online verfügbar
  • Johann Christoph Gatterer: Abriß der Diplomatik. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1798, Zweyter Abschnitt: Zeichenkunde – Fünftes Hauptstück: Monogrammen-Lehre (Monogrammatica), S. 115 ff. (§95 ff.).
  • Joseph Heller: „Monogrammen-Lexikon“, enthaltend die bekannten, zweifelhaften und unbekannten ZEICHEN, so wie die Abkürzungen der Namen der Zeichner, Maler, Formschneider, Kupferstecher, Lithographen u.s.w. mit kurzen Nachrichten über dieselben. J. G. Sickmüller, Bamberg 1831 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3Daf-yjtbwsX4C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPR1~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  • Georg Kaspar Nagler: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben &c. bedient haben. Mit Berücksichtigung von Buchdruckerzeichen, der Stempel von Kunstsammlern, der Stempel der alten Gold- und Silberschmiede, der Majolicafabriken, Porcellan-Manufacturen u.s.w. Nachrichten über Maler, Zeichner, Bildhauer, Architekten, Kupferstecher, Formschneider, Briefmaler, Lithographen, Stempelschneider, Emailleure, Goldschmiede, Niello-, Metall- und Elfenbein-Arbeiter, Graveure, Waffenschmiede u.s.w. Mit den rasonirenden Verzeichnissen der Werke anonymer Meister, deren Zeichen gegeben sind, und der Hinweisung auf die mit Monogrammen oder Initialen bezeichneten Produkte bekannter Künstler … auch Ergänzung … des Neuen allgemeinen Künstler-Lexicons, und Supplement zu den bekannten Werken von A. Bartsch, Robert-Dumesnil, C. le Blanc, F. Brulliot, Joseph Heller, 5 Bände, München 1879 (umfangreiches Verzeichnis von vor 1879 tätigen Künstlern mit Abbildungen ihrer Zeichen)
    • Erster Band (bei Google Books), Georg Franz, München 1858;
    • als Nachdruck 1991 erhältlich[2]* Peter Rück: Bildberichte vom König. Kanzlerzeichen, königliche Monogramme und das Signet der salischen Dynastie. Institut für Historische Hilfswissenschaften, Marburg 1996, ISBN 3-8185-0203-X, (Elementa diplomatica 4).
  • W. Prein: Handbuch der Monogramme in der europäischen Graphik vom 15. bis zum 18. Jh. München 1989.
  • Johann Christoph Weigel, Georg Heinrich Paritius: Zier- und künstlich ineinander geschwungene Initial-Buchstaben Aller Nahmen des Kayserlichen Hauses, aller jezo regirenden Könige, verschiedener so hohen Standes als Privat-Personen: Sam[m]t einem gantzen Alphabeth aller zween Buchstäbigen Nahmen, nebst unterschiedlichen Handels-Zeichen, schönen Einfassungen u. Liebes-Zügen; Zu nuzlichen Gebrauch allerhand Künstler, insonderheit Mahler, Kupferstecher, Goldschmiede, Gold- und Silber-Stücker, Uhrmacher, und Petschier-Stecher etc. / gezeichnet von G. H. Paritio d. P. Joh. Christoph Weigel excudit, Nürnberg 1711; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
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Wiktionary: Monogramm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Hier ist der waagerechte Strich der eigenhändige Vollziehungsstrich.
  2. Angaben der Deutschen Nationalbibliothek
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