HMS Vanguard (1909)
Die HMS Vanguard war ein Dreadnought-Schlachtschiff der St.-Vincent-Klasse der britischen Royal Navy, das 1917 unter Verlust fast der gesamten Besatzung durch eine Munitionskammerexplosion sank.
HMS Vanguard | |
Übersicht | |
Typ | Schlachtschiff |
Bauwerft | |
Kiellegung | 2. April 1908 |
Stapellauf | 22. Februar 1909 |
Indienststellung | 1. März 1910 |
Verbleib | am 9. Juli 1917 durch Munitionskammerexplosion in Scapa Flow zerstört, 843 Tote |
Technische Daten | |
Verdrängung |
19.560 ts Konstruktionsverdrängung |
Länge |
163,3 m über alles |
Breite |
25,6 m |
Tiefgang |
8,7 m |
Besatzung |
758 Mann |
Antrieb | |
Geschwindigkeit |
21,75 kn |
Reichweite |
6900 sm bei 10 kn, |
Bewaffnung |
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Panzerung Seitenpanzer oberes Panzerdeck unteres Panzerdeck Barbetten Geschütztürme Kommandoturm Unterwasserschutz Panzerquerschotten Torpedoschotten |
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Geschichte des Schiffs
Die Vanguard, das achte Kriegsschiff der Royal Navy mit diesem Namen, wurde auf der Werft von Vickers in Barrow-in-Furness gebaut und lief dort am 22. Februar 1909 vom Stapel. Die Indienststellung erfolgte am 1. März 1910.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Vanguard der „1st Battle Squadron“ der Home Fleet in Scapa Flow zugeordnet. Mit der „4th Battle Squadron“ nahm sie am 31. Mai und 1. Juni 1916 an der Skagerrakschlacht gegen die deutsche Hochseeflotte teil. Hierbei erlitt sie keinerlei Verluste oder Beschädigungen.
Während sie in Scapa Flow längsseits der Royal Oak vor Anker lag, explodierte die Vanguard am 9. Juli 1917 um 23:30 Uhr und sank innerhalb von wenigen Sekunden. Der Explosionsblitz soll die ganze Flotte taghell beleuchtet haben. Ein Reporter der Lokalzeitung „The Orcadian“ beobachtete eine V-förmige Feuersäule, dann eine „furchtbare Explosion“ und anschließend einen Regen brennender Trümmer, der über ganz Scapa Flow niederging und auf der Insel Flotta einen Teil der Heide in Brand setzte.[1] Andere Augenzeugen beobachteten eine erste Explosion nahe dem Vormast, der zwei wesentlich schwerere Detonationen folgten, die erste im Bereich der mittleren Geschütztürme P und Q, die zweite war wegen Flammen und Rauch nicht mehr genau zu lokalisieren.[2] Nur zwei Besatzungsmitglieder überlebten die Katastrophe, ein Offizier starb an seinen Verletzungen. Zu den Opfern gehörte auch ein japanischer Verbindungsoffizier. Etwa 70 Männer überlebten, weil sie sich zum Zeitpunkt des Unglücks an Land oder auf anderen Schiffen befanden. Die lange unsichere exakte Anzahl der Opfer beläuft sich neueren Forschungen zufolge auf 843.[1] Man vermutete, dass es einen nicht erkannten Brand in einem Kohlebunker gegeben habe. Dadurch sei an einem angrenzenden Schott gelagertes Kordit im Munitionsmagazin für die Geschütztürme P und Q so erhitzt worden, dass es sich entzündete und eine Explosion des Magazins auslöste. Es ist jedoch auch denkbar, dass das Kordit aufgrund chemischer Zerfallsprozesse instabil wurde und sich selbst entzündete.[2]
Das Wrack
Die mit einer Boje markierten Reste der Vanguard liegen etwa 1,5 km nordnordöstlich der Insel Flotta auf der Position 58° 51′ N, 3° 6′ W in 34 m Tiefe. Das Wrack weist massive Zerstörungen durch die Explosion auf; eine Sektion des Bugs mit Pollern und Ankerwinden steht aufrecht auf dem mit Trümmern übersäten Meeresgrund, vom Heck existiert nur noch ein etwa 20 m langes Teilstück.[3] Die Überreste der Vanguard haben den Status eines Kriegsgrabs und werden durch den Protection of Military Remains Act von 1986 als “Controlled Site” geschützt. Dies bedeutet für die Wrackposition und einen Umkreis von 200 m ein striktes Tauchverbot, das nur in Ausnahmefällen aufgehoben wird. Auch jegliche Form von Bergungsaktivität ist untersagt.[4]
Der Untergang der Vanguard ist bis heute das schwerwiegendste Explosionsunglück in der Geschichte Großbritanniens und einer der schwersten Unglücksfälle in der Geschichte der Royal Navy. An die 843 Toten erinnert ein keltisches Hochkreuz auf dem Friedhof von Lyness auf der Insel Hoy, wo sich auch die Gräber von 18 geborgenen Opfern befinden.
Literatur
- Siegfried Breyer: Battleships and Battle Cruisers, 1905–1970, London 1973
- Rod Macdonald: Dive Scapa Flow, Edinburgh/London 1998, S. 144–145
- William Schleihauf: Disaster in Harbour: The Loss of HMS Vanguard, siehe in: The Northern Mariner / le Marin du Nord, Bd. 10, Nr. 3 (July 2000) (PDF; 1,4 MB)
Weblinks
- Maritimequest HMS Vanguard Fotogalerie
- The Orcadian, July 11, 2002: Research puts Vanguard loss at 843 (Memento vom 27. Oktober 2010 im Internet Archive)
- World War I Document Archive: The Loss of HMS Vanguard
- Report of the Court of Enquiry into the Circumstances Attending the Loss of H. M. S. Vanguard on the 9th July, 1917
Fußnoten
- The Orcadian, July 11, 2002: Research puts Vanguard loss at 843 (Memento vom 27. Oktober 2010 im Internet Archive)
- Report of the Court of Enquiry into the Circumstances Attending the Loss of H. M. S. Vanguard on the 9th July, 1917
- Rod Macdonald: Dive Scapa Flow, Edinburgh/London 1998, S. 144–145
- Office of Public Sector Information: The Protection of Military Remains Act 1986 (Designation of Vessels and Controlled Sites) Order 2008