Großer Wiesenknopf
Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), auch Groß-Wiesenknopf und Blutströpfchen genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wiesenknopf (Sanguisorba) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie ist in Eurasien weitverbreitet. Der Große Wiesenknopf wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2021 ernannt.
Großer Wiesenknopf | ||||||||||||
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Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sanguisorba officinalis | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Erscheinungsbild und Blatt
Der Große Wiesenknopf wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis zu 120 Zentimetern. Der aufrechte Stängel ist rund, gerillt und kahl, manchmal ist die Basis behaart. Die grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind gestielt und unpaarig gefiedert, mit drei bis sechs Fiederpaaren. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite blaugrün. Die grundständigen Nebenblätter sind braun und häutig. Am Stängel sind die Nebenblätter groß, krautig und spitz gesägt.
Blüten und Frucht
Die aufrechten kopfigen Blütenstände weisen eine Länge von 1 bis 6 Zentimetern und einen Durchmesser von 0,5 bis 1 Zentimetern auf. Sie enthalten etwa 20 bis 40 Blüten, die von der Spitze her zur Basis hin aufblühen. Die Tragblätter sind lanzettlich und kürzer bis fast so lang wie die Kelchblätter. Es sind Deckblätter vorhanden. Die zwittrigen Blüten sind reduziert. Die vier Kelchblätter sind dunkel rot-braun, purpur- bis rosafarben, rot oder weiß. Kronblätter fehlen bei dieser Art. Die vier Staubblätter besitzen dünne Staubfäden, die halb bis gleich lang sind wie die Kelchblätter.
Die Frucht wird vom vierrippigen Blütenbecher umhüllt.
Die Blütezeit und Fruchtreife liegt zwischen Juli und November.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 14, 28 oder 42.[1]
Synökologie
Blütenbiologisch sind homogame „Nektar führende Scheibenblumen“ vorhanden. Der Insektenbesuch ist lebhaft; aber auch spontane Selbstbestäubung ist möglich.[2]
Die Weibchen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) wie auch des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris teleius) legen ihre Eier auf den noch ungeöffneten Blütenköpfen des Großen Wiesenknopfes ab. Die Falter benutzen dazu eine Legeröhre. Wenn die Raupe schlüpft, so frisst sie sich entlang der Blütenspindel einen Gang, den sie mit Seide ausspinnt, um den Blütenkopf zusammenzuhalten. Die Raupe ernährt sich nur anfangs vom Großen Wiesenknopf und lässt sich dann von Ameisen der Gattung Myrmica adoptieren.
Vorkommen
Der Große Wiesenknopf besitzt eine eurasische Verbreitung. Er kommt von der Atlantikküste in Frankreich bis nach Ostasien (Südchina) vor. In Nordeuropa fehlt diese Art fast gänzlich oder ist zumindest sehr selten.
Man findet den Großen Wiesenknopf in der kollinen bis subalpinen Höhenstufe (in den Zentralalpen bis auf 2300 Meter). Im Allgäu steigt er aber wesentlich weniger hoch, nur bei Riezlern im Kleinen Walsertal bis 1170 m.[3] Es handelt sich beim Großen Wiesenknopf um eine typische Art der wechselfeuchten Nasswiesen und der Moorwiesen. Pflanzensoziologisch wird sie den Pfeifengraswiesen (Molinion) und den Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion) zugeordnet.
Inhaltsstoffe
Die oberirdischen Pflanzenteile sind reich an Flavonoiden, Sterolen und Triterpenen. Außerdem finden sich Gerbstoffe mit den charakteristischen Hauptbestandteilen Casuarinin und Sanguinin. Die Samen sind ölhaltig und enthalten Linol- und Linolensäure. Die Wurzeln enthalten Sanguisorbine (Triterpene).[4]
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Das Kraut enthält Flavonoide, Sterole, Triterpene sowie Gerbstoffe (Casuarinin und Sanguinin). Die Samen sind ölhaltig und enthalten Linol- und Linolensäure. In den Wurzeln sind Sanguisorbine (Triterpene) enthalten.[5] In der Volksheilkunde wurden Kraut und Wurzel aufgrund des Gerbstoffanteils zur Wundbehandlung sowie gegen Durchfall eingesetzt.[5] Der botanische Gattungsname Sanguisorba (sanguis für Blut und sorbere für einsaugen) weist auf eine blutstillende Wirkung hin. Auch die blutrote Farbe der Blütenköpfchen galt gemäß der Signaturenlehre als Zeichen für die blutstillenden Eigenschaften der auch Blutströpfchen genannten Pflanze. In vielen Gegenden ist der Große Wiesenknopf Bestandteil der Kräuterweihe.
In alten medizinisch-pharmazeutischen Texten bezeichnete man den Großen Wiesenknopf auch lateinisch mit Pimpinella italica.[6]
Homöopathische Zubereitungen nutzt man heute noch bei Krampfaderleiden, bei Blutungen im Klimakterium und bei Durchfallerkrankungen. Die frischen jungen Blätter und Triebe verwendet man noch gelegentlich als Salatbeigabe oder als Gemüse. Vorgezogen werden hier aber in der Regel die würzig nussartig schmeckenden Blätter des Kleinen Wiesenknopfs (Sanguisorba minor).[7]
Toxikologie
In Versuchen zeigten Mäuse beim Kontakt mit erhöhten Konzentrationen der Gerbstofffraktion von Sanguisorba officinalis akute toxische Effekte. Außerdem wurden Einflüsse auf das weibliche Hormonsystem festgestellt. Im Rahmen der üblichen Konzentrationen in der Pflanzenheilkunde gibt es keine Berichte über Neben- oder Wechselwirkungen.[4]
Literatur
- Li Chaoluan, Hiroshi Ikeda, Hideaki Ohba: Sanguisorba. Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 9: Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8, Sanguisorba officinalis, S. 385 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
- Stefan Eggenberg, Adrian Möhl: Flora Vegetativa. Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07179-4.
- Konrad Lauber, Gerhart Wagner: Flora Helvetica. 3. überarbeitete Auflage. Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2001, ISBN 3-258-06313-3.
- Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.): Tagfalter und ihre Lebensräume.
- Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil). Blackwell, Berlin/Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8.
- Mannfried Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Gräfe und Unzer, München 1985, ISBN 3-7742-4231-3.
- Rudolf Schubert u. a. (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 7. stark bearbeitete und ergänzte Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen, Volk und Wissen, Berlin 1972.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06192-2.
Weblinks
- Großer Wiesenknopf. FloraWeb.de
- Großer Wiesenknopf. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Sanguisorba officinalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 546–547. ISBN 3-8001-3131-5
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 700.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 61.
- Verein für Arznei- und Gewürzpflanzen SALUPLANTA e.V. Bernburg (Hrsg.): Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaus. Band 1, Selbstverlag, 2009, ISBN 3-935971-54-0.
- Arnold Werner: Grosser Wiesenknopf - Sanguisorba officinalis.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 151 (Pimpinella).
- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.