Trollblume
Die Trollblume (Trollius europaeus) ist eine Pflanzenart aus der ca. 30 Arten umfassenden Gattung der Trollblumen. Diese gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die europäische Trollblume ist die einzige in Europa heimische Art der Trollblumen. Trivialnamen sind z. B. Goldköpfchen, Butterblume, Butterkugel (Ankenbollen), Budabinkerl, Butterrosen, Kugelranunkel oder Natter(n)knöpfe. Sie wurde zur Blume des Jahres 1995 gewählt.
Trollblume | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Trollblume (Trollius europaeus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trollius europaeus | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Die Trollblume ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 cm erreicht. Sie besitzt ein Rhizom als Speicherorgan, die Erneuerungsknospen liegen dicht an der Erdoberfläche. Ihr Habitus ist von mehreren kahlen und meist unverzweigten Stängeln geprägt. Die Grundblätter sind gestielt und tief handförmig geteilt. Sie haben fünf gesägte bis fiederschnittige Abschnitte und erinnern an Geranium-Blätter. An ihrer Oberseite sind die Grundblätter dunkelgrün. Die Blattunterseite ist etwas heller. Zur Blütezeit sterben die rosettenartigen Grundblätter ab. Die Stängelblätter sind dreizählig und sitzen direkt an den Stängeln.
Die durch Karotinoide gelb gefärbte Blüte sitzt endständig am unverzweigten Stängel. Trollblumen weisen zwittrige Blüten mit einwärts konkaven, charakteristisch kugelig zusammenneigenden hellgelben Perigonblättern auf. Ihr Durchmesser beträgt etwa 2 bis 3 Zentimeter. Die Blütenhülle besteht aus 10 bis 15 Perigon- und vier bis zehn Nektarblättern. Auffallend sind die zahlreichen freien Fruchtblätter (Bälgchen) im Zentrum der Blüte. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juli.
Die Früchtchen sind bis zu 15 Millimeter lang und geschnäbelt.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]
Ökologie
Die Blütenblätter der Trollblume bilden eine Kuppel, die einen so kleinen Durchlass aufweist, dass ihn nur kleine Insekten, Fliegen und Käfer passieren können. Eine wichtige Bestäuberrolle haben drei Fliegenarten der Gattung Chiastochaeta. Sie legen ihre Eier in die Fruchtknoten, ihre Larven ernähren sich von den heranwachsenden Samen. Forscher fanden heraus, dass eine Trollblumenblüte bis zu sechs schlüpfende Fliegenlarven verkraften kann. Wird diese Zahl überschritten, verschiebt sich die Bilanz zwischen „Nutzen durch Bestäubung“ und „Fressschaden“ ins Negative.[2] Nur kräftige größere Insekten können sich zwischen den Perigonblättern zum Grund der Nektarblätter hindurchdrängen. Bei der Trollblume führt auch spontane Selbstbestäubung zum Fruchtansatz.
Die Trollblume bildet pro Blüte zahlreiche wenigsamige Balgfrüchte aus. Die Samen werden über Wind, Klett- und Selbstausbreitung verbreitet. Erfolgreiches Keimen ist an Kälteeinwirkung und Dunkelheit gebunden. Sie ist schwach giftig und wird vom Vieh gemieden.
Vorkommen
Die Trollblume kommt in Europa und Westsibirien vor. Sie ist vor allem in Mittel- und Nordeuropa, einschließlich des Baltikums, Spaniens, des Apennins und des früheren Jugoslawien verbreitet. Ihre südlichsten Vorkommen in Europa sind in Zentralspanien, Mittelitalien und im nördlichen Griechenland.[3] In den Tallagen Europas wird diese Pflanzenart immer seltener.
Sie hat eine Vorliebe für Feuchtwiesen, Teich- und Bachränder und ist vor allem im Gebirge bis auf Höhenlagen von 3000 Metern in Hochstaudenfluren anzutreffen. Sie bevorzugt nährstoffreichen, dauerfeuchten Boden. Sie ist in Mitteleuropa eine Molinietalia-Ordnungscharakterart.[4]
In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil am Gipfel der Rothornspitze bis zu 2385 m Meereshöhe auf.[5]
Taxonomie und Etymologie
Die Trollblume wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[6] Der Name leitet sich über das althochdeutsche Wort „troll“ für „kugelrund“ vom lateinischen „trulleus“ für „rundes Gefäß“ ab.
Gefährdung
Die Trollblume ist bundesweit im Bestand gefährdet und steht daher unter Naturschutz. In Österreich ist sie teilweise geschützt. Gründe für den Rückgang sind das Brachfallen extensiv genutzter Frisch- und Feuchtwiesen sowie deren Trockenlegung.
Verwendung und kulturelle Bedeutung
Die Trollblume wurde früher gegen Skorbut angewendet. Sie ist mit einigen Verwandten eine beliebte Gartenpflanze.
Sie ist das Symbol der Grafschaft Glatz und wird daher auch Glatzer Rose genannt.[7]
Quellen
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3, S. 64.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6, S. 268.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 485–486.
Weblinks
- Trollblume. FloraWeb.de
- Trollblume. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Trollius europaeus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
Einzelnachweise
- Thomas Gaskell Tutin: Trollius. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge/New York/Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 253 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Blume des Jahres 1995
- Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 8. Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 38–39.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 395. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 519.
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 556, Digitalisat
- Richard Keilholz: Die Glatzer Rose. Nerthus. 1903, Bd. 5, Nr. 38, S. 615