Georg Mais
Georg Mais (* 28. August 1958 in Überlingen) ist ein deutscher Dirigent, Musikwissenschaftler und künstlerischer Leiter verschiedener Konzertreihen.
Leben
Georg Mais wurde als Sohn von Georg Franz und Anneliese Mais geboren. Der Vater war professionell ausgebildeter Geiger. Aufgrund der ausgeprägten Liebe des Vaters zur Musik kam der Sohn früh mit dieser Kunst in Verbindung. Durch die Freundschaft des Vaters zu den Komponisten Fred Raymond, Julius Weismann und Franz Alfons Wolpert[1] kam Georg Mais früh in die professionelle Welt vom Musikgeschichte und Musiktheorie. Mit neun Jahren, ein Jahr nach dem Tod des Vaters, begann er mit dem Violinunterricht. Der junge Georg Mais, von seinen Mitschülern Mozart genannt, leitete regelmäßig im Auftrag seines Lehrers Proben zu Schulaufführungen und schrieb Programmhefte dazu.
Studienzeit
1978 begann Mais sein Studium der Violine an der Musikhochschule Trossingen bei Hedwig Pahl und Hans Stegmüller (Viola). 1984 folgte das Staatsexamen bei Enrique Santiago an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.[2] Zu seinen dortigen Förderern gehörte der Leiter der Dirigentenklasse Thomas Ungar, der Georg Mais früh eine Begabung für diesen künstlerischen Bereich voraussagte. Meisterkurse bei Karl Münchinger, dem damaligen Leiter des Stuttgarter Kammerorchesters, bei Helmuth Rilling, dem künstlerischen Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart sowie bei John Eliot Gardiner schlossen sich an ebenso wie ein Meisterkurs bei Sergiu Celibidache, dem damaligen Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker.
Das persönliche Zusammentreffen mit dem Cellisten und Dirigenten Nikolaus Harnoncourt prägte den weiteren Werdegang. Harnoncourt führte Mais zu Gerhard Angermüller, damals Leiter der wissenschaftlichen Abteilung der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. Angermüller brachte Mais das Leben und Werk der Mozart Familie näher.
1985 gab Mais sein Dirigentendebüt in seiner Heimatstadt Überlingen mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester Divertimento 85. Die Formation eines eigenen Ensembles geschah ebenfalls auf Anregung von Nikolaus Harnoncourt. Solist und Konzertmeister des neu gegründeten Orchesters war damals Roland Baldini, der später Professor an der Musikhochschule Leipzig wurde.
Schaffen
Am 4. Oktober 1989 gab Mais sein Debüt in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Bachorchester Köln. Solisten waren Arife Gülsen Tatu (Flöte), Roland Baldini (Violine) und Günther Fetz (Cembalo).[2]
Eine Konzertreise mit dem von ihm gegründeten Kammerorchester Divertimento 85 in die DDR im Herbst 1990 brachte Mais mit dem Komponisten und Intendanten des Sorbischen Nationalensembles Detlef Kobjela zusammen. Er lud ihn zu verschiedenen Gastdirigaten nach Ostsachsen ein und berief Mais im Jahr 1992 zum Orchesterdirektor der neu gegründeten Lausitzer Philharmonie des Sorbischen Nationalensembles. In der Zeit von 1992 bis 1995 führte Mais das Orchester und die weiteren künstlerischen Einrichtungen des Nationalensembles zu zahlreichen Tourneen. Die persönliche Freundschaft mit Detlef Kobjela bot Mais Einblicke in die Kunstmusik der Sorbischen Volksminderheit in Deutschland. Mais regte Kobjela in dieser Zeit zur Komposition der „Nenia“ für Viola und Orchester an. Dieses Werk verknüpft Zitate aus Mozarts „Requiem“ mit dem altslawischen Choral „Oh Tag der Angst“.
1993 gründete Mais zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden der BodenseeWerke Gerätetechnik GmbH, Hans Peter Reerink, die Südwestdeutsche Mozart Gesellschaft e.V.[3]
1995 kam es im Baltikum im Rahmen einer Konzertreise auf Einladung der Deutschen Botschaft in Litauen zu einer persönlichen Begegnung mit dem Dirigenten Saulius Sondeckis. Sondeckis berief Mais zum ersten Gastdirigenten des Litauischen Kammerorchesters. Dies führte zu vielen Internationalen Konzertreisen und Tonaufnahmen, wie zum Beispiel nach Südamerika in Lima und Santiago de Chile.[4] Im selben Jahr fanden in Stockach und Überlingen erstmals die Deutschen Mozart Tage statt, die Mais als künstlerischer Leiter zusammen mit der Deutschen Mozart Gesellschaft und ihrem Präsidenten Friedhelm Brusniak ins Leben rief.
2002 fanden erstmals die Mozart Wochen Eifel statt, die heute als Festival zwischen Eifel und Ardennen mit Konzerten in Luxemburg, Belgien und Deutschland ihren festen Platz im Kulturleben der Grenzregionen im Westen Deutschlands haben.[5]
2009 gründete Mais zusammen dem Rotary Club Überlingen und der Stadt Überlingen den Internationalen Bodensee Musikwettbewerb der Stadt Überlingen, der alle zwei Jahre am Bodensee stattfindet und im jährlichen Wechsel mit der Vergabe des Bodensee Literaturpreises durchgeführt wird.[6]
Mais gründete im Laufe der Jahre verschiedene Konzertreihen in Deutschland wie die Meisterkonzerte Stockach, den Internationalen Konzertring Überlingen, die Meisterkonzerte in der ehemaligen Augustiner Klosterkirche Oberndorf a.N., die Meisterkonzerte Rheinfelden Baden, sowie die Konzerte im Bürgerhaus Bergischer Löwe Bergisch Gladbach bei Köln. Als künstlerischer Leiter plant er seit mehr als zwanzig Jahren die Konzerte der Stadt Waldshut Tiengen.
Zusammen mit Bernhard Prinz von Baden und der Kulturbeauftragten von Schloss Salem Birgit Rückert wurde 2002 der Mozart Sommer Schloss Salem ins Leben gerufen, der in den Sommermonaten Konzerte und Vorträge in den historischen Räumlichkeiten von Schloss Salem bietet.[7][8]
Im Jahr 2007 entstand in der Winzergemeinde Hagnau am Bodensee das Kammermusikfestival Hagnauer Klassik.[9]
Zum Anlass des Juliläums 25 Jahre Südwestdeutsche Mozart Gesellschaft e. V. und 20 Jahre Meisterkonzerte in der ehemaligen Klosterkirche Oberndorf a.N. regte Mais in Zusammenarbeit mit der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg im Jahr 2018 zur Ausstellung „Die Mozarts Wunderkinder auf Reisen“ an.
Auch im Ausland war Mais vielfach tätig. Im Jahr 1996 wurde er Gastprofessor an der Litauischen Musikakademie Vilnius. 1999 berief ihn der Rektor der Musikhochschule in Minsk Michail Kosinez, zum Gastprofessor für Orchesterleitung und Kammermusik an sein Institut.
Als Vorsitzender und künstlerischer Leiter der Südwestdeutschen Mozart Gesellschaft e.V. leitete er eine Partnerschaft mit der Mozart Gesellschaft aus der ehemaligen habsburgischen Metropole Lemberg in die Wege und begann eine enge Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Nationalphilharmonie Lemberg und ihrem Direktor Volodymyr Syvokhip.
Wichtiger künstlerischer Impulsgeber ist der Chefdirigent der Kaliningrader Philharmonie Arkadi Feldman, den Mais im Jahr 1996 zur ersten Konzertreise seines Orchesters aus der ehemaligen preußischen Kulturmetropole Königsberg nach Deutschland einlud.
Gastdirigate (Auswahl)
Land | Orchester |
---|---|
Argentinien | orquesta sinfonica municipal de mar del plata |
Brasilien | Orquestra sinfonica do Paraná |
Chile | orquesta sinfonica de Chile |
Deutschland | Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim[10] |
Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim | |
Stuttgarter Kammerorchester | |
Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz | |
Neue Philharmonie Westfalen | |
Staatsorchester Rheinische Philharmonie Koblenz | |
Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach | |
Neue Lausitzer Philharmonie | |
Jordanien | JOrchestra |
Litauen | Litauisches Kammerorchester |
Mexiko | Orquesta da Camera Mexico |
Polen | Capella cracoviensis |
Russland | Königsberger Philharmonie |
Slowakei | Staatliche Slowakische Philharmonie Kosice |
Südkorea | Prime Philharmonic Orchestra Seoul |
Venezuela | Orquesta sinfonica municipal de Caracas |
Vereinigte Staaten | Metamorphosen Chamber Orchestra |
Rundfunkproduktionen (Auswahl)
Alle großen Rundfunkanstalten in Deutschland und verschiedene CD-Labels haben mit ihm zusammengearbeitet.[2]
- 2014 Mozart Sommer Schloss Salem, Deutschlandfunk Kultur
- 2015 Mozart Wochen Eifel, SWR
- 2008 Mozart Woche Eifel, SWR
- 2008 Mozart Sommer Schloss Salem, SWR
- 2008 Dresden, Deutschlandfunk Köln
- 2009 Mozart Sommer Schloss Salem, SWR
- 2009 Pforzheim, SWR
- 2008 Mozart Woche Eifel, SWR[11]
- 2007 Mozart Sommer Schloss Salem, Deutschlandfunk Berlin
- 2006 Mozart Sommer Schloss Salem, Deutschlandfunk Berlin
- 2005 Bitburg SWR
- 2004 Bautzen, Deutschlandfunk Berlin
- 2003 Bad Liebenstein, Deutschlandfunk Köln
- 2002 Passau, Bayerischer Rundfunk
- 2001 Salem, Bayerischer Rundfunk
- 2000 Salem, Bayerischer Rundfunk
- 2000 Schloss Langenstein, CD-Produktion, Bayerischer Rundfunk
- 2000 CD-Produktion, Philharmonie Vilnius
- 1999 Rathaussaal Füssen, Bayerischer Rundfunk
- 1998 Rokoko Theater, Schwetzingen, SWR
Diskografie
- Rosetti Sinfonien Litauisches Kammerorchester, Arte Nova Classics.
- Violakonzerte Hartmut Rohde Lit KO, Arte Nova Classics.
- Mozart Lodronische Nachtmusiken Lit KO, RBM Musikproduktionen.
- Leopold Mozart Sinfonien Lit KO, Arte Nova Classics.
- J. Haydn Sinfonien Lit KO, Arte Nova Classics.
- Impressionen Slowakische Sinfonietta, Waterpipe Records.
- Schubert Dvorak Streichquartette arr. Orchester Lit KO, Aulos MusiKado.
- Weismann Streichquartette arr. Orchester Südwestdeutsches KO Pforzheim, cpo.
- Mendelssohn Schubert Beethoven Lit. KO, Aulos MusiKado.
Weblinks
Einzelnachweise
- Barockes Wiesentheid - Einen heiterer Abend. 28. Mai 2018, abgerufen am 25. Januar 2021.
- Georg Mais, Leitung. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Südwestdeutsche Mozart-Gesellschaft. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Antonio Rosetti, Vier Sinfonien. Rondo Magazin, abgerufen am 21. Januar 2021.
- Mozartwochen Eifel zählten rund 2800 Besucher. Welt.de, 30. November 2018, abgerufen am 21. Januar 2021.
- Die Jury des Internationalen Bodensee Musikwettbewerbs 2021. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Mozart-Sommer Schloss Salem. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Mozartsommer startet mit Geburtstagsfeier für Mutter Mozart. suedkurier.de, 6. September 2020, abgerufen am 21. Januar 2021.
- Hagnauer Klassik. Abgerufen am 21. Januar 2021.
- Meisterkonzert mit Gastdirigent Georg Mais. 5. Dezember 2019, abgerufen am 25. Januar 2021.
- Der Geist Mozarts lebt. 17. Dezember 2008, abgerufen am 25. Januar 2021.