Gauliga Westsachsen

Die Gauliga Westsachsen (auch 1. Klasse Westsachsen) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1912 gegründet und bestand bis zur Auflösung des VMBV 1933. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Die Gründung des Gaus Westsachsen erfolgte am 14. Juli 1912 in Glauchau. Die oberste Liga startete mit fünf teilnehmenden Vereinen und wurde zur kommenden Saison um einen Platz erweitert. Durch den beginnenden Ersten Weltkrieg stockte in der Spielzeit 1914/15 verbandsweit der Spielbetrieb. Die ursprüngliche Austragung der 1. Klasse Westsachsen in drei Gruppen wurde nicht zu Ende gespielt. Ab Januar 1915 wurde dafür eine Kriegsmeisterschaft ausgespielt. Die weiteren Kriegsspielzeiten fanden, wenn auch auf Grund von Spielermangel mit immer weniger Teilnehmern, statt.

Im Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Westsachsen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Westsachsen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Westsachsen noch die Gaue Göltzschtal und Vogtland beinhaltete und überwiegend von den Plauener Vereinen aus dem Vogtland dominiert wurden. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die Gauliga Westsachsen war fortan wieder erstklassig und wurde anfangs mit acht Mannschaften ausgespielt. Ab der folgenden Spielzeit gab es bis zur Auflösung der Liga zehn Teilnehmer.

Im Zuge der Gleichschaltung wurde der VMBV und demzufolge auch die Gauliga Wartburg, wenige Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 aufgelöst. Die besten zwei Vereine qualifizierten sich für die neu eingerichtete Gauliga Sachsen, die weiteren Vereine wurden in die unteren Spielklassen eingeordnet.

Die Gauliga Westsachsen konnten im Laufe ihres Bestehens von einigen Vereinen gewonnen werden. Der Zwickauer SC sicherte sich die ersten beiden ausgespielten Meisterschaften. Während des Ersten Weltkrieges konnte der Verein jeweils einmal als eigenständiger Verein und einmal als Teil einer Kriegsspielgemeinschaft mit Olympia Zwickau die Gaumeisterschaft gewinnen. Nach der Auflösung der Kreisligen gewann der Zwickauer SC noch zweimal die Meisterschaft. In den 1920er erstarkten die SpVgg 1907 Meerane und der Planitzer SC, die vier- bzw. zweimal zu Meisterschaftsehren kamen. Der VfB Glauchau, bzw. sein Vorgängerverein Glauchauer SV 07, gewann die Liga dreimal. Des Weiteren schafften je einmal die Zwickauer Vereine FC 02 Schedewitz und VfL 1905 Zwickau den Gewinn der Gauliga.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Westsachsen gehörten zu den spielchwächeren Vereinen im Verband. In den Kriegsjahren schied der Gaumeister Westsachsens in der mitteldeutschen Fußballendrunde regelmäßig bereits in der ersten Spielrunde aus. Ab den 1920er konnten die Westsächsischen Gaumeister zwar überwiegend die erste Runde mit teilweise hohen Ergebnissen gegen Vereine aus noch spielschwächeren Gauen gewinnen, meist folgte dann aber in der zweiten oder dritten Runde das aus gegen Gaumeister aus den stärkeren Ligen. Der größte Erfolg fand in der Spielzeit 1930/31 statt, als der Planitzer SC nach einem Sieg über den TV Theuma (4:0), einem Freilos in der zweiten Runde und einem überraschend deutlichen 4:1-Sieg über den zweifachen mitteldeutschen Fußballmeister FC Wacker Halle das Halbfinale erreichte, welches am 22. März 1931 gegen den späteren Meister Dresdner SC mit 1:3 verloren ging.

In der ab 1933 eingeführten erstklassigen Gauliga Sachsen spielte der Planitzer SC dafür eine bedeutende Rolle und konnte einmal die Gaumeisterschaft gewinnen. Der VfB Glauchau konnte sich in der dortigen Liga insgesamt vier Spielzeiten lang halten. Aus Zwickau schaffte hingegen nur die SG Zwickau zur Spielzeit 1944/45 den Aufstieg in diese erstklassige Liga.

Meister der Gauliga Westsachsen 1913–1933

Jahr Gaumeister
Westsachsen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1912/13 Zwickauer SC Halbfinale B (3) VfB Leipzig
1913/14 Zwickauer SC Achtelfinale (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15 Glauchauer SV 07 keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16 VfB Glauchau Qualifikation (1) FC Eintracht Leipzig
1916/17 FC 02 Schedewitz Vorrunde (1) Hallescher FC 1896
1917/18 KSG Zwickauer SC/Olympia Zwickau Vorrunde (1) VfB Leipzig
1918/19 Zwickauer SC Vorrunde (1) Hallescher FC 1896
1919/20 Kreisliga Westsachsen VfB Leipzig
1920/21 FC Wacker Halle
1921/22 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23 SV Guts Muts Dresden
1923/24 Zwickauer SC 2. Runde (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25 SpVgg 1907 Meerane 2. Runde (2) VfB Leipzig
1925/26 VfL 1905 Zwickau Viertelfinale (3) Dresdner SC
1926/27 SpVgg 1907 Meerane 2. Zwischenrunde (3) VfB Leipzig
1927/28 SpVgg 1907 Meerane 1. Vorrunde (1) FC Wacker Halle
1928/29 Planitzer SC Viertelfinale (3) Dresdner SC
1929/30 SpVgg 1907 Meerane 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
1930/31 Planitzer SC Halbfinale (4) Dresdner SC
1931/32 Zwickauer SC 1. Vorrunde (1) PSV Chemnitz
1932/33 VfB Glauchau Viertelfinale (3) Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Westsachsen ist der Zwickauer SC, der den Titel fünf Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
Zwickauer SC 5 1912/13, 1913/14, 1918/19, 1923/24, 1931/32
SpVgg 1907 Meerane 4 1924/25, 1926/27, 1927/28, 1929/30
Glauchauer SV 1907/ VfB Glauchau 3 1914/15, 1915/16, 1932/33
Planitzer SC 2 1928/29, 1930/31
FC 02 Schedewitz 1 1916/17
KSG Zwickauer SC/Olympia Zwickau 1 1917/18
VfL 1905 Zwickau 1 1925/26

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Westsachsen von 1912 bis 1933. Aus der Spielzeit 1917/18 sind keine Tore überliefert, die Spielzeit 1918/19 ist in Gänze nicht überliefert. Da es in einigen Spielzeiten zu Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegen- als Pluspunkte.

Pl. VereinJahre Sp. S U NT+T- Diff. PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
1. SpVgg 1907 Meerane13 204 137 18 49 683325 +358 292:1161,4341915–1918, 1923–1933
2. FC Olympia Zwickau/
VfL 1905 Zwickau
b
15 230 127 27 76 692471 +221 281:1791,2211912–1917, 1923–1933
3. VfB Glauchau13 204 126 17 61 603333 +270 269:1391,3221915–1918, 1923–1933
4. Zwickauer SCb15 206 119 28 59 603394 +209 266:1461,2951912–1917, 1923–1933
5. FC 02 Schedewitz/
FC 02 Zwickau
15 226 99 32 95 504494 +10 230:2221,0211913–1918, 1923–1933
6. Planitzer SC11 188 104 18 66 642386 +256 226:1501,221915/16, 1923–1933
7. TuB 1900 Werdau/
VfTuB 1900 Werdau
10 174 48 26 100 316512 −196 122:2260,701923–1933
8. SpVgg 1906 Crimmitschau10 174 42 20 112 304616 −312 104:2440,601923–1933
9. FC Sachsen Meeranec5 54 20 7 27 84130 −46 47:610,8701912–1917
10. VfL Schneeberg4 72 18 7 47 182324 −142 43:1010,601926–1930
11. Glauchauer SV 07d3 31 18 4 9 10452 +52 40:221,2911912–1915
12. VfL Lichtenstein4 72 14 8 50 105285 −180 36:1080,501927/28, 1929–1932
13. Crimmitschauer BC3 35 13 4 18 5584 −29 30:400,8601913–1916
14. PSV Zwickau2 36 6 7 23 67130 −63 19:530,5301930/31, 1932/33
15. SC Niederlungwitz2 36 6 5 25 60131 −71 17:550,4701931–1933
16. Fußballring 1919 Crossen3 52 8 1 43 59251 −192 17:870,3301924–1927
17. FC Wacker Meerane1 14 7 1 6 4043 −3 15:131,0701914/15
18. FA der Turnerschaft Meeranec1 14 6 1 7 3534 +1 13:150,9301914/15
19. KSG Zwickauer SC/Olympia Zwickau1 6 5 0 1 00 ±0 10:201,6711917/18
20. SV Hartenstein1 18 2 2 14 2284 −62 6:300,3301928/29
21. Glauchauer Sportfreunded2 22 1 2 19 1519 −4 4:400,1801912/13, 1914/15
22. FC Sparta Altenburg1 10 1 0 9 113 −12 2:180,201916/17
23. SpVgg 1910 Niederhaßlau1 18 0 1 17 1277 −65 1:350,0601924/25
b Bildeten in der Saison 1917/18 eine Kriegsspielgemeinschaft (in Tabelle gesondert aufgeführt).
c Fusionierten im Juli 1915 zur SpVgg 1907 Meerane (in Tabelle gesondert aufgeführt). Einige Mitglieder verblieben bei Sachsen Meerane.
d Fusionierten im Mai 1915 zum VfB Glauchau (in Tabelle gesondert aufgeführt).

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.