Gauliga Nordsachsen

Die Gauliga Nordsachsen (bis 1919 Gauliga Mittelsachsen) war eine der obersten Fußballligen des Verbandes Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV). Sie wurde 1910 gegründet und bestand bis zur Auflösung des Gaues 1930. Der Sieger qualifizierte sich für die Endrunde der mitteldeutschen Fußballmeisterschaft.

Überblick

Am 8. August 1909 wurde in Riesa der Verband Mittelsächsischer Ballspiel-Vereine gegründet. Dieser Verband war anfangs noch kein Mitglied des VMBV, die erste ausgespielte lokale Meisterschaft gewann Wettin Wurzen. Mitte 1910 schloss sich der Verband dann dem VMBV an, so dass zur Spielzeit 1910/11 der Gau Mittelsachsen gegründet wurde. Die erste Spielzeit der obersten Gauliga startete mit vier Teilnehmern. Die Teilnehmerzahl bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs schwankte zwischen vier und sechs Vereinen.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges stockte vorerst der Spielbetrieb. Am 24. Januar 1915 wurde beschlossen, keine Kriegsmeisterschaft auszutragen. Es wurde den Vereinen empfohlen, stattdessen Gemeinschaftsspiele auszutragen. Es gab Mitte 1915 eine Rot-Kreuz-Runde, die der Döbelner SC 02 gewann. Die beiden folgenden Spielzeiten wurden ausgetragen, dennoch nahm der Gaumeister Mittelsachsens in diesen beiden Jahren aus unbekannten Gründen nicht an der mitteldeutschen Fußballendrunde teil. 1917/18 und 1918/19 fand kein regulärer Spielbetrieb statt.

Im Zuge der Spielklassenreform des VMBV 1919 war die Gauliga Mittelsachsen nur noch zweitklassig. Mit der Kreisliga Mittelsachsen wurde eine neue oberste Spielklasse geschaffen, die neben dem Gau Mittelsachsen noch die Gaue Erzgebirge, Obererzgebirge und Südwestsachsen beinhaltete. Diese Liga wurde von den Chemnitzer Vereinen aus dem Gau Südwestsachsen dominiert, einzig der Riesaer SV konnte zumindest zeitweilig erstklassig spielen. Zur Spielzeit 1923/24 wurden die Kreisligen wieder abgeschafft, die ehemalige Gauliga Mittelsachsen wurde nun in Gauliga Nordsachsen umbenannt und war erneut erstklassig. Die vor 1919 bezeichnete Gauliga Südwestsachsen erhielt fortan den Namen Gauliga Mittelsachsen. Die Liga wurde in zwei Staffeln (Riesa und Döbeln) mit insgesamt zehn Mannschaften ausgetragen, die beiden Staffelsieger spielten gegeneinander um die Gaumeisterschaft. Zur Saison 1925/26 wurden beide Staffeln zusammengelegt und die Liga mit zehn Vereinen ausgespielt.

Der VMBV entschloss sich zur Spielzeit 1930/31 zu einer Verkleinerung der Anzahl an erstklassigen Gauligen. Der Gau Nordsachsen wurde daraufhin aufgelöst, die Vereine wurden in unterklassige Ligen anderer Gaue eingeordnet.

Die Gauliga Nordsachsen wurde vom Riesaer SV dominiert, welcher neun der 13 ausgespielten Gaumeisterschaften gewinnen konnte. Bis zum Ersten Weltkrieg konnte ebenfalls der Döbelner SC 02 um die Gaumeisterschaft mitkämpfen.

Einordnung

Die übermäßige Anzahl an erstklassigen Gauligen innerhalb des VMBVs hatte eine Verwässerung des Spielniveaus verursacht, es gab teilweise zweistellige Ergebnisse in den mitteldeutschen Fußballendrunden. Die Vereine aus der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen gehörten zu den spielschwächeren Vereinen im Verband. Bis zum Ersten Weltkrieg konnte nicht einmal die erste Runde der mitteldeutschen Fußballendrunde überstanden werden. 1912/13 verlor der Döbelner SC 02 gar gegen den Vertreter aus der Gauliga Oberlausitz, SV Budissa Bautzen, was den einzigen Sieg für einen Vertreter aus der Oberlausitz in der mitteldeutschen Fußballendrunde darstellt. In den 1920ern konnte der Riesaer SV mehrmals in die zweite Runde vordringen, scheiterte in diesen jedoch meist deutlich gegen spielstärkere Vereine. So gab es 1923/24 eine 1:9-Niederlage gegen den Chemnitzer BC und 1924/25 eine 0:7-Niederlage gegen Guts Muts Dresden. Der größte Erfolg für einen Verein aus dem Gau Mittelsachsen gelang 1925/26, als der Riesaer SV dank eines Freiloses in der zweiten Runde in das Viertelfinale vordringen konnte und sich dort nur knapp mit 3:4 gegen den SV Fortuna Leipzig geschlagen geben musste. Ende der 1920er sank die Spielstärke im Vergleich zu den restlichen Gaumeistern Mitteldeutschlands wieder, so verlor Riesa 1928/29 gegen den Chemnitzer BC gar zweistellig (0:10).

Nach der Auflösung der Gauliga Nordsachsen konnten der Riesaer SV (Gau Ostsachsen) und der BC Hartha (Gau Mittelsachsen) bald wieder in erstklassige Ligen aufsteigen. Beide Vereine erreichten auch die ab 1933 eingeführte Gauliga Sachsen, in der Hartha sogar zweimal die Gaumeisterschaft erringen konnte.

Meister der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen 1911–1930

Jahr Gaumeister
Mittel-/Nordsachsen
Abschneiden
mitteldt. Meisterschafta
Mitteldeutscher Meister
1910/11 Riesaer SV Vorrunde (1) VfB Leipzig
1911/12 Döbelner SC 02 1. Runde (1) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1912/13 Döbelner SC 02 Viertelfinale B (1) VfB Leipzig
1913/14 Riesaer SV 1. Runde (1) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1914/15 keine Verbandsspiele keine mitteldeutsche Endrunde
1915/16 FC Wettin Riesa keine Teilnahme FC Eintracht Leipzig
1916/17 FC 1912 Waldheim keine Teilnahme Hallescher FC 1896
1917/18 kein Spielbetrieb VfB Leipzig
1918/19 Hallescher FC 1896
1919/20 Kreisliga Mittelsachsen VfB Leipzig
1920/21 FC Wacker Halle
1921/22 SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1922/23 SV Guts Muts Dresden
1923/24 Riesaer SV 2. Runde (2) SpVgg 1899 Leipzig-Lindenau
1924/25 Riesaer SV 2. Runde (2) VfB Leipzig
1925/26 Riesaer SV Viertelfinale (3) Dresdner SC
1926/27 Riesaer SV 1. Zwischenrunde (2) VfB Leipzig
1927/28 Riesaer SV 1. Vorrunde (1) FC Wacker Halle
1928/29 Riesaer SV 1. Vorrunde (1) Dresdner SC
1929/30 Riesaer SV 2. Vorrunde (2) Dresdner SC
a In Klammern ist die erreichte Spielrunde als Zahl angegeben.

Rekordmeister

Rekordmeister der Gauliga Mittelsachsen/Nordsachsen ist der Riesaer SV, der den Titel neun Mal gewinnen konnten.

VereinTitelJahr
Riesaer SV 9 1910/11, 1913/14, 1923/24, 1924/25, 1925/26, 1926/27, 1927/28, 1928/29, 1929/30
Döbelner SC 02 2 1911/12, 1912/13
FC Wettin Riesa 1 1915/16
FC 1912 Waldheim 1 1916/17

Ewige Tabelle

Berücksichtigt sind alle überlieferten Spielzeiten der erstklassigen Gauliga Mittelsachsen bis 1919 bzw. Nordsachsen ab 1923 bis 1930 inklusive der 1923/24 und 1924/25 stattfindenden Finalspiele zwischen den Staffelmeistern. Da es in der Spielzeit 1912/13 zu zwei Spielen kam, die als Niederlage für beide Mannschaften gewertet wurden, gibt es mehr Gegenpunkte als Pluspunkte.

Pl. VereinJahre Sp. S U NT+T- Diff. PunkteØ-Pkt.TitelSpielzeiten
1. Riesaer SV13 146 127 3 16 683173 +510 257:351,7691910–1914, 1915–1917, 1923–1930
2. Döbelner SC 0212 144 94 10 40 483236 +247 198:901,3821910–1914, 1916/17, 1923–1930
3. FC 1901 Roßwein10 126 64 10 52 368317 +51 138:1141,101910–1912, 1913/14, 1923–1930
4. BC Hartha8 113 45 14 54 259297 −38 104:1220,9201916/17, 1923–1930
5. VfB 1910 Rochlitz7 105 39 11 55 273337 −64 89:1210,8501923–1930
6. SV 1911 Gröditz8 103 33 11 59 239368 −129 77:1290,7501911/12, 1923–1930
7. FC 1911 Geringswalde7 103 35 4 64 260346 −86 74:1320,7201923–1930
8. FC 1912 Waldheim/SpVgg Waldheim5 73 28 7 38 150258 −108 63:830,8611916/17, 1923/24, 1927–1930
9. SV 1913 Nünchritz5 78 26 4 48 156283 −127 56:1000,7201924–1929
10. SV Röderau2 35 15 5 15 90101 −11 35:35101928–1930
11. VfB Riesa3 32 13 2 17 5962 −3 28:360,8801923–1926
12. FC Wettin Riesa5 32 11 3 18 4675 −29 25:390,7811911–1914, 1915–1917
13. SV 1913 Oschatz4 50 11 3 36 86181 −95 25:750,501923–1927
14. FSV Sportlust Riesa1 18 9 1 8 5451 +3 19:171,0601929/30
15. VfB Leisnig2 33 6 5 22 47119 −72 17:490,5201926–1928
16. FA des RSV Waldheim2 12 4 1 7 724 −17 9:150,7501915–1917
17. VfB 1904 Freiberg/VfR Freiberg2 6 2 0 4 01 −1 4:800,6701911–1913
18. FA Rasensport Döbeln1 3 0 2 1 77 ±0 2:400,6701915/16
19. TuSV Oschatz1 6 1 0 5 05 −5 2:100,3301910/11
20. FC Merkur Hainichen1 8 0 0 8 733 −26 0:16001913/14

Quellen

  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1900 – 1914., 2015.
  • Udo Luy: Ergebnisse und Tabellen im Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine 1914/15 – 1917/18., 2016.
  • Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. In: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 1. AGON, Kassel 1996, ISBN 3-928562-85-1.
  • Hardy Grüne: Vereinslexikon (= Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 7). 1. Auflage. AGON, Kassel 2001, ISBN 3-89784-147-9 (527 Seiten).
  • Abschlusstabellen Deutschland
  • Abschlusstabellen auf oberberg-fussball.de
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