Franckh-Kosmos
Der Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG (KOSMOS Verlag) ist ein Stuttgarter Verlag mit Schwerpunkt Naturführer, Ratgeber, Technik-, Kinder- und Jugendbücher sowie Experimentierkästen und Spiele. Das Programm umfasst Naturführer wie Was blüht denn da?, Ratgeber und Special-Interest-Titel in den Bereichen Garten, Astronomie, Pferde, Hunde, Angeln und Jagen, Kartografie, Gesundheit und Bewusster Leben sowie Marken wie Die drei ???, EXIT oder CATAN.
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG | |
---|---|
Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1822 |
Sitz | Stuttgart, Deutschland |
Leitung | Michael Fleissner (Geschäftsführer), Thilan Tran (Geschäftsführerin) |
Mitarbeiterzahl | 300 (2022)[1] |
Umsatz | 150 Mio. Euro (2022)[2] |
Branche | Verlag |
Website | www.kosmos.de |
Geschichte
FRANCKH 1822–1865
1822 gründete der Buchhändler Johann Friedrich Franckh (1795–1865) in Stuttgart einen Verlag, der gleichzeitig ein Sortiment und eine Leihbibliothek umfasste, zu denen später noch eine Buchdruckerei hinzukam. Der Gründer dieser Firma nahm bald seinen Bruder Friedrich Gottlob Franckh (1802–1845) in das Geschäft auf, das nunmehr Gebrüder Franckh firmierte.[3]
1822 wurden die ersten Koenig'schen Schnellpressen in Deutschland gebaut. Sie ermöglichten Werke der Literatur in hohen Auflagen zu niedrigem Preis auf den Markt zu bringen. Das Druck- und Verlagsgewerbe entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Zahlreiche Verlage wurden gegründet, neue Zeitschriften herausgegeben und Leihbibliotheken für das wissensdurstige Volk eingerichtet. Die Gebrüder Franckh nutzten eine solche Schnellpresse ab 1827. In der ersten Zeit widmete sich das Verlagshaus Franckh der schöngeistigen Literatur und der enzyklopädischen Wissenschaft.[3] Das erste Buch, das der junge Verlag 1823 veröffentlicht, ist der Roman Phaeton des Dichters Wilhelm Waiblinger. Bald gehörten er und Eduard Mörike zusammen mit dem Hauslehrer Wilhelm Hauff zu den jungen und seinerzeit unbekannten schwäbischen Autoren, deren Entdeckung und Förderung sich die Brüder Franckh mit großer verlegerischer Leidenschaft widmeten. Auch mit der Reihe Kabinettsbibliothek klassischer Romane bewiesen sie gleichermaßen kaufmännisches wie programmatisches Geschick: Romane ausländischer Autoren, die Mitte des 19.Jahrhunderts bekannt und beliebt waren, wurden bei Franckh publiziert.
Der Demokrat Friedrich Gottlob Franckh beteiligte sich an der Koseritz'schen Verschwörung gegen die Monarchie. Er wird verhaftet und auf dem Hohenasperg inhaftiert. Im Jahr 1841 wird Gottlob Franckh amnestiert und der Verlag kann mit seiner neuen Reihe Belletristisches Ausland sehr hohe Auflagen erzielen. Friedrich Gottlob Franckh stirbt 1845, sein Bruder Johann Friedrich führt den Verlag bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1865 alleine weiter.[4]
Leins – Conradi 1865–1893
Im April 1866 ging der Verlag an Gustav Leins und Carl Conradi über. Seit vier Jahren lenkte Bismarck die Geschicke Preußens, durch den schnellen Feldzug 1866 wurde Österreichs Einfluss in Deutschland beseitigt und der Boden für das zweite deutsche Kaiserreich bereitet. Die Franckh’sche Verlagsbuchhandlung spiegelt jedoch von alldem nichts wieder. Gustav Leins, der noch unter Friedrich Franckh Geschäftsführer des Verlags gewesen war, besaß nicht die ausgeprägte Persönlichkeit der Gründer des Hauses.[5] Carl Conradi, der auf eine Lehre bei Johann Friedrich Cotta und eine Gehilfenzeit bei Brockhaus in Leipzig zurückblicken konnte, hatte zwar auf dem Gebiet des Buchhandels etwas Neues nach Stuttgart gebracht, indem er 1861 das erste Barsortiment gründete, doch besaßen beide nur wenig verlegerische Initiative. Bereits 1868 trennten sich die beiden Partner. Es folgt eine Phase der Stagnation und durch weitere Verkäufe von Teilen des Verlags an neue Inhaber zersplitterten die Bestände.[6]
W. Keller & Co. 1893–1945
Zur Junimesse 1893 übernahmen Hofrat Walther Keller und Euchar Nehmann (1885–1948)[7] das gesamte Geschäft, das von da an unter der Firma Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co. fortgeführt wurde. Sie erwarben die Verlagsartikel von Carl Conradi, ebenso vier Jahre später einen Teil des Verlags C. Malcomes und die Belletristik der Hoffmann’schen Verlagsbuchhandlung, einer Firma, die 1827 Sortiment und Leihbibliothek von Franckh gekauft hatte. Auf diese Weise wurde der größere Teil des früheren Franckh’schen Verlags wieder bei der alten Firma vereint.[8]
1908 bezieht der Verlag einen Neubau in der Pfizerstraße 5 in Stuttgart. Bis heute ist das Gebäude Teil des Stuttgarter Hauptsitzes.
Auf allen Gebieten des geistigen, wirtschaftlichen und politischen Lebens hatte sich in dieser Zeit ein tiefgreifender Wandel vollzogen. Die alte, Jahrhunderte lang, unbestrittene Einheit der Wissenschaften, die Universitas litterarum, wurde durch die Fülle neuer Erkenntnisse auf naturwissenschaftlichem Gebiet gesprengt. Es kamen auch buchherstellerische Erneuerungen dazu: der abwaschbare Bucheinband – war noch nicht erfolgreich. Der zweite Innovationsversuch jedoch, die sogenannte Bauchbinde, ist bis heute nicht aus dem Verlagswesen wegzudenken. Mit der rasanten Entwicklung der Naturwissenschaften wandelte sich auch der Schwerpunkt des Verlags. Unter dem Motto Naturwissenschaften verstehen entwickelten sich mit dem KOSMOS Handweiser für Naturfreunde die ersten Ratgeber und Sachbücher zu populärwissenschaftlichen Themen. Im Jahr 1903 gründen die beiden neuen Verleger die Kosmos-Gesellschaft der Naturfreunde.[9] Deren Mitglieder erhielten zunächst einmal im Quartal, bald aber schon monatlich die Zeitschrift Kosmos, deren Ziel es war, naturwissenschaftlich fundierte Informationen leicht verständlich jedem Interessierten zugänglich zu machen. Bereits wenige Jahre nach Gründung verzeichnete das neue Medium über 100.000 Abonnenten. Grundstein für die naturwissenschaftliche Ausrichtung des Verlags, die ihn in vielen Programmbereichen bis heute prägt.[10] Mit Kosmos wurde noch ein anderer Gedanke verknüpft, in dem mit der Beilage von fünf, später vier Buchbeigaben (Kosmos-Bändchen), gleichzeitig die erste Buchgemeinschaft in Deutschland entstand.
Sehr bald gehörte eine Anzahl Naturwissenschaftler und Forscher zu den Mitarbeitern der Zeitschrift Kosmos: Wilhelm Bölsche, Kurt Floericke, Karl Weule, Hanns Günther, Gerhard Venzmer und Raoul Heinrich Francé (1905 erschien sein erstes Sammelwerk: Das Leben der Pflanze).
Die Zeitschrift Kosmos wurde von 1904 bis 1944 in der Heilbronner Druckerei Carl Rembold KG hergestellt. Eng verknüpft mit dieser Zeitschrift ist die 1906 gegründete Kosmos-Korrespondenz, die die Tagespresse mit zuverlässigen naturwissenschaftlichen Artikeln zu versehen hatte. Die Herstellung der auflagenstarken Zeitschrift erforderte 1921 eine Aufstockung von deren Druckereigebäude.[11] Ab dem März-Heft 1999 hieß die Zeitschrift dann natur+kosmos. Sie fusionierte mit der von Horst Stern gegründeten Zeitschrift natur, bekam ein neues Layout und der bisherige Chefredakteur Rainer Köthe wurde von Gerd Pfitzenmaier abgelöst. Mit der Juni-Ausgabe 2012 nannte sich das Magazin wieder in natur um. Damit endete die über 100-jährige Geschichte der ältesten deutschen Natur-Zeitschrift.
Das verlegerische Prinzip, das dem Kosmos Verlag zu Grunde lag bestimmte Anfang des 20. Jahrhunderts den Erfolg und die Hauptrichtung des Verlages: Eine Zeitschrift mit einer Gesellschaft als Trägerin, preiswerte Ausgaben, Verbindung mit einer Buchgemeinschaft, für Laien verständliche Form des wissenschaftlichen Inhalts. Wissen ist Macht wurde zum Leitspruch ganzer Generationen, es wurde damit praktisches Wissen gemeint. 1909 erscheint das Sternbüchlein, das heute als Kosmos Himmelsjahr bekannt und das meistverkaufte astronomische Jahrbuch im deutschsprachigen Raum ist.
Bei der steten Ausweitung des Verlagsprogramms war es beinahe selbstverständlich, dass der Verlag seine Aufmerksamkeit der Jugend zuwandte. Mit Naturwissenschaft auch für die Jugend erschien 1909 die erste Jugendzeitschrift Mußestunden und 1922 mit Baukasten Elektro der erste Experimentierkasten für Kindern und Jugendliche. Der Verlag erweiterte diesen Geschäftsbereich laufend und legte hier schon den Grundstein für sein Spielwarenprogramm. Zudem erschienen neben Jugendfassungen berühmter Romane auch so bekannte Jugendbuchklassiker wie Die Höhlenkinder von Alois Th. Sonnleitner, die bis heute im Programm sind.
In den 1920er Jahren expandierte der Verlag durch Ankauf fremder Verlage, durch Gründung von Tochterverlagen und Beteiligungen an Neugründungen (ca. 15 verschiedene Firmen).[12] Ab 1932 ist Richard Holzwarth neben Walther Keller und Euchar Nehmann Teilhaber des Verlages. Es ist das Verdienst Walther Kellers, diese für das Verlagswesen bedeutsamen Entwicklungslinien des ausgehenden 19. Jahrhunderts erkannt und für die Franckh’sche Verlagshandlung verwertet zu haben. Walther Keller zur Seite stand sein Freund und Teilhaber Euchar Nehmann, der ebenfalls bei Johann Leonhard Schrag in Nürnberg Buchhandelsgehilfe gewesen war. Euchar Nehmann war lange der kaufmännische Kopf des Unternehmens, der Walter Kellers verlegerische Ideen mitverwirklichen half. 1945 ging er in den Ruhestand und verstarb 1948. Walther Keller ging 1946 in den Ruhestand und verstarb 1952.[13]
Entwicklung der Franckh’sche Verlagshandlung seit 1945
Nach den Bombenangriffen auf Stuttgart vom Oktober 1943 war ein Großteil der Arbeit von 40 Jahren vernichtet. Dennoch gelang der Wiederaufbau. 1946 leiten Franz Mittelbach und Richard Holzwarth die Geschäfte des Verlages bis 1950 eine neue Verlegergeneration übernimmt. Rolf Keller wird Mitinhaber des Verlags und ab 1956 steigt Euchar R. Nehmann Junior in die Geschäftsführung ein. Zum Jubiläumsjahr 1952 (130 Jahre Franckh’sche Verlagshandlung) konnte der Neubeginn gefeiert werden.
In den 1950er und 1960er Jahren wurde das Titelspektrum auf die Themen Eisenbahnen, Elektronik, Pferde und Mädchen ausgedehnt. Mit dem Titel Von Tag zu Tag 1953 wachsen ganze Mädchen-Generationen auf. 1961 erscheint das erste Buch über das Reiten So verdient man sich die Sporen. Der Klassiker der Reitlehre wurde vom Journalisten Horst Stern geschrieben, der extra für dieses Buch das Reiten gelernt hat. Ein weiterer Klassiker zum Thema erscheint 1966: Cavaletti: Ausbildung von Reiter und Pferd, ursprünglich verfasst von Reiner Klimke, der heute von seiner Tochter und Olympiasiegerin Ingrid Klimke weitergeführt wird. Zur Legende in der Eisenbahnszene entwickelten sich die ab Anfang der 1960er Jahre erschienenen Bildbände und Fachbücher des Eisenbahnpoeten Karl-Ernst Maedel, der Bilder namhafter Fotografen mit wissensvermittelnden und originellen Texten verband.
In den 1960er und 1970er Jahren verlieh der Verlag an verdiente Persönlichkeiten eine Bölsche-Medaille. Zu den Preisträgern gehörten Alexander Mitscherlich, Theo Löbsack, Carl Friedrich von Weizsäcker, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Hoimar von Ditfurth, Karl Steinbuch, Wilhelm Fröhlich und Christa Meves.[14]
Modernisierung seit 1989
1990 wurde die Firma Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., geändert in Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG.[15] Ullstein-Langen-Müller Verlags GmbH & Co. KG beteiligt sich an dem Verlag und leitet gemeinsam mit dem neu berufenen Geschäftsführer Dr. Jürgen Bach notwendige Umstrukturierungen ein. Die Neuausrichtung hat eine Konzentration auf die Buchbereiche zur Folge, die Zeitschrift Kosmos und weitere Special Interest Magazine werden verkauft.
Der erste Fotoband/Bildband von Was blüht denn da? erscheint 1991. Der Titel ist bis heute erfolgreich im Programm. Als Was blüht denn da? im Jahr 1935 erstmals erschien, ahnten weder der Verlag noch die Autoren, dass sie ein Standardwerk geschaffen hatten. Bis heute sind über drei Millionen Exemplare verkauft worden. An den Erfolg knüpft längst ein ganzes Programm beliebter Naturführer an, die Frage Was … denn da? wurde zum Kosmos-Markenzeichen. Zahlreiche Bücher vor allem zu den Themen Garten, Tiere und Astronomie kamen heraus. Das Pferdebuchprogramm wird beständig ausgebaut und ab 1993 bietet Kosmos die ersten Seminare für Reiterinnen und Reiter an, wenig später folgen auch passende Videoformate.
Im April 1995 übernimmt der langjährige Cheflektor Axel Meffert die Geschäftsführung des Verlags. Der Welt-Bestseller CATAN von Klaus Teuber, damals noch bekannt als Die Siedler von Catan, wird im gleichen Jahr als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Die Anerkennung von CATAN legte den Grundstein für die kontinuierliche Entwicklung der Familien- und Erwachsenenspiele beim KOSMOS Verlag.[16]
Die in den USA erfolgreiche Jugend-Krimireihe Die drei Fragezeichen wurde 1968 ins Programm genommen und bis heute fortgesetzt.[17] Sie erhält 1999 einen Ableger für jüngere Leserinnen und Leser: Die drei ??? Kids. 2006 erscheint dann der erste Band von Die drei !!!. Inzwischen zählt die Reihe zu den durchgreifenden Kinderkrimimarken im deutschsprachigen Raum. 2010 erscheint das erste Ebook zu Die drei ??? Botschaft von Geisterhand.
1997 feiert der Franckh-Kosmos Verlag sein 175-jähriges Jubiläum und nennt sich fortan KOSMOS Verlag.[18]
2007 bringt der Verlag eine neue Reihe Naturführer heraus, die an moderne Lese- und Sehgewohnheiten angepasst ist und eine Artenauswahl mit Code per Smartphone digital zugänglich machte.
Michael Fleissner übernimmt nach dem Tod von Axel Meffert 2012 die alleinige Leitung des Verlags in Stuttgart. Kosmos expandiert international[19] und akquiriert 2013 Thames & Kosmos in den USA. Ein Jahr später kommt mit Thames & Kosmos UK eine weitere Vertriebstochter im Vereinigten Königreich hinzu. Im Februar 2013 wurde der Kosmos-Verlag Hauptgesellschafter der United Soft Media (USM).[20] Ehemaliger Mehrheitseigner war Langen Müller Herbig nymphenburger terra magica.[21] Mit der Übernahme des Kartografie-Spezialisten Wissen Media Mapworks ergänzt der Verlag 2014 sein Programmportfolio durch kartografische Produkte. Im Jahre 2016 gehört zu den ersten Verlagen, die Bücher nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip herstellen, eine der zeitgemäß nachhaltigsten Arten der Buchproduktion. Die Reihe Kosmos Natur von Anfang an, nachhaltige Pappbilderbücher für die Kleinen, wurde 2016 prompt von der Stiftung Buchkunst mit dem Preis Die schönsten deutschen Bücher ausgezeichnet. Eine neue Variante in der Wissensvermittlung ab 2016 sind Webinare mit seinen Ratgeber-Autorinnen und -Autoren.
Seit Mitte 2017 hält der KOSMOS Verlag 51 Prozent der Anteile an dem Globushersteller Columbus, den Rest die Familie Oestergaard.[22] Columbus fertigt seit 2019 auch Spritzgussteile für Spielfiguren des Kosmos-Verlags.[23] Thilan Tran und Michael Fleissner lenken die Geschäftsführung des Verlag seit 2019 in einer fünfköpfigen Geschäftsleitung gemeinsam.[24] KOSMOS Verlag startet 2017 mit neuen Titeln für den Erstlesebereich. Wird das was, oder kann das weg erscheint ein neuer Gartenratgeber, dessen lockere Titelformulierung und das Doppelseitenprinzip mit prägnanten Beispielfotos begeistert. Er wird von der DGG unter die Top 5 der besten Gartenbücher 2018 gewählt und steht auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Ihm folgt eine ganze Reihe Gartenbücher in diesem Stil. Mit dem Start der neuen Reihe TKKG Junior wird die Position als führender Verlag für Kinderkrimis weiter ausgebaut.
2022 feiert Kosmos Verlag sein 200-jähriges Verlagsjubiläum.
Produkte
Lehrmittel und Experimentierkästen
Vorbild für die Experimentierkästen in Deutschland waren die Bausätze der Lehrmittelabteilung der Franckh’sche Verlagsbuchhandlung W. Keller & Co. mit ihrer KOSMOS Gesellschaft für Naturfreunde. Anfang der 1920er Jahre wurde die Lehrmittelabteilung geschaffen, in der seitdem die Kosmos-Experimentierkästen entwickelt werden. 1922 kam zum Thema Elektrotechnik der erste Experimentierkasten auf den Markt. Die Kästen Radiomann, Technikus, All-Chemist, Optikus und Elektromann waren bei Jugendlichen begehrt und beliebt.
Es entstand eine ganze Reihe von KOSMOS-Experimentierkästen, die heute noch fortgesetzt wird. Beispiele sind Chemie-Praktikum, Astronomie – Experimente auf den Spuren der Planeten, Lerncomputer Logikus und Kosmos CP1. Mit diesen und anderen Experimentierkästen sind Generationen von Jugendlichen an naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Themen herangeführt worden.[25]
Der Erfolg war so groß, dass der Verlag die Kästen bald weltweit vertreiben konnte, Idee und Umsetzung wurden auf der Pariser Weltausstellung von 1937 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Das Programm wurde für verschiedene Altersstufen ausgebaut und deckt inzwischen das gesamte Spektrum von der Grundschule bis zum Abitur ab. So wurde der Experimentierkasten All-Chemist zunächst in zwei Stufen als C 1 und C 2 konzipiert. Daneben werden immer wieder kleine Pakete für Einzelexperimente entwickelt, z. B. zum Züchten von Kristallen.
- Set Experimentierkasten „Radio + Elektronik 7A“ (1959)
- Experimentierkasten „Elektronik-Labor XG/XS/XR“ (ab 1966)
- Kosmos Lerncomputer Logikus (ab 1968)
- Experimentierkasten „Radio + Elektronik 1“ (ab 1972) mit aufgebautem Gegentaktverstärker
- Kosmos Electronic-System-I-und-II-Experimentierkasten (ab 1992) mit einfacher Schaltung
Gesellschaftsspiele
Ab 1985 begann der Verlag, sich auch im Bereich der Brettspiele zu etablieren. Im selben Jahr wurde das Sherlock Holmes Criminal-Cabinet als Spiel des Jahres ausgezeichnet. Seitdem tauchen Kosmos-Spiele regelmäßig auf den Auswahllisten auf; einen Höhepunkt markierte das erfolgreiche Die Siedler von Catan als Spiel des Jahres 1995. Während bis dahin die Spiele im Franckh-Kosmos-Verlag nur eine Nebenrolle gespielt hatten, änderte sich das nach dem Erfolg der Siedler von Catan grundlegend. Wesentlichen Anteil am Erfolg der Kosmos-Spiele hat Reiner Müller, der damals als Spieleredakteur die Programmverantwortung trug. Ab 1998 wurde die Spieleredaktion ausgelagert und die Programmentwicklung der Firma TM-Spiele (benannt nach Klaus Teuber und Reiner Müller) übertragen.
Nach einer erheblichen Ausweitung des Spieleprogramms wurde in den Folgejahren ein Teil der redaktionellen Aufgaben wieder vom Stuttgarter Verlagshaus übernommen. Dort war zunächst Barbara Schmidts für die Redaktionsarbeit an den meisten Kosmos-Kinderspielen, die Herr-der-Ringe-Titel und einfachere Spiele wie Ubongo zuständig. Inzwischen gibt es eine mehrköpfige Redaktion in Stuttgart. Es gibt auch eine Zusammenarbeit mit dem Tessloff Verlag unter der Marke Was ist was.[26]
Ausgezeichnete Titel (Auswahl)
- Sherlock Holmes Criminal-Cabinet, Spiel des Jahres 1985
- Müller & Sohn, Spiel des Jahres Sonderpreis: Schönes Spiel 1986
- Forum Romanum, Spiel des Jahres Auswahlliste 1988
- Janus, Spiel des Jahres Auswahlliste 1988
- Heuchel & Meuchel, Spiel des Jahres Auswahlliste 1990
- Tal der Könige, Deutscher Spielepreis 4. Platz 1992
- Die Siedler von Catan, Spiel des Jahres 1995 und Deutscher Spielepreis 1995
- MarraCash, Deutscher Spielepreis 6. Platz 1996
- Die Siedler von Catan – Das Kartenspiel, Spiel des Jahres Auswahlliste 1997 und Deutscher Spielepreis 2. Platz 1997
- Beim Zeus, Deutscher Spielepreis 9. Platz 1997
- Caesar & Cleopatra, Spiel des Jahres Auswahlliste 1998, Deutscher Spielepreis 8. Platz 1998 und À-la-carte-Kartenspielpreis 1998
- Durch die Wüste, Spiel des Jahres Auswahlliste 1998 und Deutscher Spielepreis 4. Platz 1998
- Kahuna, Spiel des Jahres Auswahlliste 1999
- Giganten, Nominiert für das Spiel des Jahres 1999 und Deutscher Spielepreis 6. Platz 1999
- Ta Yü, Spiel des Jahres Auswahlliste 1999
- La Città, Spiel des Jahres Auswahlliste 2000 und Deutscher Spielepreis 4. Platz 2000
- Babel, Spiel des Jahres Auswahlliste 2001 und Deutscher Spielepreis 8. Platz 2001
- Der Herr der Ringe, Spiel des Jahres Sonderpreis: Literatur im Spiel 2001
- Alles im Eimer, Spiel des Jahres Auswahlliste 2002
- Nautilus, Deutscher Spielepreis 6. Platz 2002
- Ballon Cup, Spiel des Jahres Auswahlliste 2003
- Löwenherz, Deutscher Spielepreis 5. Platz 2003
- Die Brücken von Shangrila, Deutscher Spielepreis 10. Platz 2004
- Einfach Genial, Nominiert für das Spiel des Jahres 2004 und Deutscher Spielepreis 5. Platz 2004
- In 80 Tagen um die Welt, Nominiert für das Spiel des Jahres 2005 und Deutscher Spielepreis 6. Platz 2005
- Jambo, Nominiert für das Spiel des Jahres 2005, Deutscher Spielepreis 8. Platz 2005 und À-la-carte-Kartenspielpreis 2005
- Ubongo, Deutscher Spielepreis 4. Platz 2005
- Das kleine Gespenst, Kinderspiel des Jahres 2005
- Elasund, Deutscher Spielepreis 6. Platz 2006
- Blue Moon City, Nominiert für das Spiel des Jahres 2006 und Deutscher Spielepreis 4. Platz 2006
- Just 4 Fun, Nominiert für das Spiel des Jahres 2006
- Die Säulen der Erde, Deutscher Spielepreis 2007
- Keltis, Spiel des Jahres 2008 und Deutscher Spielepreis 8. Platz 2008
- Die Tore der Welt, Spiel des Jahres plus 2010 und Deutscher Spielepreis 3. Platz 2010
- Kraken-Alarm, Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2010 und Deutscher Kinderspielepreis 2010
- Monsterfalle, Nominiert für das Kinderspiel des Jahres 2011 und Deutscher Kinderspiele Preis 2011
- Die Legenden von Andor, Kennerspiel des Jahres 2013 und As d’Or – Jeu de l’Année 2013
- KosmoBits, der erste Experimentierkasten zum Programmieren Lernen erhält den Toy Award.
- EXIT Das Spiel, Kennerspiel des Jahres 2017
- Die Crew, Deutscher Spielepreis 2020
- Andor junior, Deutscher Kinderspielepreis 2020
- Die Abenteuer des Robin Hood, Nominiert zum Spiel des Jahres 2021
Literatur
- Helmut Braem: 150 Jahre Franckh'sche Verlagshandlung Stuttgart 1822–1972, Stuttgart 1972
- Hans Erich Binder: Franckh’sche Verlagshandlung. Geschichte einer alten Stuttgarter Firma, Stuttgart 1952
- 175 Jahre Kosmos, Jubiläumsbroschüre zum 175. Jubiläum, Stuttgart 1997
- Curt Vinz, Günter Olzog (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage (8. Auflg.), Olzog, München/Wien 1983
Weblinks
Aktuelles
- kosmos.de: Homepage des Verlags
- Franckh-Kosmos Verlag in der Spieledatenbank Luding
- Kosmos in der Spieledatenbank Luding
Historisches
Einzelnachweise
- Stuttgarter Nachrichten, 31. Januar 2022, Nummer 24, 5. Woche, 77. Jahrgang, Wirtschaft, S. 7.
- Imelda Flaig: 200 Jahre Kosmos. Analoge Spiele bieten Lebensqualität. In: stuttgarter-zeitung.de. Stuttgarter Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, 31. Januar 2022, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Hans Erich Binder: Franckh’sche Verlagshandlung. Geschichte einer alten Stuttgarter Firma. Hrsg.: Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1952, S. 7.
- W. Keller & Co. (Hrsg.): 175 Jahre Kosmos, Jubiläumsbroschüre zum 175. Jubiläum. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1997, S. 5.
- H. E. Binder: Franckh’sche Verlagshandlung. Geschichte einer alten Stuttgarter Firma. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1952, S. 39.
- Auszug aus dem 1897 erschienen Verzeichnis der in der Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler vorhandenen Geschäftsrundschreiben über Gründung, Kauf, Verkauf usw. buchhändlerischer Geschäfte, abgedruckt in: Binder, S. 41.
- Grabstein auf dem Waldfriedhof Stuttgart.
- Hans Erich Binder: Franckh’sche Verlagshandlung. Geschichte einer alten Stuttgarter Firma. Stuttgart 1952, S. 40.
- Curt Vinz, Günter Olzog (Hrsg.): Dokumentation deutschsprachiger Verlage. 8. Auflg., Olzog, München/Wien 1983, S. 143.
- 175 Jahre Kosmos, Jubiläumsbroschüre zum 175. Jubiläum. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1997, S. 6.
- Robert Bauer: Heilbronner Tagebuchblätter, Heilbronn 1949, S. 100.
- A. Druckenmüller: Der Buchhandel in Stuttgart seit der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Gegenwart, 1908.
- H. E. Binder: Franckh’sche Verlagshandlung. Geschichte einer alten Stuttgarter Firma. Hrsg.: W. Keller & Co. Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller & Co., Stuttgart 1952, S. 47–66.
- Bölsche-Medaille
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 16. Mai 1990, S. 3952
- Kerstin Barthel: Kosmos wächst bei Familien- und Erwachsenenspielen. In: dasspielzeug.de. Meisenbach GmbH Verlag, 27. Januar 2021, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Rüdiger Kiani-Kreß und Peter Steinkirchner: "Die drei ???" stellen Weltstars wie Lady Gaga in den Schatten. In: WirtschaftsWoche/ wiwo.de. Dieter von Holtzbrinck, 30. November 2013, abgerufen am 8. Februar 2022.
- 175 Jahre Kosmos. Jubiläumsbroschüre zum 175. Jubiläum. Kosmos Verlag, Stuttgart 1997.
- Aus den Unternehmen: Kosmos übernimmt Wu Wei Verlag. In: Buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG, 8. Oktober 2013, abgerufen am 31. Januar 2022.
- buchreport Verlage: Digitalschmiede ins Haus geholt. In: buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG, 4. Februar 2013, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Kosmos Verlag übernimmt USM (PDF; 59 kB), Pressemitteilung vom 4. Februar 2013
- Susanne Preuss: Spieleverlag Kosmos übernimmt Hersteller Columbus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung – faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, 13. Juni 2017, abgerufen am 31. Januar 2022.
- Michael Hescheler: Krauchenwieser Globus-Manufaktur spritzt Catan-Spielfiguren. In: Schwäbische Zeitung – schwäbische.de. Schwäbische Zeitung, 15. Februar 2019, abgerufen am 31. Januar 2022.
- Personalia: KOSMOS – Neue Geschäftsleitung und neue Herstellungsleitung bei Kosmos. In: Buchreport.de. Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG, 23. Januar 2017, abgerufen am 31. Januar 2022.
- Viola van Beek: „Man lasse doch diese Dinge selber einmal sprechen“. Experimentierkästen, Experimentalanleitungen und Erzählungen zwischen 1870 und 1930. N. T. M. 17 (2009) 387–414, doi:10.1007/s00048-009-0356-z
- zum Beispiel das Dino-Saurier Quiz-Spiel 2005