Fischer-Base

Die Fischer-Base oder 1,3,3-Trimethyl-2-methylenindolin ist eine chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Indoline. Die Darstellung durch Methylierung von 2-Methylindol wurde 1887 durch Emil Fischer beschrieben, der jedoch annahm, dass es sich dabei um ein Trimethyldihydrochinolin handelt.[2][3] Die korrekte Struktur wurde 1898 unabhängig voneinander von Giuseppe Plancher und Karl Brunner publiziert.[4][5]

Strukturformel
Allgemeines
Name Fischer-Base
Andere Namen

1,3,3-Trimethyl-2-methylenindolin

Summenformel C12H15N
Kurzbeschreibung

rote Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 118-12-7
EG-Nummer 204-235-1
ECHA-InfoCard 100.003.851
PubChem 8351
ChemSpider 8048
Wikidata Q72514138
Eigenschaften
Molare Masse 173,25 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,979 g·cm−3[1]

Siedepunkt

248 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302400
P: 273301+312+330 [1]
Toxikologische Daten

56 mg·kg−1 (LD50, Maus, i.v.)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Die Fischer-Base wird als Startmaterial für die Herstellung von Farbstoffen eingesetzt.[6]

Synthese

Die Synthese der Fischer-Base erfolgt in einer Fischer-Indol-Synthese durch die Kondensation von 3-Methylbutanon 1 und Phenylhydrazin 2 in alkoholischem Zinkchlorid. Das Phenylhydrazon 3 wird unter Abspaltung von Ammoniak zum 2,3,3-Trimethylindolenin 4 cyclisiert. Die Methylierung mit Dimethylsulfat 5 führt zu dem 1,2,3,3-Tetramethyl-3H-indolium-Salz 6, das unter basischen Bedingungen in die Fischer-Base 7 übergeht.[6] Die Methylierung des indolischen Stickstoffatoms wurde in der Originalliteratur mittels Methyliodid durchgeführt, was jedoch mit den allgemein bekannten Nachteilen des Methyliodids verbunden ist.

Anwendung

Die Fischer-Base ist ein Ausgangsstoff bei der Herstellung verschiedener Methinfarbstoffe, beispielsweise Basic Yellow 28.[7]

Die doppelte Methylsubstitution in der 3-Position des Indolkörpers der Fischer-Base sorgt in den Polymethin-Farbstoffen für Stabilität, da hierdurch die üblicherweise herrschende Nucleophilie dieser Position blockiert ist. Dies ist auch notwendig, um die Regioselektivität bei der Herstellung der Polymethin-Farbstoffe zu gewährleisten, da die Methinketten hier in Form eines elektrophilen synthetischen Äquivalenz wie etwa vinylogen Ameisensäureestern eingebracht werden.[6]

Einzelnachweise

  1. Datenblatt 1,3,3-Trimethyl-2-methylen-indolin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 9. Juli 2021 (PDF).
  2. Emil Fischer, Albert Steche: 1) Verwandlung der Indole in Hydrochinoline). In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 242, Nr. 3, 1887, S. 348–366, doi:10.1002/jlac.18872420309.
  3. Emil Fischer, Jacob Meyer: Methylirung der Indole. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 23, Nr. 2, 1890, S. 2628–2634, doi:10.1002/cber.189002302159.
  4. Giuseppe Plancher: Ueber die Methylirung der Indole. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 31, Nr. 2, 1898, ISSN 1099-0682, S. 1488–1499, doi:10.1002/cber.18980310238.
  5. Karl Brunner: Ueber die E. Fischer'sche, aus Methylketol und Jodmethyl darstellbare Base. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 31, Nr. 1, 1898, S. 612–615, doi:10.1002/cber.189803101128.
  6. Eberhard Breitmaier, Günther Jung: Organische Chemie. Grundlagen, Stoffklassen, Reaktionen, Konzepte, Molekülstruktur. 5. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-13-541505-8, S. 718 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Basic Yellow 28: CAS-Nummer: 54060-92-3, EG-Nummer: 258-946-7, ECHA-InfoCard: 100.053.570, PubChem: 9570625, ChemSpider: 7845092, Wikidata: Q27254755.
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