Euclid (Weltraumteleskop)
Euclid – benannt nach dem Mathematiker Euklid von Alexandria – ist ein im Bau befindliches Weltraumteleskop der ESA, im Rahmen des Programmes Cosmic Vision 2015–2025, zur Erforschung der sogenannten dunklen Energie und Materie. Das Weltraumteleskop soll 2023[1] mit einer Sojus-Rakete von Kourou seine Reise beginnen und nach etwa 30 Tagen seinen Zielort, den zweiten Lagrange-Punkt (kurz L2), im Erde-Sonne System, erreichen.[2] Dort angekommen soll das Teleskop etwa sechs Jahre den Weltraum erkunden[3] und mehr als ein Drittel des gesamten Himmels durchmustern.[4]
Entwicklung und Bauvergabe
In Astriums Konstruktionsvorschlag für Euclid sollen die beiden ersten der drei Teleskopspiegel aus Siliziumcarbid bestehen. Im Konstruktionvorschlag von Thales Alenia Space für Euclid sollten diese Teleskopspiegel aus Glaskeramik bestehen, die von einer Stützstruktur aus Siliciumnitrid stabilisiert werden. Die Entscheidung ist für Spiegel aus Siliziumcarbid gefallen.
Die Verträge mit den beteiligten Instituten, die die beiden wissenschaftlichen Instrumente bauen werden, wurden am 20. Juni 2012 unterschrieben. Am 24. Januar 2013 wurde bekannt gegeben, dass die NASA Sensoren für das Infrarotinstrument von Euclid liefern wird.[5] US-Wissenschaftler sind damit an Euclid beteiligt.[6]
Danach wurde der Bau des Raumflugkörpers ausgeschrieben.[7] Astrium in Toulouse gewann am 11. Juni 2013 den Auftrag für das Nutzlastmodul von Euclid. Es wird die von Astrium vorgeschlagenen Teleskopspiegel aus Siliciumcarbid erhalten.[8][9] Thales Alenia Space wurde am 27. Juni 2013 als Hauptauftragnehmer für Euclid ausgewählt. TAS baut den Euclid-Raumflugkörper. In diesen wird das Nutzlastmodul von Astrium mit den Teleskopspiegeln aus Siliciumcarbid eingebaut.[10][11]
Im Juli 2020 waren die Arbeiten und Tests an den beiden Instrumenten abgeschlossen.[12]
Aufbau
Euclid wird zwei Instrumente verwenden, die beide durch ein 1,2-m-Korsch-Teleskop[3] mit drei Spiegeln und 24,5 m Brennweite schauen und das gleiche Himmelsgebiet beobachten. Das Teleskop hat ein Sichtfeld von 0,8° × 1,2°.[13] Zur Rauschunterdrückung soll das Teleskop passiv und aktiv gekühlt werden. Ein Instrument arbeitet im sichtbaren und eines im nahen Infrarotbereich des elektromagnetischen Spektrums. Das Instrument im sichtbaren Spektralbereich verwendet mehrere nebeneinander angeordnete CCDs. Das Teleskop hat im infraroten Spektralbereich mehrere Filterräder und kann im Infrarotbereich Fotos oder Spektren aufnehmen. Das Instrument benutzt 36 CCDs, davon hat jeder Sensor 4000 × 4000 Pixel. Damit hat der Detektor eine Auflösung von 600 Megapixel. Zur Positionierung des Bildfeldes kann sich Euclid in 80 Minuten um sich selbst drehen.[10]
Kommunikation
Euclid wird die Ergebnisse der Nutzlasten im Ka-Band (26 GHz) über eine bewegliche Antenne an die Bodenstation bei Cebreros in Spanien senden, wenn das Teleskop von der Erde aus sichtbar ist. Die Telemetrie und Steuerbefehle werden im X-Band übertragen. Vier Stunden pro Tag wird Euclid im Ka-Band senden, um maximal 855 Gigabits zu übertragen.[14] Die große Datenmenge, die von Euclid erwartet wird, machte einen weiteren Ausbau der Datenverarbeitung des ESTRACK Antennen-Netzwerks notwendig. Die Netzverbindung wurde in Cebreros und Malargüe von 10 Mb/s auf 147 Mb/s ausgebaut, außerdem wurde Malargüe um Ka-Band Empfang (26 GHz) erweitert.[15] In New Norcia wird eine weitere 35-Meter-Antenne für X- und Ka-Band gebaut, die 2024 in Betrieb gehen soll.
Quellen
- Euclid definition study report (Red Book); ISSUE 1.1 (englisch; PDF mit 17 MB), auf ESA Science & Technology am 29. September 2011; abgerufen am 11. Oktober 2011.
Weblinks
- Euclid Consortium: Euclid and the origin of the accelerating universe (englisch)
- Euclid-Seiten bei Science & Technology der ESA (englisch)
- Stephen Clark: Europe plans solar orbiter and dark energy probe in Spaceflight Now, 8. Oktober 2011, Abgerufen: 11. Oktober 2011 (englisch)
- Redaktion, Pressemitteilungen der Universität Bonn und des MPE: EUCLID, ESA-Satellit soll dunkles Universum erforschen, in Astronews.com, Datum: 20. Juni 2012, Abgerufen: 21. Juni 2012
- Vortrag von Frank Grupp unter anderem über Euclid
Einzelnachweise
- Euclid Fact Sheet. ESA Science & Technology, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Mission Summary sci.esa.int
- Auf der Suche nach Dunkler Energie: Das neue Weltraumteleskop Euclid, DLR am 20. Juni 2012; abgerufen am 27. April 2015
- ESA: Euclid - Mussion-Science
- Euclid soll Licht ins Dunkel bringen, Michael Clormann auf Raumfahrer.net am 25. Januar 2013; abgerufen am 27. April 2015
- NASA signs on to European dark energy mission (englisch), Stephen Clark auf Spaceflightnow.com am 25. Januar 2013; abgerufen am 27. April 2015
- Dark Universe mission blueprint complete (englisch), ESA am 20. Juni 2012; abgerufen am 27. April 2015
- Euclid to probe dark Universe with Astrium science module (englisch), ESA am 11. Juni 2013; abgerufen am 27. April 2015
- Airbus Defence and Space is awarded the Euclid Payload Module contract by ESA (englisch), Airbus Defence and Space am 11. Juni 2013; abgerufen am 27. April 2015
- TAS Hauptauftragnehmer für ESA-Teleskop Euclid, Thomas Weyrauch auf Raumfahrer.net am 28. Juni 2013; abgerufen am 27. April 2015
- Thales Alenia Space wins prime contract for Europe’s Euclid cosmology satellite (Memento vom 4. November 2016 im Internet Archive) (englisch), Thales Group am 27. Juni 2013; abgerufen am 27. April 2015
- ESA Science & Technology - The Euclid space telescope is coming together. Abgerufen am 27. März 2021.
- ESA: Euclid - Telescope
- Euclid Consortium: Mission characteristics. 27. Dezember 2017, abgerufen am 26. Februar 2018 (englisch).
- Doing up the deep dish. Abgerufen am 28. April 2019 (britisches Englisch).