Emil Spannocchi
Emil Spannocchi (* 1. September 1916 in Aigen bei Salzburg; † 29. August 1992 in Wiener Neustadt) war ein österreichischer General. 1973 bis 1981 war er als Armeekommandant mit der Umstrukturierung des Bundesheeres zu einer Milizarmee betraut.
Herkunft
Emil Spannocchi kam als jüngstes von drei Kindern von Anton Graf Spannocchi und Gabriele Gräfin von Attems 1916 auf Schloss Aigen, heute Teil der Stadt Salzburg, zur Welt. Seine Mutter war die Enkelin von Moritz Graf O’Donnell, dem Bruder von Maximilian Karl Graf O’Donell von Tyrconell, der 1853 Kaiser Franz Joseph I. vor dem Attentat durch Janos Libényi bewahrte und sich als Belohnung dafür eine Villa im Salzburger Mirabellgarten erbauen durfte. Er heiratete Gräfin Therese Czernin von und zu Chudenitz. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder (Eugen, Elisabeth, Silvia, Huberta, Paul) und siebzehn Enkelkinder hervor. Sein Bruder Lelio Spannocchi war Politiker und wirkte als oberösterreichischer Landtagspräsident. Emil Spannocchi starb im Ruhestand an den Folgen eines Reitunfalls.
Biographie
Spannocchi trat am 1. September 1934 als Einjährig-Freiwilliger beim Dragonerregiment Nr. 2 in Enns in das Bundesheer der Ersten Republik ein.
Ab 1935 besuchte er die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Nach dem "Anschluss Österreichs" an das Deutsche Reich im März 1938 wurde Spannocchi in die Wehrmacht übernommen, erhielt in der Folge sein Offizierspatent als Leutnant und wurde zum Kavallerie-Regiment 17 nach Bamberg versetzt.
Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges war er bis Dezember 1939 bei der Aufklärungs-Abteilung 7 der 7. Infanterie-Division, wo er am Überfall auf Polen teilnahm. Während dieser Zeit wurde er zum Oberleutnant befördert.
Beim Westfeldzug diente er als Schwadronchef beim Reiter-Regiment 2 der 1. Kavallerie-Division in Frankreich, Holland und Polen.
Er wechselte zur Panzertruppe und kämpfte im Deutsch-Sowjetischen Krieg mit dem Panzer-Regiment 24 der 24. Panzer-Division, wobei er eine Panzerkompanie übernahm. 1942 erfolgte die Beförderung zum Rittmeister, und seine Einheit wurde von der Heeresgruppe Mitte zur Heeresgruppe Süd verlegt. Später wurde er Abteilungskommandeur und nach Frankreich versetzt.
Im Sommer 1943 begann Spannocchi die Generalstabsausbildung an der Kriegsakademie in Hirschberg im Riesengebirge, die er im Oktober 1944 abschloss. Er kam als Kompaniechef erneut zum Panzer-Regiment 24, diesmal nach Italien. Er nahm an einen Schulungslehrgang für die schweren Panzer Panther und Tiger teil und wurde zum Major i. G. befördert.
Er kam dann ab Dezember 1944 zur 2. Panzer-Division an die Westfront, wo er in Luxemburg, Belgien und Deutschland stationiert wurde.
Das Kriegsende erlebte er von 27. April bis 3. Juni 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
Während der Fronteinsätze wurde er zwei Mal verwundet und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. und I. Klasse, dem Infanterie-Sturmabzeichen in Silber, der Ehrenblattspange des Heeres und dem Verwundetenabzeichen in Schwarz ausgezeichnet.
Nach dem Krieg war Spannocchi in Mailand in der Privatwirtschaft tätig. Trotz schlechterer Bezahlung trat er 1954 wieder ins Militär ein, in die B-Gendarmerie, und war an der Neuaufstellung des Bundesheeres beteiligt.
1956 kam er als Oberstleutnant des höheren militärischen Dienstes in die Zentralleitung des neu aufgestellten Bundesministeriums für Landesverteidigung in Wien. Er wurde 1957 Kommandant der Panzertruppenschule in der Kaserne Götzendorf. 1960 wurde Spannocchi Kommandant der 3. Panzergrenadierbrigade und 1963 bis 1973 war er Kommandant der Landesverteidigungsakademie.
Bekannt wurde er durch die unter seiner Federführung als Armeekommandant erstellte „Spannocchi-Doktrin“, ein Raumverteidigungskonzept, nach dem das Bundesheer in den Jahren 1973 bis 1986 unter Bundeskanzler Bruno Kreisky umorganisiert wurde. Weiters war Spannocchi erster Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten (1973–1977).
1978 wurde er zum Leiter der Sektion III im Bundesministerium für Landesverteidigung ernannt und wurde am 30. September 1981 in den Ruhestand versetzt. Auch nach seinem Ausscheiden blieb er dem Bundesheer verbunden, so hielt er Vorträge und gab militärjournalistische Stellungnahmen ab. Im Mai 1992 erlitt er während eines Ausrittes einen Schlaganfall und zog sich durch einen Sturz vom Pferd schwere Kopfverletzungen zu, infolge derer er am 29. August 1992 im Krankenhaus Wiener Neustadt verstarb. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.
Würdigung
Auf Initiative von Verteidigungsminister Thomas Starlinger erfolgte Anfang 2020 die Ergänzung des Namens Stiftskaserne durch General-Spannocchi-Kaserne.[1][2]
Publikationen
- mit Guy Brossollet und Einleitung von Carl Friedrich von Weizsäcker: Verteidigung ohne Schlacht. Spannocchi: Verteidigung ohne Selbstzerstörung, Brossollet: Das Ende der Schlacht, Hanser-Verlag 1976, ISBN 3-446-12287-7, Deutscher Taschenbuch-Verlag 1979, ISBN 3-423-01454-7.
- mit Felix Ermacora, Franz Nemschak: Wirtschaftspolitik und Neutralität. Wiener Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Wien 1965, Schriftenreihe der Wirtschaftsakademie, Heft 2.
Literatur
- Wolfgang Wildberger: Emil Spannocchi. engagiert und eloquent. Vehling-Verlag, Graz 2006, ISBN 3-85333-134-3.
- Manfried Rauchensteiner: Spannocchi, Emil Maria Edmund Ignaz Ägydius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 630 f. (Digitalisat).
- Emil Spannocchi, in: Internationales Biographisches Archiv 46/1992 vom 2. November 1992, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Georg Markus: Die Akte Redl. Ullstein Sachbuch Wien München, 1986, S. 142–143 ISBN 3-548-34354-6
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerhard Vogl: Neue Namen für Wiener Kasernen. In: Die Presse. 26. Dezember 2019, abgerufen am 27. Januar 2020.
- Neue Namen für Wiener Kasernen. In: ORF.at. 27. Januar 2020, abgerufen am 27. Januar 2020.