Friedhof der Theresianischen Militärakademie

Der Friedhof der Theresianischen Militärakademie (auch als Akademiefriedhof bezeichnet) ist eine seit 1753 genutzte Begräbnisstätte im Park der Burg in Wiener Neustadt, Niederösterreich, die eng mit der Theresianischen Militärakademie des österreichischen Bundesheeres verbunden ist. Der Friedhof kann nach Anmeldung bei der Wache besucht werden.

Friedhofskapelle der Theresianischen Militärakademie an der Günser Straße
Orientierungsplan Akademiepark

Beschreibung

Die von einer hohen Mauer umgebene Anlage befindet sich an der Günser Straße 28 in Wiener Neustadt und liegt hinter dem Reitzentrum der Militärakademie im Westen des Akademieparks. Das Friedhofsareal hat die Form eines schmalen, unregelmäßig rechteckigen Geländestreifens, der ungefähr von Norden nach Süden verläuft und an seiner Westseite von der Günser Straße begrenzt wird. Die Friedhofskapelle steht an der Westmauer des Friedhofs, etwa in der Mitte dieses Geländestreifens. Das vom Akademiepark zum Friedhof führende monumentale Tor besitzt ein Schmiedeeisengitter, der Torbogen trägt die Inschrift „Tot ist nur, wer vergessen ist“. Ein weiteres Tor unmittelbar neben der Friedhofskapelle führt zur Günser Straße, ist jedoch normalerweise verschlossen. Das Friedhofsareal ist parkähnlich gestaltet, auch befinden sich dort zwischen den Gräbern noch viele alte Bäume. An der Innenseite der Umfassungsmauer sind zahlreiche alte Gedenktafeln eingemauert, in den letzten Jahren wurden im Bereich der Umfassungsmauer auch Urnennischen angelegt.

Geschichte

Kurz nach der Gründung der Theresianischen Militärakademie am 14. Dezember 1751 wurde das Grundstück im Westen des Akademieparks als Friedhof ausgewiesen. Ursprünglich für die Beerdigung von „Bedienten und niederen Hausbewohnern“ der Militärakademie bestimmt, wurde am 22. Jänner 1753 Franz Ransmüller als Erster hier beigesetzt. Im Jahr darauf wurde die Friedhofskapelle mit einer Gruft zur Bestattung von Offizieren errichtet.

1805 wurde der langjährige Kommandant und Reformer der Militärakademie, der k.k. Feldzeugmeister Graf Kinsky, auf seinen besonderen Wunsch hin auf dem Friedhof bestattet, 1808 auch seine Gemahlin. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet: „Franz Graf von Kinsky, des heiligen römischen Reichs Graf, Sr. k. k. Majestät geheimer Rath, General-Feldzeugmeister, Inhaber eines Regiments zu Fuß, Oberdirector des k. auch k. k. Militär-Cadetenhauses durch 26 Jahre, wollte nach einem rastlosen, nicht sich, sondern Gott, dem Staate und dem Fürsten gewidmeten Leben, endlich hier bei seinen Zöglingen ruhen. Er starb, 65 Jahre alt, zu Wien den 9. Juni 1805.[1]

In den Jahren 1815 und 1828 sowie 1914 wurde der Akademiefriedhof erweitert. Die Erweiterungen von 1815 und 1828 erfolgten südlich der Friedhofskapelle, 1914 nördlich davon. Seit 1828 können auf dem Friedhof nicht nur Zöglinge und Angestellte der Militärakademie beigesetzt werden, sondern auch ihre Professoren, Beamte und Absolventen.

Als die Theresianische Militärakademie 1919 nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie aufgelöst wurde, übernahm der Absolventenverein „Alt-Neustadt“ die Verwaltung und Pflege des Akademiefriedhofs. 1934 wurde er wieder der Militärakademie überantwortet. Die Einwirkungen des Zweiten Weltkriegs und Plünderungen unmittelbar nach Kriegsende zogen den Friedhof arg in Mitleidenschaft.

Nach wie vor wird der Friedhof im Sinne der seinerzeitigen Widmung verwendet – als letzte Ruhestätte für verstorbene Angehörige der Militärakademie, ehemalige Lehrer sowie deren unmittelbare Angehörige.

Friedhofskapelle

Die Friedhofskapelle an der Westseite des Akademiefriedhofs, nur durch die Friedhofsmauer von der Günser Straße getrennt, wurde 1754 errichtet. Die darunterliegende Gruft war für die Bestattung von Offizieren vorgesehen. Die Glocke im Dachreiter der Friedhofskapelle wurde von Feldzeugmeister Graf Kinsky gestiftet und steht bis heute in Verwendung. Nachdem die Kapelle 1865 abgebrannt war, wurde sie durch den Bildhauer Josef Angeler neu gestaltet. 1985 fand die bisher letzte Renovierung der Friedhofskapelle statt, 2005 auch jene der Gruft. Auf dem Giebel der Fassade ist die Aufforderung „Surgite Mortui et venite ad Judicum“ („Stehet auf ihr Toten und kommet zu Gericht“) zu lesen. Der Legende nach soll einst ein unterirdischer Gang hinüber in die Burg geführt haben.

Grabstätten (Auswahl)

Unter den zahlreichen Zöglingen, Angestellten und Lehrern der Militärakademie, die auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe fanden, sind:

Literatur

  • Alfred Hrubant/Brigitta Listmayr: Die Burg zu Wiener Neustadt, Wien (BMLVS) 2005
  • Begraben zwischen Fürsten und Generälen, www.bundesheer.at, 30. Juli 2013 (online, Zugriff am 18. November 2020)
  • Serge Claus: Militärgymnasiasten im Akademiefriedhof (online, Zugriff am 18. November 2020)
  • Theresianische Militärakademie: Akademiefriedhof (online, Zugriff am 18. November 2020)

Siehe auch

Commons: Friedhof der Theresianischen Militärakademie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 11 (1864), S. 290 ff. (online)
  2. Biographie des k.k. Feldzeugmeisters Franz Joseph Grafen Kinsky
  3. Biographie des k.k. Feldmarschallleutnants Ignaz Freiherrn von Reinisch
  4. Biographie des k.k. Feldmarschallleutnants Anton Grafen Kinsky
  5. Biographie des k.u.k. Feldzeugmeisters Joseph Freiherrn Vécsey de Vécse
  6. Biographie des k.u.k. Feldzeugmeisters Eduard Freiherrn Succovaty von Vezza
  7. Biographie des Obersten Theodor Rossiwall (englisch)
  8. Biographie des Generalmajors Georg Dragičević (englisch)
  9. Foto der Grabstätte von General Karl Schaffer
  10. Foto der Grabstätte von Generalmajor Dr. Ernst Auer
  11. Foto der Grabstätte von General Lothar Brósch-Fohraheim
  12. Foto der Grabstätte von Brigadier Erwin Simader
  13. Foto der Grabstätte von Brigadier Prof. Wilhelm Wurzer

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.