Eduard Zimmermann (Moderator)
Eduard „Ede“ Zimmermann (* 4. Februar 1929 in München; † 19. September 2009 ebenda) war ein deutscher Journalist und Fernsehmoderator. Mit der Fernsehsendung Aktenzeichen XY … ungelöst wurde er im deutschsprachigen Raum als „Verbrecherjäger“ bekannt.
Leben
Jugend
Eduard Zimmermann wurde in der Siedlung Alte Heide in München geboren. Seine Mutter war zum Zeitpunkt seiner Geburt 17 Jahre alt. Seine Kindheit war zunächst von vielen Umzügen innerhalb Deutschlands geprägt, da seine Mutter als Kellnerin oft den Arbeitsplatz wechselte. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog er zu seinen Großeltern nach Ottobrunn. Nach Kriegsbeginn schickte ihn seine Großmutter zu seiner Mutter nach Magdeburg, wo diese inzwischen einen Hotelier geheiratet hatte. Als Zehnjähriger arbeitete Zimmermann im elterlichen Hotel mit.
Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit schlug sich Zimmermann zunächst in Hamburg als Zeltarbeiter im Zirkus Hagenbeck und Garderobier von Willy Fritsch, später als Dieb und Schwarzmarkthändler durch und wurde festgenommen und in die JVA Fuhlsbüttel gebracht, wo er am nächsten Tag wieder freigelassen wurde. Mit einem gefälschten Ausweis und gefälschtem Diplom fand Zimmermann schließlich Arbeit als Straßenbauingenieur in Schweden.
Über seine Vergangenheit als Straftäter äußerte sich Zimmermann später unter anderem in seiner Autobiografie im Jahre 2005. In einem Zeitungsinterview stellte er fest, die Zeit habe ihn hart gemacht: „Ich bin sozusagen der Beweis dafür, dass man von der schiefen Bahn wieder runterkommt, wenn man es will.“[1]
Für eine Reportage im Auftrag der Zeitung Dagens Nyheter ging Zimmermann 1949 für eine Recherche zurück nach Deutschland in die sowjetische Besatzungszone. Dort wurde er 1950 wegen Spionage angeklagt und zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er musste vier Jahre seiner Strafe in der JVA Bautzen absitzen und kam am 17. Januar 1954 im Rahmen einer Amnestie frühzeitig frei. In der Folgezeit arbeitete Zimmermann als freier Journalist für verschiedene Hamburger Zeitungen sowie später als Redakteur beim NDR und dem ZDF.
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Zimmermann moderierte im ZDF von 1964 bis 1997 insgesamt 161 Sendungen der von ihm initiierten Reihe Vorsicht Falle! – Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Vom 20. Oktober 1967 bis zum 24. Oktober 1997 moderierte er 300 Folgen der von ihm konzipierten Fernsehserie Aktenzeichen XY … ungelöst. Die Sendung wird von der Firma Securitel produziert, die Zimmermann gegründet hatte. Wegen seiner Tätigkeit wurde Zimmermann zum „Ehrenkommissar“ ernannt und erhielt die Spitznamen „Verbrecherjäger“ und „Ganoven-Ede“.
Im Herbst 1997 zog er sich aus der Arbeit vor den Kameras zurück, arbeitete aber weiterhin eng mit der Redaktion von XY zusammen. Ferner betrieb Zimmermann in Zusammenarbeit mit dem ZDF ein Sicherheitsportal im Internet. Zur 350. Sendung von XY am 8. November 2002 kam Zimmermann zu Rudi Cerne ins Studio, um den Mordfall „Ursula Herrmann“ aus dem Jahr 1981 erneut vorzustellen. Seinen letzten Fernsehauftritt hatte Zimmermann in der 400. Sendung von XY am 10. Mai 2007 an der Seite der ehemaligen Leiter des Zürcher XY-Aufnahmestudios, Konrad Toenz, Werner Vetterli und Stephan Schifferer. Zimmermann war zu diesem Zeitpunkt bereits gesundheitlich ziemlich angeschlagen: er wirkte sehr geistesabwesend und antwortete auf Fragen nur zögerlich.
Privatfernsehen
In den 1990er Jahren verantwortete Zimmermann als Gesamtleiter und Berater das SAT.1-Format K – Verbrechen im Fadenkreuz. Die Serie führte zu äußerst kritischen Kommentaren. Bemängelt wurde insbesondere, dass Zimmermann seine ehrenamtliche Tätigkeit beim Weißen Ring mit seinen kommerziellen Interessen als Journalist untrennbar vermenge. Ein weiterer Kritikpunkt beruhte auf der Tatsache, dass das Format grundlegend auf dem Konzept des Reality-TV basiere und „das Thema Kriminalität in sensationslüsterner und voyeuristischer Weise“ aufbereite.[2] Im politischen ARD-Magazin Kontraste wurde Zimmermann in diesem Zusammenhang vorgeworfen, er instrumentalisiere Verbrechensopfer für sein TV-Format. Dieser Vorwurf wurde vom Vorstand des „Weißen Ringes“ zurückgewiesen.[3]
Privates
Zimmermann war seit 1960 mit Rosmarie Zimmermann (1921–2008) verheiratet, die die Töchter Heike Zimmermann und Sabine Zimmermann (1951–2020) in die Ehe brachte, die von Eduard Zimmermann adoptiert wurden.[4] Ab 1997 lebte er mit seiner Ehefrau im schweizerischen Leukerbad (Wallis). Nach dem Tod seiner Frau zog Zimmermann 2008 wieder nach München.[5][6] Dort starb er, an Demenz erkrankt, am 19. September 2009 im Alter von 80 Jahren im Christophorus-Hospiz. Er wurde auf dem Münchner Nordfriedhof beigesetzt.[7]
Zimmermanns Tochter Sabine Zimmermann wirkte ab 1983 als Filmgeschäftsführerin bei der Produktion von XY mit und war von 1987 bis 2001 Co-Moderatorin der Sendung. Außerdem präsentierte sie zwischen 1997 und 2001 auch die Sendung Vorsicht Falle!. Danach agierte sie hinter den Kameras weiterhin als Produktionsleiterin von XY.[8]
Weißer Ring
1976 zählte Zimmermann zu den Gründern des Opferhilfsvereins Weißer Ring und war bis 1994 dessen Vorsitzender. Er musste sich in früheren Jahren wiederholt gegen Vorwürfe wehren, die ihm öffentlich den unsensiblen Umgang mit Spendengeldern zu seinem persönlichen Nutzen unterstellten.[9] 1994 legte er den Vorsitz nieder, nachdem in mehreren Medien die Inanspruchnahme des Weißen Rings für seine Produktionsfirma Securitel kritisiert worden war. Zimmermann bekleidete von 1994 bis zum Jahre 2000 das Amt des Ehrenvorsitzenden.[10] Nachdem ihm „vereinsschädigendes Verhalten“ vorgeworfen worden war, kam es im Jahr 2000 zur Trennung Zimmermanns von der Organisation.[9]
Auszeichnungen
- 1966 Goldene Kamera für die Moderation von Vorsicht Falle
- 1967 Adolf-Grimme-Preis
- 1977 Bundesverdienstkreuz am Bande anlässlich der 100. Sendung von XY
- 1982 Humanitärer Preis der deutschen Freimaurer
- 1986 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 1990 Bambi
- 1991 Bayerischer Verdienstorden
- 1998 Großes Bundesverdienstkreuz
Publikationen
- …der Ganoven Wunderland: Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Fernsehserie „Vorsicht Falle“. Schneekluth, Darmstadt 1966.
- Das unsichtbare Netz: Rapport für Freunde und Feinde. Südwest-Verlag, München 1969.
- Wie schützt man sich vor Verbrechen?. Verlag Das Beste, Stuttgart 1974 (nicht im Buchhandel).
- Gib dem Verbrechen keine Chance: Ein Leitfaden für mehr Sicherheit. Lübbe, Bergisch Gladbach 1989, ISBN 3-404-66167-2.
- Auch ich war ein Gauner: Aktenzeichen xy. Riva-Verlag, München 2005, ISBN 3-936994-13-7.
Trivia
- Die Hamburger Band Ede und die Zimmermänner hat sich nach Eduard Zimmermann benannt.
Literatur
- Eduard Zimmermann, in: Internationales Biographisches Archiv 50/2009 vom 8. Dezember 2009, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Eduard Zimmermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eduard Zimmermann in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Eduard Zimmermann gesteht kriminelle Vergangenheit. Spiegel Online vom 8. September 2005.
- so die Süddeutsche Zeitung unter Nachruf Eduard Zimmermann ist tot-Der Wohnzimmerfahnder, sueddeutsche.de, 20. September 2009, abgerufen am 21. Mai 2012.
- Nachruf Eduard Zimmermann ist tot-Der Wohnzimmerfahnder, sueddeutsche.de, 20. September 2009, abgerufen am 21. Mai 2012.
- „Aktenzeichen XY“-Vater Eduard Zimmermann ist tot. In: hna.de/dpa vom 20. September 2009, abgerufen am 27. Oktober 2017.
- Eduard Zimmermann, in: Internationales Biographisches Archiv 50/2009 vom 8. Dezember 2009, abgerufen am 26. Oktober 2017, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Moderator von "Aktenzeichen XY" Eduard Zimmermann ist tot, sueddeutsche.de, 20. September 2009, abgerufen am 21. Mai 2012.
- knerger.de: Das Grab von Eduard Zimmermann
- „Aktenzeichen XY“-Moderatorin Sabine Zimmermann gestorben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 4. Mai 2020, abgerufen am 4. Mai 2020.
- vgl. z. B. Weißer Ring: Weisser Ring kritisiert vereinsschädigendes Verhalten von Eduard Zimmermann, Pressemitteilung vom 16. Oktober 2000, abgerufen am 21. Mai 2012.
- Bernd Graff: Der Wohnzimmerfahnder (Memento des Originals vom 25. September 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Süddeutsche Zeitung vom 20. September 2009.