Echte Meerschweinchen
Die Echten Meerschweinchen (Cavia) sind eine Säugetiergattung aus der Familie der Meerschweinchen (Caviidae) innerhalb der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Zu den fünf bis acht Arten dieser Gattung zählen das Gemeine Meerschweinchen (C. aperea) und das Hausmeerschweinchen (C. porcellus).
Echte Meerschweinchen | ||||||||||||
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Gemeines Meerschweinchen (Cavia aperea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cavia | ||||||||||||
Pallas, 1766 |
Verbreitung
Echte Meerschweinchen sind in großen Teilen Südamerikas verbreitet, sie fehlen nur im Amazonasbecken und im äußersten Süden des Kontinents. Durch die Züchtung des Hausmeerschweinchens als Nahrungs- und Haustier hat sich ihr Lebensraum vergrößert.
Beschreibung
In freier Wildbahn lebende Meerschweinchen erreichen eine Kopfrumpflänge von 20 bis 40 Zentimetern und ein Gewicht von 500 bis 1500 Gramm. Ihr langes und relativ raues Fell ist gräulich oder braun gefärbt. Die Beine sind kurz und kräftig, die Vorderfüße haben vier und die Hinterfüße drei Zehen, die alle in scharfen Krallen enden. Die Zähne sind – im Gegensatz zu den Gelbzahnmeerschweinchen (Galea) – weiß gefärbt, die Zahnformel lautet wie bei allen Meerschweinchen 1-0-1-3, insgesamt also 20 Zähne.
Lebensweise
Diese Tiere bewohnen eine Reihe von Habitaten, darunter Grasländer, Waldränder, Sumpfgebiete und Gebirgsregionen bis in über 4.200 Meter Seehöhe. Sie sind dämmerungsaktive Tiere, die als Unterschlupf selbst gegrabene Baue oder natürliche Höhlen bevorzugen. (Daher leitet sich auch ihr wissenschaftlicher Name, Cavia, ab.) Sie leben in Gruppen von fünf bis zehn Tieren zusammen, die sich oft zu größeren Übergruppen zusammenschließen. In der Gruppe entwickelt jedes Geschlecht eine eigene Rangordnung, die durch Kämpfe etabliert wird.
Nahrung
Meerschweinchen sind Pflanzenfresser, die sich je nach Lebensraum von einer Vielzahl von Pflanzen, hauptsächlich Gräsern ernähren. Sie sind wie Menschen auf Vitamin C in der Nahrung angewiesen und entwickeln bei Vitamin-C-Mangel Skorbut. Eine weitere Besonderheit ist das lebenswichtige Fressen des Blinddarmkotes. Diese relativ weichen Kotballen werden ausgeschieden und gleich wieder aufgenommen, weil sie wichtige Bakterien enthalten, welche der Aufrechterhaltung der Darmflora dienen. Daneben deckt der Blinddarmkot den gesamten Vitamin-B-Bedarf und Großteile des Vitamin-K-Bedarfs.
Fortpflanzung
Echte Meerschweinchen können sich das ganze Jahr über fortpflanzen, die Mehrzahl der Geburten liegt allerdings im Frühling. Die Tragzeit liegt zwischen 56 und 74 Tagen, die Wurfgröße in freier Wildbahn zwischen eins und fünf, beim Hausmeerschweinchen hingegen manchmal mehr. Die Neugeborenen sind Nestflüchter, die am ersten Lebenstag laufen und feste Nahrung zu sich nehmen können. Nach drei Wochen werden sie entwöhnt; Weibchen werden nach zwei Monaten und Männchen nach vier bis fünf Wochen (oder 300 g) geschlechtsreif. In menschlicher Obhut kann ihr Lebensalter acht Jahre betragen.
Echte Meerschweinchen und Menschen
Meerschweinchen sind ursprünglich wegen ihres Fleisches domestiziert worden und werden in einigen südamerikanischen Andenstaaten wie z. B. Peru noch immer gerne als Nutztiere zum Verzehr gehalten. Sie gelten dort als beliebte Grilldelikatesse und schmecken wie eine Kombination aus Kaninchen- und dunklem Hühnerfleisch. Das nahrhafte Fleisch hat einen Proteingehalt von ca. 21 % und dabei nur einen Fettanteil von 8 %. Besonders im Andenhochland sind sie eine bedeutende Proteinquelle und schon lange ein fester Bestandteil der traditionellen Volksmedizin; dem Verzehr von Meerschweinchen wird in Peru nachgesagt, Krankheiten zu heilen und Glück zu bringen.[1] Die Meerschweinchen sind in diesen Ländern als Nutztiere auch deshalb so beliebt, weil ihre Haltung im Vergleich zu anderen fleischgebenden Haustieren nur wenig Platz benötigt und sie sich zusätzlich sehr schnell vermehren. Diese Tatsache ist besonders in städtischer Umgebung für die Menschen ein großer Vorteil. Allein in Peru werden pro Jahr ca. 65 Millionen Meerschweinchen verzehrt und sie sind dort auch schon seit langem ein fester Bestandteil der Esskultur. So zeigt ein berühmtes Gemälde des letzten Abendmahls in der Hauptkathedrale von Cusco Christus und die zwölf Apostel beim Verzehr von Meerschweinchen.[2]
Meerschweinchen werden manchmal für Tierversuche eingesetzt. Das englische Wort für Meerschweinchen (guinea pig) ist gleichbedeutend mit dem deutschen „Versuchskaninchen“.
Systematik
Die Anzahl der Arten dieser Gattung und der Ursprung des Hausmeerschweinchens sind immer noch unklar. Woods & Kilpatrick (2005), die eine Überprüfung der Systematik für nötig halten, unterscheiden sechs Arten:
- Gemeines Meerschweinchen, Cavia aperea Erxleben, 1777 – Kolumbien, Ecuador, Venezuela, Guyanas, Brasilien, nördliches Argentinien, Uruguay, Paraguay
- Tschudi-Meerschweinchen, Cavia tschudii Fitzinger, 1857 – Peru, südliches Bolivien, nordwestliches Argentinien, nördliches Chile
- Hausmeerschweinchen, Cavia porcellus (Linnaeus, 1758) – möglicherweise verwildert im nördlichen Südamerika
- Cavia fulgida Wagler, 1831 – östliches Brasilien
- Cavia magna Ximinez, 1980 – Uruguay, Brasilien
- Cavia intermedia Cherem, Olimpio & Ximenez, 1999 – nur bekannt aus dem südlichen Brasilien
Cavia guianae ordnen sie als Unterart dem Gemeinen Meerschweinchen, Cavia nana und Cavia anolaimae als Synonyme dem Tschudi-Meerschweinchen bzw. dem Hausmeerschweinchen zu.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
- Charles A. Woods, William Kilpatrick: Infraorder Hystricognathi. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 3. Auflage. 2 Bände. The Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 1538–1600 (englisch).
Weblinks
Einzelnachweise
- Martin Morales: Ceviche - Peruanische Küche. Fackelträger Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-7716-4551-9, S. 111.
- Deutschlandradio Kultur / Ana Radic: Meerschweinchen zum Abendmahl; eingesehen am 9. April 2013