Ebsdorf
Ebsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.
Ebsdorf Gemeinde Ebsdorfergrund | |
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Höhe: | 206 (201–217) m ü. NHN |
Fläche: | 7,66 km²[1] |
Einwohner: | 993 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 130 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35085 |
Vorwahl: | 06424 |
Alter Ortskern mit Kirche in der Bildmitte. Ansicht von Westen |
Geographische Lage
Das Haufendorf grenzt im Süden an Leidenhofen, im Osten an Mölln, im Westen an Hachborn und im Norden an Beltershausen. Ebsdorf liegt zwischen den Lahnbergen und den Ausläufern des Vogelsberges. Durch den Ort verlaufen die Landesstraßen 3048 und 3089. Die Zwester Ohm fließt durch Ebsdorf.
Geschichte
Die ältesten bekannten schriftlichen Erwähnungen von Ebsdorf erfolgte in Urkunden des Klosters Fulda unter den Namen Ebilizdorf; Eulizedorf; Ebilezdorf, sie werden in die Zeit 750–779 datiert.[1] Im Ort gab es die Burg Ebsdorf die erstmals 1054 erwähnt wurde. Die evangelische Wehrkirche wurde um 1200 erbaut. Während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen 1806 bis 1813 war Ebsdorf Verwaltungssitz des Kantons Ebsdorf im Distrikt Marburg des Departement der Werra.
Von 1905 bis 1972 war in Ebsdorf ein Bahnhof der Marburger Kreisbahn; die Gleise lagen bis nach Dreihausen. Am 28. Mai 1944 wurde an den Gleisen der Kreisbahn zwischen Ebsdorf und Heskem ein deutsches Jagdflugzeug von amerikanischen P-51 "Mustang" abgeschossen. Der Flugzeugführer des Messerschmitt-Jagdflugzeugs kam beim Aufschlag seiner Maschine ums Leben. Der Leichnam des gefallenen Flugzeugführers, Oberfeldwebel Fritz Timm vom Jagdgeschwader 1, wurde in seine Heimat nach Chemnitz überführt.
Zum 1. Juli 1974 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die vorher selbständigen Gemeinden Ebsdorfergrund, Beltershausen, Ebsdorf, Hachborn, Ilschhausen, Leidenhofen und Rauischholzhausen kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Ebsdorfergrund zusammengeschlossen.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ebsdorfergrund wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Nach mehreren Teilnahmen konnte Ebsdorf im Jahre 2001 die Bronzemedaille auf Bundesebene im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft erreichen, nachdem schon vorher im Bezirks- und Landeswettbewerb die Gold- und Silbermedaillen errungen worden waren.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ebsdorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Gericht Ebsdorf (Gericht Ebsdorf bestand aus den Orten: Ebsdorf, Leidenhofen, Hachborn, Erbenhausen, Hassenhausen, Ilschhausen, Roßberg, Dreihausen, Möln und Heskem)[7]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Marburg[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Marburg, Gericht Ebsdorf
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich (bis 1806), Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Marburg
- seit 1786: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Treis an der Lumbde
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Treis an der Lumbda
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Ebsdorf
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Treis an der Lumbda[9]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[10]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Ebsdorf zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[11] Mit dem Gesetz über die Neugliederung von Untergerichtsbezirken vom 13. Juli 1833[12] wurde Ebsdorf dem Justizamt Treis an der Lumda zugewiesen. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde durch einen Gebietstausch Treis an das Großherzogtum Hessen abgetreten und Ebsdorf wurde dem Justizamt Marburg zugeordnet. Am 1. September 1867 erfolgte die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[13][14] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ebsdorf 993 Einwohner. Darunter waren 15 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 186 Einwohner unter 18 Jahren, 411 zwischen 18 und 49, 213 zwischen 50 und 64 und 180 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 378 Haushalten. Davon waren 78 Singlehaushalte, 99 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 252 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]
Einwohnerzahlen
Quelle: | Historisches Ortslexikon[1] |
• 1467: | 45 Hausgesesse |
• 1577: | 50 Hausgesesse |
• 1630: | 44 Hausgesessene (6 vierspännige, 5 dreispännige, 7 zweispännige, 6 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige), 7 Witwen, von denen 5 keinen eigenen Haushalt haben. |
• 1681: | 41 hausgesessene Mannschaften |
• 1838: | 562 Einwohner (58 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsburger, 10 Beisassen). |
Ebsdorf: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1778 | 418 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 569 | |||
1840 | 614 | |||
1846 | 672 | |||
1852 | 673 | |||
1858 | 653 | |||
1864 | 682 | |||
1871 | 684 | |||
1875 | 660 | |||
1885 | 654 | |||
1895 | 641 | |||
1905 | 665 | |||
1910 | 697 | |||
1925 | 680 | |||
1939 | 725 | |||
1946 | 1.034 | |||
1950 | 1.015 | |||
1956 | 913 | |||
1961 | 866 | |||
1967 | 874 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 1.000 | |||
2011 | 993 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Ebsdorfergrund[15]; Zensus 2011[2] |
Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1861: | 638 lutheranische, 4 jüdische Einwohner, 19 Mitglieder abweichender Sekten |
• 1885: | 613 evangelische (= 93,73 %), ein katholischer (= 0,15 %), 32 andere Christen (= 4,89 %), 8 Juden (= 1,22 %) |
• 1961: | 792 evangelische (= 91,45 %), 73 katholische (= 8,43 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1778: | Erwerbspersonen: 4 Schmiede, 3 Maurer, 2 Schreiner, 2 Wagner, 3 Krämer (Juden), 6 Schneider, 1 Leineweber, 3 Faßbinder, 2 Branntweinbrenner, 1 Branntweinschenker, 1 Viehhändler (Jude), 1 Ziegelbrenner, 10 Tagelöhner. |
• 1838: | Familien: 41 Ackerbau, 34 Gewerbe, 18 Tagelöhner |
• 1961: | Erwerbspersonen: 198 Land- und Forstwirtschaft, 140 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 51 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Infrastruktur
Im Ort gibt es
- ein Bürgerhaus,
- die evangelische Kindertagesstätte Pusteblume und
- die Regenbogenschule, eine Grundschule
Auf der zu einem Fahrradweg umgebauten ehemaligen Trasse der Marburger Kreisbahn – letztes Teilstück fertiggestellt und eingeweiht im Mai 2010 – kann man Ebsdorf nun per Radweg erreichen.[16]
Literatur
- Literatur über Ebsdorf nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Ebsdorf In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil Ebsdorf. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund
- Ebsdorf. Ortsgeschichte, Infos. In: www.ebsdorf.de. Private Website
- Ebsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Historische Fotos aus Ebsdorf. In: Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg.
Einzelnachweise
- Ebsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 30. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66 .
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
- Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im Juli 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 387 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 121 f. (online bei Google Books).
- Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- KurhessGesSamml. 1833, S. 129 (online)
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Private Webseite zum Ort (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen im August 2015
- "Geschafft!", Festschrift der Gemeinde 2010