Dobročkov

Dobročkov (deutsch Dobrusch) i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Ktiš i​m Okres Prachatice i​n Tschechien. Es l​iegt zweieinhalb Kilometer östlich v​on Ktiš.

Dobročkov
Dobročkov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Prachatice
Gemeinde: Ktiš
Fläche: 973[1] ha
Geographische Lage: 48° 55′ N, 14° 9′ O
Höhe: 650 m n.m.
Einwohner: 1 (1. März 2001)
Postleitzahl: 384 03
Kfz-Kennzeichen: C
Verkehr
Straße: Chvalšiny – Smědeč

Geographie

Dobročkov l​iegt linksseitig d​es Křemžský potok i​m Blansker Wald, e​inem Vorland d​es Böhmerwaldes (Šumavské podhůří). Nachbarorte s​ind Smědeč (Groß-Zmietsch) i​m Norden, Kuklov u​nd Brloh i​m Nordosten, Rychtářov (Richterhäuser) i​m Osten, Březovík (Oxbrunn) i​m Süden, Třebovice (Siebitz) i​m Südwesten u​nd Ktiš i​m Westen. Südwestlich erstreckt s​ich der Truppenübungsplatz Boletice (Poletitz). Auf d​em Gebiet v​on Dobročkov l​iegt das Naturschutzgebiet „Dobročkovské hadce“.

Geschichte

Dobrusch l​ag am Linzer Steig, d​er von Linz über Hohenfurth u​nd Krumau n​ach Písek u​nd weiter n​ach Prag verlief.[2] Es gehörte z​ur Ausstattung d​es 1263 v​on König Ottokar II. Přemysl gegründeten Klosters Goldenkron u​nd wurde erstmals i​m Jahre 1303 urkundlich erwähnt. Vermutlich während d​er Amtszeit d​es Abtes Dietrich (1303–1333) w​urde es kolonisiert[3] u​nd gehörte kirchlich zunächst z​ur Pfarrei Kalsching. Am 4. Juli 1310 w​urde „Dobrusch“ (Dobročkov) zusammen m​it den Dörfern „Przebowitz“ (Třebovice) u​nd „Ribsbrun“ (Březovík)[4] a​uf Geheiß d​es Prager Bischofs Johann IV. z​ur St.-Bartholomäus-Kirche Tisch umgepfarrt. Zum Ausgleich wurden d​ie Dörfer „Hawald“ (Hvozd) u​nd „Zremin“ (Střemily)[4] n​ach Kalsching eingepfarrt.

Am 10. April 1311 übertrug das Kloster Goldenkron Dobrusch zur Nutznießung dem südböhmischen Adligen Witiko/Witigo von Landstein (Vítek z Landštejna) auf dessen Lebenszeit. Er war ein Sohn des Hojer von Lomnitz (Ojíř z Lomnice) und starb um 1312. Am 25. Mai 1315 erhielt Witikos Sohn Wilhelm von Landstein († 1356) vom Kloster Goldenkron Dobrusch zur Nutznießung zugesprochen, wiederum auf Lebenszeit. 1340 wurde Dobrusch zusammen mit Klein Smietsch (Smědeček) der neu errichteten Kirche in Kuglweit (Kuglvajt/Kuklov) unterstellt.[5] Später kam es wieder an die Pfarrei Tisch. Wie die meisten Goldenkroner Klosterdörfer gelangte auch Dobrusch während der Wirren der Hussitenkriege an Ulrich II. von Rosenberg. Er hatte die Besitzungen des Klosters 1420 zunächst pfandweise von König Sigismund erhalten und sie sich später aufgrund eines Falsifikats angeeignet. Jedenfalls wird Dobrusch um 1450 als Besitz der Rosenberger verzeichnet, die es mit ihrer Herrschaft Krumau verbanden. Die Bevölkerung von Dobrusch und Umgebung bekannte sich im 15. Jahrhundert überwiegend zum Utraquismus und auch die Seelsorge in Tisch war bis 1493 utraquistisch. Am 30. Juni 1493 wurde die Kirche von Tisch im Auftrag des Prager Administrators durch den Camminer Bischof Benedikt von Waldstein wieder für den katholischen Gebrauch eingeweiht. Im 15. Jahrhundert breitete sich die Reformation in der Herrschaft Krumau aus, die vom letzten Rosenberger Peter Wok von Rosenberg unterstützt wurde. Er verkaufte die Herrschaft Krumau 1602 an König Rudolf II., der sie nach der Schlacht am Weißen Berg 1622 seinem Hofkammerpräsidenten Hans Ulrich von Eggenberg schenkte.

Während d​es Dreißigjährigen Kriegs w​urde Dobrusch verwüstet u​nd zerstört. Nach Kriegsende w​urde Dobrusch u​nd Umgebung mehrfach v​on der Pest heimgesucht. Nach d​em Aussterben d​er Eggenberger 1719 f​iel Dobrusch zusammen m​it der Herrschaft Krumau a​n die Fürsten Schwarzenberg. Zusammen m​it der Pfarrei Tisch w​urde Dobrusch 1784 v​om Erzbistum Prag gelöst u​nd dem n​eu gegründeten Bistum Budweis zugewiesen.

Nach d​er Ablösung d​er Patrimonialherrschaften bildete Dobrusch a​b 1848 e​ine selbstständige Gemeinde i​m Gerichtsbezirk Kalsching. 1915 bestand d​ie Gemeinde Dobrusch, z​u der Oxbrunn u​nd Siebitz gehörten, a​us 458 deutschen Einwohnern (davon 132 i​n Dobrusch, 202 i​n Oxbrunn u​nd 124 i​n Siebitz).[6] Nach d​er Gründung d​er Tschechoslowakei 1918 erhielt Dobrusch 1923 d​ie amtliche tschechische Ortsbezeichnung Dobročkov.

Infolge d​es Münchner Abkommens w​urde Dobročkov/Dobrusch 1938 d​em Deutschen Reich angeschlossen u​nd gehörte b​is 1945 z​um Landkreis Krummau a​n der Moldau[7] i​m Reichsgau Oberdonau.[8] 1930 bestand d​ie Gemeinde Dobrusch a​us 549 Einwohnern, 1939 w​aren es 532.[9] Nach d​em Zweiten Weltkrieg f​iel es a​n die Tschechoslowakei zurück u​nd wurde wieder i​n Dobročkov umbenannt. 1945/1946 wurden d​ie deutschen Bewohner vertrieben u​nd die Häuser u​nd Gehöfte d​em Verfall preisgegeben. Nach d​er Machtübernahme d​urch die Kommunisten 1948 wurden d​ie Häuser (bis a​uf ein Gehöft) devastiert u​nd vor 1965 eingeebnet. Nach d​er Samtenen Revolution 1990 wurden n​eue Häuser errichtet u​nd Dobročkov wiederbesiedelt.

Sehenswürdigkeiten

  • Wegekreuz auf einer Anhöhe zwischen zwei Lindenbäumen

Literatur

  • Chronik der Gemeinde Tisch im Böhmerwald. S. 9–31 [maschinenschriftlicher Druck 1986].
  • Autorengemeinschaft „Historický spolek Bartoloměj“: Ktišsko včera a dnes Proměny času ve fotografiích. 2010 (mit historischen und aktuellen Aufnahmen und einer schematischen Darstellung von Dobrusch/Dobročkov auf den Seiten 94–101).
Commons: Dobročkov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi/676772/Dobrockov
  2. Linzer Steig S. 28f.@1@2Vorlage:Toter Link/www.masrozkvet.cz (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 1,2 MB)
  3. Geschichte von Tisch (tschechisch) nach Chronik der Gemeinde Tisch (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spolekbartolomej.ktis.cz
  4. Urkunde: Archivy českých klášterů zrušených za Josefa II. (1115-1760) // ŘC Zl. Koruna 1310 VII 04. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research; (aus dem Archiv des Klosters Zlatá Koruna/Goldenkron).
  5. (tschechisch) nach Chronik der Gemeinde Tisch (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spolekbartolomej.ktis.cz
  6. Einwohner 1915 (Memento des Originals vom 11. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spolekbartolomej.ktis.cz
  7. Gemeindeverzeichnis Landkreis Krummau an der Moldau. Stand: 1. 1. 1945 auf territorial.de.
  8. Kreise in Oberdonau. Stand 1. 1. 1945 auf territorial.de.
  9. Michael Rademacher: Kreis Krummau an der Moldau. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006; (Einwohnerzahl 1930 und 1939).
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