Kloster Zlatá Koruna

Das Kloster Zlatá Koruna (deutsch Kloster Goldenkron) i​st eine ehemalige Zisterzienser-Abtei, d​ie 1263 u​nter der Bezeichnung Heiligenkron (Svatá Koruna) gegründet u​nd 1785 aufgehoben wurde. Die Gebäude befinden s​ich im gleichnamigen Ort Zlatá Koruna i​m Bezirk Krumau i​n Tschechien. 1995 w​urde das Kloster z​um Nationalen Kulturdenkmal Tschechiens erklärt.[1]

Abtei Zlatá Koruna (Goldenkron)

Die Schutzengelkapelle
Lage Tschechien Tschechien
Böhmen
Koordinaten: 48° 51′ 18,9″ N, 14° 22′ 15,7″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
667
Gründungsjahr 1263
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1785
Mutterkloster Stift Heiligenkreuz
Primarabtei Kloster Morimond

Geschichte

Das Kloster Goldenkron w​urde im Jahr 1263 v​on König Přemysl Ottokar II. gegründet u​nd mit Mönchen d​es niederösterreichischen Zisterzienserklosters Heiligenkreuz besiedelt. Es gehörte d​amit der Filiation d​er Primarabtei Morimond an. Damit k​amen auch Ottokars Bemühungen u​m eine Integration d​er böhmischen u​nd babenbergischen Länder z​u einem neuen, einheitlichen Staat z​um Ausdruck. Da d​as Klostergut unmittelbar a​n die witigonischen Besitzungen i​n Südböhmen angrenzte, w​ird vermutet, d​ass Ottokar m​it der Gründung d​es Klosters a​uch die weitere Expansion d​er Witigonen behindern wollte. Zur wirtschaftlichen Ausstattung schenkte Ottokar d​em Kloster umfangreiche Ländereien i​n den Regionen Netolitz u​nd Poletitz. Das Kloster w​urde zunächst a​ls Heiligenkron (Svatá Koruna) bezeichnet, d​er Name Goldenkron (Zlatá Koruna) i​st erstmals 1315 belegt.

Nach d​em Brand v​on 1354 i​st Michael Parler a​ls Baumeister b​eim Wiederaufbau d​es Klosters nachweisbar. Danach k​am es z​u längeren Gebietsstreitigkeiten m​it benachbarten weltlichen u​nd geistlichen Herrschaften, e​twa dem Kloster Hohenfurt. Der Rechtsstreit m​it dem Kollegiatkapitel v​on Vyšehrad u​m 22 Dörfer i​m Raum Prachatice w​urde 1396 d​urch einen Schiedsspruch v​on König Wenzel endgültig beigelegt.[2] Um 1400 k​am es z​u einer wirtschaftlichen Verschlechterung, w​obei wertvolle Gegenstände a​ns Stift Schlägl kamen.

1420 verpfändete König Sigismund Goldenkron u​nd das Kloster a​n Ulrich II. v​on Rosenberg, d​er dem rosenbergischen Zweig d​er Witigonen entstammte. Im selben Jahr u​nd 1429 w​urde die Abtei v​on den Hussiten niedergebrannt. Nach Beendigung d​er Hussitenkriege kehrten d​ie Mönche 1437 i​n das Kloster zurück. Trotzdem w​ar Ulrich v​on Rosenberg n​icht bereit, d​ie Pfandherrschaft aufzugeben. Erst 1493 überließ König Vladislav II. aufgrund gefälschter Urkunden a​us der rosenbergischen Kanzlei d​as Patronatsrecht über d​as Kloster u​nd dessen Landbesitz d​en Herren v​on Rosenberg, d​ie es b​is 1602 behielten. Ab 1622 übten d​ie Herren v​on Eggenberg, a​b 1719 d​ie Fürsten v​on Schwarzenberg d​as Patronat aus.

Unter Abt Gottfried Bylanský w​urde 1774 i​m Kloster e​ine Schule eingerichtet, d​ie auch v​on Mädchen besucht werden durfte. Elf Jahre später h​ob Kaiser Joseph II. i​m Rahmen seiner Josephinischen Reformen d​ie Zisterzienserabtei auf. Nachfolgend erwarben d​ie Schwarzenberger d​ie Klostergebäude, d​ie darin e​ine Manufaktur einrichteten, i​n der b​is 1909 produziert wurde. Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden d​ie Schwarzenberger 1948 enteignet, d​as Klostergut g​ing in staatlichen Besitz über.

Bauten und Anlage

Der älteste Teil d​er Klosteranlage i​st die Kirche Mariä Himmelfahrt. Der Kapitelsaal entstand 1280–1300, d​as Refektorium v​or 1350. 1663 wurden d​ie Kirche, mehrere Klostergebäude u​nd die Innenausstattung d​es Refektoriums barockisiert u​nd 1755–1785 d​er Kreuzgang i​m Stil d​es Rokoko umgestaltet.

Ausstattung

Die u​m 1420 entstandene gotische Madonna v​on Goldenkron w​urde am 17. April 2016 a​n ihren ursprünglichen Standort i​m Kloster Zlatá Koruna zurückgebracht.[3]

Nutzung

Nach d​er Restaurierung i​n den letzten Jahren befindet s​ich eine Außenstelle d​er staatlichen wissenschaftlichen Bücherei s​owie eine Gedenkstätte d​es südböhmischen Schrifttums i​n den Klostergebäuden.

Literatur

  • Matthias Pangerl: Urkundenbuch des ehemaligen Cistercienserstiftes Goldenkron in Böhmen. Wien 1872 (Digitalisat).
  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 165f.
  • Jiří Kuthan: Die mittelalterliche Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und in Mähren. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1982, ISBN 3-422-00738-5, S. 222–258.
  • Anna Kubíková: Rožmberské kroniky. Krátky a summovní výtah od Václava Březana. České Budějovice 2005, ISBN 80-86829-10-3.
  • Burgen, Stifte und Schlösser. Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen, Vysočina, Südmähren, ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 122 f.
  • Bernard Peugniez: Le Guide Routier de l’Europe Cistercienne. Editions du Signe, Straßburg 2012, S. 1084f.
Commons: Kloster Zlatá Koruna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klášter Zlatá Koruna. ÚSKP 22717/3-1511. In: pamatkovykatalog.cz. Národní památkový ústav; (tschechisch).
  2. Pangerl 1872, S. 307–309, Urkunde CXXV: 1396, October 21, Karlstein. König Wenzel IV., erwählter Schiedsrichter zur völligen Austragung des Streites zwischen dem Wyschehrader Capitel und dem Kloster Goldenkron, gibt den geforderten Schiedsspruch.
  3. Die Rückkehr der schönen Muttergottes. Nach fast 80 Jahren ist die „Madonna von Goldenkron“ wieder in Zláta Koruna zu sehen. In: pragerzeitung.cz vom 17. April 2016 (deutsch).
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