Niederbachem
Niederbachem ist eine Ortschaft in der Gemeinde Wachtberg im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis. Niederbachem liegt oberhalb von Bad Godesberg auf einer Rheinterrasse zwischen Rodderberg und Dächelsberg, zwei vulkanischen Kuppen, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Es ist mit rund 4000 Einwohnern der größte Ortsteil von Wachtberg.
Niederbachem Gemeinde Wachtberg | ||
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Höhe: | 94 m ü. NHN | |
Einwohner: | 4276 (31. Jul. 2018)[1] | |
Eingemeindung: | 1. August 1969 | |
Postleitzahl: | 53343 | |
Vorwahl: | 0228 | |
Lage von Niederbachem in Nordrhein-Westfalen | ||
Niederbachem vom Rodderberg |
Geschichte
Niederbachem wurde in der Römerzeit besiedelt, was unter anderem durch Funde von Münzen, Ziegeln und Grabstätten belegt ist. Die erste urkundliche Erwähnung als Bachheim wird auf den 19. Juli 798 datiert. Seit etwa 1300 unterscheidet man zwischen Ober- und Niederbachem. Mit dem beginnenden Mittelalter wurde Niederbachem durch Kleinbauern, ab fränkischer Zeit bis ins 19. Jahrhundert auch durch den Weinbau geprägt. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts schlossen die letzten Rübenkraut- und saftfabriken, deren bekanntestes Produkt der Sirup Bachemer Botter war. Die Produktion dieser Güter wurde zunehmend vom Obstbau abgelöst. Der Betrieb von Steinbrüchen war auf das 19. Jahrhundert beschränkt.
Niederbachem war lange Zeit Teil der Lehensherrschaft der Herren von Drachenfels. 1670 umfasste die Ortschaft 48 Häuser.[2] Bis Ende des 18. Jahrhunderts gehörte Niederbachem zur Burggrafschaft Drachenfels, die als Unterherrschaft landesherrlich zum Kurfürstentum Köln gehörte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung durch Flüchtlinge aus dem Osten sowie durch die Entscheidung für Bonn als Regierungssitz der neuen Bundesrepublik Deutschland sprunghaft an, von zuvor rund 700 auf etwa 4000 Einwohner. Dabei entstand ab 1965 die sogenannte Denzinger-Siedlung, die aus mehreren terrassiert angeordneten Häuserzeilen an einem Berghang besteht und zum Zeitpunkt ihrer Errichtung als die einzige ihrer Art im Raum Bonn galt.[3]
Am 1. August 1969 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Niederbachem mit einer Fläche von ca. 477 ha[2] in die neu gebildete Gemeinde Wachtberg eingegliedert.[4] Zuvor war auch eine Eingliederung in die Stadt Bad Godesberg erwogen worden, gegen die sich der damalige Bürgermeister von Niederbachem, Luhmer, eindeutig zugunsten einer Großgemeinde des Drachenfelser Ländchens ausgesprochen hatte.[5] Im Februar 1973 eröffnete in Niederbachem die Volksrepublik China nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland eine Botschaft am Regierungssitz Bonn, die bis 1984 in dem vormaligen Hotelgebäude Konrad-Adenauer-Straße 104 beheimatet war (→ Botschaft der Volksrepublik China (Bonn)).[6] Außerdem befanden sich in Niederbachem die Kanzleien der Botschaften von Burundi und zeitweise (1970er-Jahre) auch Liberia und Ruanda (→ Liste der diplomatischen Vertretungen in Bonn).
2009 wurde die katholische Grundschule Niederbachem in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt.
2010 kämpfte Niederbachem mit starkem Hochwasser des Mehlemer Bachs infolge von Dauerstarkregen.[7][8] Auch 2016 wurde die Ortschaft wieder von verheerendem Starkregen heimgesucht.[9][10]
Sehenswürdigkeiten
Gegen 1000 wurde die erste Steinkirche in Niederbachem errichtet, die vorherige Holzbauten ablöste. Der Chorraum der neuen Kirche fand später Verwendung im romanischen Neubau des 12. Jahrhunderts. Auch in der Gotik wurde die Kirche umfassend verändert und erweitert, sie erhielt den Namen St. Gereon. Die letzte gründliche Renovierung fand 1998 statt.
Persönlichkeiten
- Hubert Zettelmeyer (1866–1930), deutscher Straßenbauunternehmer und Maschinenfabrikant, geboren in Niederbachem
- Friedrich Poske (1904–1984), Marineoffizier und Grenzschutzbeamter, bis 1979 Mitglied des Gemeinderats von Niederbachem
- Josef Rommerskirchen (1916–2010), Mitglied des Bundestages von 1960 bis 1976, lebte in Niederbachem
- Heinrich Köppler (1925–1980), Mitglied des Deutschen Bundestages und des nordrhein-westfälischen Landtages, lebte in Niederbachem
- Richard Giesen (* 1933), deutscher Diplomat, lebt in Niederbachem
- Ralph T. Niemeyer (* 1969), deutscher Schriftsteller, Journalist, Dokumentarfilmer und Filmproduzent, besuchte die Grundschule in Niederbachem
- Holger Jung (* 1971), Bürgermeister von Meckenheim, lebt in Niederbachem
Weblinks
- Geschichte von Niederbachem, Heimatverein Niederbachem
- Niederbachem als archäologischer Fundort, Heimatverein Niederbachem
Einzelnachweise
- Einwohnerzahlen Gemeinde Wachtberg (Stand: 31. Juli 2018)
- Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 61.
- Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 50/51.
- Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 83.
- Franz Möller: Der Rhein-Sieg-Kreis im Spannungsfeld von Bund und Land, Rheinlandia Verlag, Siegburg 2006, ISBN 3-938535-20-2, S. 34.
- Eintrag beim Weg der Demokratie
- General-Anzeiger (Bonn): Niederbachem versinkt in den Fluten, abgerufen am 27. März 2016.
- WDR Quarks & Co: Ein Dorf säuft ab – Was schwere Gewitter anrichten können, abgerufen am 27. März 2016.
- Starkregen in Wachtberg: Landstraße für mehrere Monate gesperrt. In: Kölnische Rundschau. Abgerufen am 6. Juni 2016.
- Harald Biskup: Hochwasser in Bonn: Vorwürfe gegen Gemeinde nach Unwetter-Chaos in Wachtberg. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Abgerufen am 6. Juni 2016.