Digital-Gipfel
Der Digital-Gipfel (bis 2016 Nationaler IT-Gipfel) ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit 2006 jährlich ausgerichteter Kongress, der zusammen mit seinem unterjährigen Prozess als zentrale Plattform zur Gestaltung der Digitalisierung und der Digitalen Transformation von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland dienen soll.[1]
Der Gipfel-Prozess
Der Digital-Gipfel greift die zentralen Handlungsfelder der digitalen Transformation in zehn thematischen Plattformen auf. In diesen Plattformen und ihren Fokusgruppen erarbeiten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft unterjährig Projekte, Veranstaltungen und Initiativen, die die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft voranbringen sollen. Beim Gipfel werden die Ergebnisse der Arbeiten präsentiert, Trends vorgestellt und digitalpolitische Herausforderungen sowie Lösungsansätze diskutiert.
Plattform 1: Digitale Netze und Mobilität[2][3]
Plattform 2: Innovative Digitalisierung der Wirtschaft[4]
Plattform 3: Industrie 4.0[5]
Plattform 4: Lernende Systeme[6]
Plattform 5: Digitale Arbeitswelt[7]
Plattform 6: Digitale Verwaltung und öffentliche IT[8]
Plattform 7: Lernen.Forschen.Wissen[9]
Platform 8: Kultur und Medien[10]
Plattform 9: Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft[11]
Plattform 10: Verbraucherpolitik in der digitalen Welt[12]
Chronologie der Digital-Gipfel (Aktuell bis 2006)
2019 in Dortmund
Der 13. Gipfel fand am 28. und 29. Oktober 2019 in Dortmund statt. Schwerpunkt waren Digitale Plattformen in Deutschland und Europa sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen zur Förderung digitaler Geschäftsmodelle in der Plattformökonomie.[15] Unter dem Motto "PlattFORM DIE ZUKUNFT" wurden in der sogenannten "Dortmund Declaration" unter anderem folgende Ziele thematisiert:[16]
- Cloud Computing "Made in Europe" soll die Datensouveränität von Bürgern und Unternehmen sicherstellen.[17]
- Der flächendeckende Ausbau von Gigabitnetzen, welche die Basis der Plattformökonomie darstellen, soll weiter vorangetrieben und gefördert werden
- Mit dem GWB-Digitalisierungsgesetz soll das deutsche Kartellrecht an die Plattformökonomie angepasst werden[18]
Im Mittelpunkt dieses Digital-Gipfels stand das von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorgestellte Projekt GAIA-X, der Aufbau einer vernetzen europäischen Dateninfrastruktur der nächsten Generation.[19][20] In den Medien und in der Fachöffentlichkeit werden die Erfolgsaussichten dieser Initiative überwiegend skeptisch beurteilt.[21][22][23][24][25]
2018 in Nürnberg
Der 12. Gipfel fand am 3. und 4. Dezember 2018 in Nürnberg mit 1.100 Vertretern aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Gewerkschaften und Gesellschaft statt. Das Schwerpunktthema war „Künstliche Intelligenz – ein Schlüssel für Wachstum und Wohlstand“.[26] Aus der Politik nahmen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Forschungsministerin Anja Karliczek, Justizministerin Katarina Barley, Verkehrsminister Andreas Scheuer und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder an dem Kongress teil. Die Teilnehmer diskutierten die Möglichkeiten zur Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung.[27] Zielsetzung der Bundesregierung zur Künstlichen Intelligenz ist, Deutschland und Europa zu einem führenden KI-Standort zu machen und somit die deutsche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sicherzustellen.[28][27]Christiane Woopen, die Sprecherin der Datenethikkommission der Bundesregierung, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Einsatz von KI ethisch gestaltet werden müsse.[29]
2017 in Ludwigshafen
Der 11. Gipfel fand am 12. und 13. Juni 2017 in Ludwigshafen in der Metropolregion Rhein-Neckar erstmals unter dem Namen Digital-Gipfel statt. Das Motto war „vernetzt besser leben“.[30]
2016 in Saarbrücken
Der 10. Gipfel fand am 16. und 17. November 2016 in Saarbrücken statt.[31] Das Motto war „Lernen und Handeln in der digitalen Welt“.[32]
2015 in Berlin
Der 9. Gipfel fand am 19. November in Berlin statt. Das Motto war „Digitale Zukunft gestalten - innovativ_sicher_leistungsstark“.[33]
2014 in Hamburg
Der 8. Gipfel fand am 21. Oktober 2014 in Hamburg statt.[34] Das Motto war „Arbeiten und Leben im digitalen Wandel – gemeinsam.innovativ.selbstbestimmt“.
2012 in Essen
Der 7. Gipfel fand am 13. November 2012 im ThyssenKrupp Quartier in Essen statt.[35][36]
2011 in München
Der 6. Gipfel fand am 6. Dezember 2011 in der bayerischen Landeshauptstadt München statt. Motto des Gipfels war „smart. mobil. vernetzt“. So handelten die Themen der Arbeitsgruppen und die Diskussionen in den vier Foren „Vom Social Web zum Business Web“, „Intelligente Netze und Technologien“, „Cybersicherheit“ und „Digitale Welt“ hauptsächlich von der Frage nach Nutzungsmöglichkeiten und Ausbaufähigkeiten von aktueller Infrastruktur und Internetangeboten. Wie auch in den Jahren zuvor wurden vom IT-Gipfelblog Interviews geführt und Mitschnitte der Veranstaltungen angefertigt, die online zur Verfügung stehen.[37][38]
2010 in Dresden
Der 5. Gipfel fand am 7. Dezember 2010 in Dresden statt.[39][40] Thema war unter anderem der Vergleich Deutschlands mit anderen Standorten für Informationstechnologie. Nach einer vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegten Studie aus dem Jahr 2009 belegte Deutschland mit 59 Prozent der maximalen Leistung hinter Südkorea, den Vereinigten Staaten, Japan, Dänemark, Großbritannien und Schweden den 7. Platz.[41] Weitere Themen waren der Datenschutz und die Datensicherheit sowie die Forderung der IT-Branche nach einer steuerlichen Förderung von Forschungsausgaben.[41]
2008 in Darmstadt
Der 3. Gipfel fand am 20. November 2008 in Darmstadt statt.[43] Politische Forderungen, als Teil der sogenannten Darmstädter Erklärung sind folgende:[44]
- weltweit führende IKT-Infrastrukturen
- eine global wettbewerbsfähige Software- und Dienstleistungsindustrie
- eine moderne und leistungsfähige öffentliche Verwaltung
- internationale Spitzenstellung in der Forschung
- exzellente Fachkräftebasis
- starker Mittelstand.
Einen politischen Schwerpunkt des Gipfelprogramms und ein Ergebnis bildet der Aktionsplan Green IT. Darin sind u. a. folgende Ziele definiert: grüne IKT-Lösungen in Deutschland entwickeln, IKT energieeffizient und ressourcenschonend nutzen, nationales Kompetenznetzwerk Green IT.
2007 in Hannover
Der 2. Gipfel am 10. Dezember 2007 mit 500 Teilnehmern in Hannover stand im Zeichen der Ernennung von Hans Bernhard Beus zum Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik, auch „Bundes-CIO“ genannt. Dieser soll die IT-Aktivitäten der Bundesregierung zentral steuern. Weiteres zentrales Thema des Gipfels war die Knappheit an IT-Fachkräften und die Diskussion einer Lockerung des Zuwanderungsrechts zur leichteren Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Die Bundesregierung nahm die Kritik an der Zuwanderungspolitik in den „Meseberger Beschlüssen“ am 23. August 2007 auf und erleichterte die Bedingungen für die Zuwanderung Hochqualifizierter mit dem am 16. Juli 2008 im Kabinett verabschiedeten Aktionsplan.
Beim zweiten Gipfel wurde der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar eingeladen und dem Aspekt der Bürgerbeteiligung zumindest in passiver Form Rechnung getragen, in dem man die Veranstaltung zum Teil im Internet verfolgen konnte und ein offenes IT-Gipfelblog initiiert wurde. Dennoch gab es auch hier Kritik. So wurde von Seiten der Wirtschaft kritisiert, dass seit dem ersten Gipfel kaum Greifbares passiert sei. Auch die Installierung eines Bundes-CIO wurde kritisch gesehen, denn ihm wurden wenig Kompetenzen zugesprochen.[45][46]
2006 in Potsdam
Der 1. Gipfel fand am 12. Dezember 2006 am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam statt. Die Bundesregierung nannte als Motivation für die Einberufung dieses Gipfels die immer größer werdende Bedeutung der ITK-Branche für die deutsche Wirtschaft und die deshalb notwendige Stärkung dieses Sektors im Kontext der Globalisierung. Teilnehmer des Gipfels waren 220 geladene hochrangige Vertreter aus Politik (darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel), Wirtschaft und Wissenschaft. Als Ergebnis des Gipfels wurde ein 12-Punkte-Plan aufgestellt (Potsdamer Erklärung), in dem die Bedeutung der IT-Branche für die deutsche Wirtschaft unterstrichen wurde und in dem sich die Bundesregierung an einigen Stellen auch konkret zu Förderung von Forschungsprojekten und der Umsetzung von Onlinedienstleistungen durch die Verwaltung verpflichtete.[47]
Vertreter des Mittelstands bemängelten, dass nur Vertreter von Großunternehmen eingeladen wurden. NGOs kritisierten, dass die Zivilgesellschaft nicht eingebunden wurde und der Gipfel dadurch abgehoben wirke. Nicht an der Bundesregierung beteiligte Parteien sprachen von einem PR-Event und kritisierten, dass der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar nicht eingeladen wurde.[48]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Digital-Gipfel. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 1 "Digitale Netze und Mobilität". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform Digitale Netze und Mobilität - IT-Gipfel. Abgerufen am 5. August 2019.
- Plattform 2 "Innovative Digitalisierung der Wirtschaft". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 3 "Industrie 4.0". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 4 "Lernende Systeme – Die Plattform für Künstliche Intelligenz". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 5 "Digitale Arbeitswelt". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 6 "Digitale Verwaltung und öffentliche IT". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 7 "Digitale Zukunft: Lernen. Forschen. Wissen." Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 8 "Kultur und Medien". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 9 "Sicherheit, Schutz und Vertrauen für Gesellschaft und Wirtschaft". Abgerufen am 4. August 2019.
- Plattform 10 "Verbraucherpolitik in der Digitalen Welt". Abgerufen am 4. August 2019.
- Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim Digital-Gipfel am 29. Oktober 2019 in Dortmund. Abgerufen am 1. November 2019.
- Lichtstadt im Fokus: Digitalgipfel 2020 in Jena. Jenaer Nachrichten, 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Digitalgipfel 2019 Dortmund - Plattform Die Zukunft. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019.
- Dortmund Declaration: PlattFORM DIE ZUKUNFT. BMWI, 28. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Bundeskanzlerin | Aktuelles | Datensouveränität ist höchstes Gebot. Die Bundeskanzlerin, 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Ein neuer Wettbewerbsrahmen für die Digitalwirtschaft. 9. September 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Eine vernetzte Dateninfrastruktur als Wiege eines vitalen, europäischen Ökosystems. 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Pressemitteilung zur deutsch-französischen Zusammenarbeit für eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur. 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Jana Stegemann: Cloudprojekt Gaia-X - Göttin auf der Wolke. Süddeutsche Zeitung, 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Eike Kühl: Gaia X: Der Traum von der europäischen Wolke. In: Die Zeit. 29. Oktober 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 1. November 2019]).
- Torsten Kleinz: Digitalgipfel: Die datensouveräne Wollmilch-Cloud. heise online, 29. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Nico Lumma: Die „europäische Cloud“ ist eine Kopfgeburt, die nicht überleben wird. Gruenderszene.de, 31. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Stefan Krempl: Gaia X: IT-Wirtschaft sieht digitale Souveränität mit europäischer Cloud gestärkt. heise online, 30. Oktober 2019, abgerufen am 1. November 2019.
- Digital-Gipfel 2018. Abgerufen am 4. August 2019.
- Altmaier: Digital-Gipfel treibt „KI made in Germany“ voran. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (Referat Öffentlichkeitsarbeit), 4. Dezember 2018, abgerufen am 8. Dezember 2018.
- Thomas Heuzeroth: Jetzt geht es um Deutschlands Platz in der Wirtschaftselite. WELT, 7. Dezember 2018, abgerufen am 8. Dezember 2018.
- Digitalgipfel 2018 - „Ethik als Beschleuniger der KI verstehen“. Abgerufen am 10. Dezember 2018.
- Digital-Gipfel 2017. Abgerufen am 15. November 2018.
- http://innovative-trends.de/2015/11/22/it-gipfel-2016-findet-im-saarland-statt/
- https://www.bmwi.de/DE/Themen/Digitale-Welt/nationaler-it-gipfel.html
- Nationaler IT-Gipfel 2015 in Berlin. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, abgerufen am 5. August 2019.
- 8. Nationaler IT-Gipfel in Hamburg
- Ulf Meinke u. Christopher Onkelbach:Technologie-Gipfel kommt ins Revier auf derwesten.de (abgerufen 31. Dezember 2011)
- BMWi: Archivlink (Memento des Originals vom 12. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Münchner Erklärung. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, abgerufen am 4. August 2019.
- IT-Gipfelblog: Aufzeichnungen des IT-Gipfels 2011
- Nationaler IT-Gipfel 2010 in Dresden. Abgerufen am 4. August 2019.
- Dresdner Vereinbarung. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie2010-12-07, 7. Dezember 2010, abgerufen am 4. August 2019.
- vgl. Siebter Platz für den IT-Standort Deutschland (Memento vom 10. Dezember 2010 im Internet Archive) bei tagesschau.de, 7. Dezember 2010 (aufgerufen am 7. Dezember 2010)
- Nationaler IT-Gipfel 2009 in Stuttgart. Abgerufen am 4. August 2019.
- Nationaler IT-Gipfel 2008 in Darmstadt. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, abgerufen am 5. August 2019.
- Darmstädter Erklärungvom 20. November 2008 (PDF) Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Archiviert vom Original am 29. Dezember 2009. Abgerufen am 13. März 2019.
- heise online: Ein "Bundes-CIO" solls tatsächlich (fast) werden ... Abgerufen am 4. August 2019.
- Markus Beckedahl: IT-Gipfel und Bundes-CIO. In: netzpolitik.org. 10. Dezember 2007, abgerufen am 4. August 2019.
- Potsdamer Initiative für den IKT-Standort Deutschland. Hasso-Plattner-Institut, Potsdam, 18. Dezember 2006, abgerufen am 4. August 2019.
- heise online: IT-Gipfel der Bundesregierung erntet kaum gute Noten [Update]. Abgerufen am 4. August 2019.