Chief Information Officer
Der Chief Information Officer (CIO) bzw. IT-Leiter (= Leiter Informationstechnik) nimmt allgemein in einem Unternehmen die Aufgaben der strategischen und operativen Führung der Informationstechnik (IT) wahr.
Profil
Im deutschen Sprachraum gibt es mehrere alternative Bezeichnungen. Insbesondere in kleineren Organisationen sind statt des CIO die Begriffe „IT-Manager“, „Leiter Informationstechnik“, „IT-Leiter“ oder „EDV-Leiter“ anzutreffen. In Aktiengesellschaften wird auch alternativ der Begriff „IT-Vorstand“ verwendet, sofern der CIO auf Vorstandsebene angesiedelt ist.
Eine allgemein gültige Definition des Rollenprofils „Chief Information Officer“ gibt es nicht. Ein CIO ist insbesondere verantwortlich für das Management der drei IT-Aufgabenbereiche
- „Business and IT-Vision“ (Planung),
- „Design of IT-Architecture“ (Technikauswahl zusammen mit dem IT-Architekten (oft auch CTO genannt)),
- „Delivery of IT-Services“ (Betrieb).
Ferner muss er Rahmenbedingungen für Werte und Ziele der IT-Funktion im Unternehmen festlegen und eine starke Beziehung zwischen IT- und Geschäftsstrategie aufbauen. Sein Ziel sollte sein, auf eine von der Leitungsebene gemeinsam getragene IT-Strategie hinzuarbeiten.
Aufgabenbereiche eines CIO
„Run The Business“ (Operative Funktionen)
Die Basisaufgabe eines IT-Verantwortlichen besteht in der Sicherstellung des reibungslosen Betriebs der IT-Systeme und die Betreuung der IT-Infrastruktur. Aufgrund der hohen Abhängigkeit und des Einflusses der IT auf alle anderen Unternehmensbereiche ist die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der IT-Systeme im Unternehmen als eine grundlegende Aufgabe anzusehen.[1] Dazu gehört ebenso, mit den IT-Systemen den Anforderungen der Anwender in Hinsicht auf Qualität, Service und Verfügbarkeit zu entsprechen.[2] Der CIO muss den Einsatz der Technikkapazitäten koordinieren und leiten, um die betrieblichen Arbeitsprozesse und Serviceabläufe zu verbessern. Er ist ebenso dafür zuständig, den unternehmensübergreifenden Informationsfluss zu fördern sowie die Verflechtung, das sog. Daten-Sharing, innerhalb des Unternehmens. Gleichzeitig ist die Sicherstellung des Datenschutzes jedes Einzelnen wichtig. Generell muss die Sicherheit des gesamten IT-Systems auf einem hohen Niveau gewährleistet werden.[3] Der CIO ist somit dafür verantwortlich, zuverlässige und sichere IT-Systeme zur Verfügung zu stellen, um einen effizienten Betrieb des Geschäftes zu ermöglichen. Das ist insbesondere wichtig, um Vertrauen in die IT aufzubauen und Transparenz zu schaffen. Diese Anforderungen müssen zu angemessenen Kosten durch die für die IT verantwortliche Organisationseinheit bereitgestellt werden. Der erste Aufgabenbereich steht quasi unter dem Motto „run the business“.[4] Hierzu Rainer Janßen, CIO der Münchner Rück: „Die Basiserwartung ist erst einmal, dass der Laden läuft.“[5]
„Change The Business“ (Innovation Management)
Der CIO muss die Möglichkeiten moderner IKT für das Unternehmen aufzeigen und stetig Innovationen vorantreiben, damit die vorhandenen Verbesserungspotenziale ausgeschöpft werden können.[6] Dazu muss er die aktuellen Entwicklungen von potenziell relevanten technischen Innovationen beobachten und dann deren Bedeutung für das Unternehmen beurteilen.[7] Er muss den Anstoß zu neuen Technikprojekten geben.[8] Es ist ebenso die Aufgabe des CIO, das richtige Timing für die Einführung der technischen Innovationen zu finden. Das alles muss spezifisch auf das eigene Unternehmen hin angepasst werden, damit technische Innovationen auch wirklich wertschöpfend eingesetzt werden können. Anschließend muss der richtige Einsatz neuer Techniken unterstützt und überwacht werden. Er muss neue, für das Unternehmen wertschöpfende Technologien konsistent in das bestehende Unternehmensportfolio integrieren.[9][10]
„Engineer The Business“ (Geschäftseffizienz und strategische Beratung)
Der IT-Manager ist mitverantwortlich für die effiziente Gestaltung des Unternehmens. Er analysiert auf Basis der IT verschiedene Optionen für das Unternehmen. So kann beispielsweise die Werthaltigkeit einzelner Bereiche oder Prozesse im Unternehmen bestimmt werden oder auch der potenzielle Wertzuwachs durch neue Möglichkeiten. Dadurch kann ein Beitrag zu „Make or Buy“-Entscheidungen geliefert werden. Hierfür muss ein CIO die Strukturen und Zusammenhänge im Unternehmen gut kennen. Er hat eine beratende Funktion für die Geschäftsführung. Dazu benötigt er umfangreiches Verständnis über die aktuellen Markttrends. Er identifiziert Möglichkeiten für eine wettbewerbsorientierte Differenzierung. Dadurch können zukünftige Geschäftsfelder für das Unternehmen ermittelt werden. Die vorhandenen Vertriebs- und Distributionskanäle können gegebenenfalls neu überarbeitet oder neue entwickelt werden.[11] Dadurch kann er zukünftige Technikrichtungen und -prioritäten aufzeigen, die für die Wertsteigerung des Unternehmens wichtig sind. Entwicklung und Anpassung von IT-Strategien müssen jeweils in Übereinstimmung mit der Unternehmensstrategie vollzogen werden, wobei es ebenso möglich ist, dass sich Geschäftsstrategien erst aufgrund von neuen IKT-Potenzialen entwickeln oder daraufhin verfeinern lassen.[12] Die notwendigen Strategien, Informationen, Erfahrungen, Methoden und IT-Unterstützung müssen für die Umsetzung in den jeweiligen Bereichen zur Verfügung gestellt werden.[13]
„Bundes-CIO“ in Deutschland und den USA
Der Beauftragte der deutschen Bundesregierung für Informationstechnik, auch CIO Bund, verwendet in seiner Internetadresse ebenfalls das Kürzel CIO.[14] Der deutsche CIO ist Markus Richter, Staatssekretär im Bundesinnenministerium.[15]
In den Vereinigten Staaten gibt es eine entsprechende Stelle seit 2002; Vivek Kundra war der erste Amtsinhaber, der dafür die Bezeichnung Federal Chief Information Officer of the United States verwendete.
Literatur
- Marianne Broadbent, Ellen S. Kitzis (2005): The New CIO Leader – Setting the Agenda and Delivering Results. Harvard Business School Press, ISBN 1-59139-577-1.
- W. Brenner, C. Witte (2006): Erfolgsrezepte für CIOs – Was gute Informationsmanager ausmacht. Hanser Verlag, München, ISBN 3-446-40633-6.
Weblinks
- Der CIO – totgesagt und alle Hände voll zu tun, Computerwoche vom 28. November 2012 (Die Bezeichnung „CIO“ im Wandel der Zeit)
Einzelnachweise
- Brenner, Witte 2007, S. 43.
- Brenner, Witte 2007, S. 49.
- http://www.cio.gov/ 2004, S. 2.
- Ruoff, Susanne (2006): „Die Rolle des Chief Information Officers in der Schweiz“, in: swiss innovation Outlook, Zürich, S. 19.
- Brenner, Witte 2007, S. 99.
- Vgl. Ruoff, Susanne (2006): „Die Rolle des Chief Information Officer in der Schweiz“, in: swiss innovation Outlook, Zürich, S. 19.
- Vgl. Holtschke, Bernhard/Heier, Hauke/Hummel, Thomas (2009): „Quo vadis CIO?“, Berlin, S. 399.
- Vgl. Heinzl, Armin (2001): „Die Rolle des CIO in der Unternehmung“, in: Wirtschaftsinformatik Nr. 4/2001, S. 411.
- Vgl. Holtschke, Bernhard/Heier, Hauke/Hummel, Thomas (2009): „Quo vadis CIO?“, Berlin, S. 39.
- Vgl. Schreiber, Achim (2008): „CIO müssen ihre Expertise stärker bei Geschäftsinnovationen einbringen“, Pressemitteilung Capgemini vom 10. April 2008.
- The State of the CIO 2008, S. 2.
- Holtschke, Bernhard/Heier, Hauke/Hummel, Thomas (2009): „Quo vadis CIO?“, Berlin, S. 40.
- Ruoff, Susanne (2006): „Die Rolle des Chief Information Officer in der Schweiz“, in: swiss innovation Outlook, Zürich, S. 20.
- Internetanschrift des Beauftragten der Bundesregierung für Informationstechnik: www.CIO.bund.de
- IT-Beauftragter der Bundesregierung | Beauftragter für Informationstechnik. Abgerufen am 15. September 2020.