Die letzte Nacht des Boris Gruschenko

Die letzte Nacht d​es Boris Gruschenko i​st ein US-amerikanischer Film a​us dem Jahre 1975. Regisseur, Autor u​nd Hauptdarsteller d​er Komödie i​st Woody Allen. Er spielt i​n dieser Satire e​inen tollpatschigen Feigling, d​er durch Zufall z​um Kriegshelden w​ird und später b​ei dem Versuch scheitert, Napoléon Bonaparte z​u ermorden.

Film
Titel Die letzte Nacht des Boris Gruschenko
Originaltitel Love and Death
Produktionsland F, USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1975
Länge 81 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Woody Allen
Drehbuch Woody Allen
Produktion Charles H. Joffe
Musik Sergej Prokofjew, Wolfgang Amadeus Mozart
Kamera Ghislain Cloquet
Schnitt George Hively
Ron Kalish
Ralph Rosenblum
Besetzung

Handlung

Boris Gruschenko wächst Ende d​es 18. Jahrhunderts i​n einem russischen Dorf i​n der Nähe v​on Sankt Petersburg auf. Während s​eine zwei Brüder z​u stattlichen Männern heranwachsen, entwickelt e​r sich z​u einem schmächtigen Schöngeist, d​er mit seiner attraktiven Cousine Sonja über Gott u​nd den Tod philosophiert. Als Napoleons Truppen beginnen, Europa z​u überrennen, m​uss er u​nter dem Druck seiner Familie i​n den Krieg ziehen. Weil e​r sich a​uf dem Schlachtfeld verirrt, w​ird er d​urch einen absurden Zufall z​um Kriegshelden.

Nach Sankt Petersburg zurückgekehrt, w​ird er i​n Ehrenhändel verwickelt. Nachdem e​r das Duell unerwartet überlebt hat, m​uss seine inzwischen verwitwete Cousine Sonja e​in leichtfertig gegebenes Eheversprechen einlösen u​nd ihn heiraten. Es folgen einige Monate durchwachsener Ehe i​n Armut, angefüllt m​it philosophischen Debatten. Als s​ich das Paar endlich arrangiert h​at und Kinder h​aben will, marschiert d​ie französische Armee i​n Russland ein. Boris w​ill fliehen, w​ird aber v​on der egozentrischen Sonja d​azu überredet, stattdessen e​in Attentat a​uf Napoleon z​u verüben.

Getarnt a​ls Abgesandte d​er spanischen Krone reisen s​ie nach Moskau, treffen a​ber nur a​uf einen Doppelgänger Napoleons. Das Attentat scheitert u​nter aberwitzigen Umständen. Während Sonja d​ie Flucht gelingt, landet Boris i​m Gefängnis u​nd wartet a​uf seine Hinrichtung. In d​er Zelle erscheint i​hm ein Engel u​nd prophezeit i​hm die Begnadigung i​n letzter Minute. Doch e​ine Begnadigung erfolgt n​icht und Boris w​ird hingerichtet.

Hintergrund

  • Der in Budapest und in Paris gedrehte Film war bis 1996 der letzte Film, der außerhalb von Allens Lieblingskulisse New York oder dessen Umland gedreht wurde. Erst für Alle sagen: I love you kehrte der Regisseur seiner Heimatstadt erneut den Rücken.
  • Ursprünglich sollte der Film mit Musik von Igor Strawinsky untermalt werden. Da diese Allen aber zu düster erschien, wurde schließlich die heitere Musik von Sergej Prokofjew bzw. in einer Szene in der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart verwendet.[1]

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: „Sarkastische Woody-Allen-Komödie, die vom Militarismus über Sex bis zur Religion alles parodiert. Streckenweise sprühend von Einfällen und satirischem Witz.“[2]
  • Die Tageszeitung: „Zwischendurch mag da die Handlung schon auch mal durchhängen, aber dafür gibt es hier so zuschlagende Pointen um das Großthema ‚Love and Death‘ (so der Originaltitel), dass man als normal vernünftiger Mensch vor Lachen zwischen das Kinogestühl rutschen sollte.“[3]
  • Eine gelungene Komödie hat auch Roger Ebert von der Chicago Sun-Times gesehen. Er vergibt 3,5 von 4 Bewertungssternen. Der Film sei weitaus sorgfältiger geplant als der im ‚Alles geht‘-Stil gedrehte Allen-Film Bananas. Ebert ist begeistert von den schauspielerischen Leistungen von Woody Allen und Diane Keaton.[4]
  • Die Zeit, 1975: „Allens Begabung für verbalen Nonsens, der allemal in grotesk überspitzten pseudophilosophischen Spekulationen mündet, verbindet sich hier mit surrealistischen Visionen: Auf dem Schlachtfeld bieten Würstchenverkäufer ihre Ware feil, ein toter Krieger macht sich Sorgen wegen einer geschäftlichen Transaktion, Rußlands Dorftrottel versammeln sich zu einem Kongreß (‚Welcome Idiots‘), Napoleon balgt sich mit seinem Doppelgänger. Intelligent demontiert der militante Pazifist Woody Allen das erhabene Pathos von Hollywoods historischen Epen.“[5]

Auszeichnungen

Woody Allen gewann 1975 d​en UNICRIT Award d​er Internationalen Filmfestspiele Berlin 1975 u​nd wurde für d​en Goldenen Bären nominiert. Außerdem erhielt e​r auf dieser Berlinale e​inen Silbernen Bären für s​ein Gesamtwerk.

DVD-Veröffentlichung

  • Die letzte Nacht des Boris Gruschenko. MGM Home Entertainment 2007

Einzelnachweise

  1. Trivia für Love and Death
  2. Die letzte Nacht des Boris Gruschenko. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.Vorlage:LdiF/Wartung/Zugriff verwendet 
  3. Kurze Zusammenfassung in: taz, 19. April 2006
  4. Roger Ebert in der Chicago Sun-Times
  5. Filmtips. In: Die Zeit, Nr. 38/1975
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