Detmar Philippi
Franz Dettmar Karl Philippi (* 30. Januar 1889 in Osnabrück; † 5. Januar 1981 in Schlüchtern) war ein deutscher Jurist, Vorsitzender des Rechtsausschusses der evangelischen Kirche von Westfalen und Mitglied der Landessynode.
Jugend und Ausbildung
Philippi war der zweite Sohn des Archivdirektors Prof. Dr. phil. Friedrich Philippi aus Münster. Er erhielt seine Schulausbildung am Schillergymnasium in Münster und nahm 1907 zunächst ein Studium der Philologie und Geschichte in Bonn auf, später entschied er sich für Jura und schloss sein Studium an der Universität Münster ab. 1912 begann er das Referendariat; 1914 promovierte er über ein Thema aus Die Erbexen - sächsischen Rechtsgeschichte zum Dr. jur. utriusque (kirchliches und weltliches Recht). Während seines Studiums in Bonn wurde er Mitglied der Burschenschaft Alemannia Bonn.[1]
Erster Weltkrieg
Den Ersten Weltkrieg machte er als Leutnant und Regimentsadjutant des Infanterie-Regiments Nr. 403 mit, 1914 in Verdun, 1918 Kurland. Er wurde dreimal verwundet und erhielt neben beiden Klassen des Eisernen Kreuzes das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern und das Hamburger Hanseatenkreuz. Aus dem Krieg zurückgekehrt, schloss er sich nach der Novemberrevolution 1919/20 der Akademischen Wehr Münster[2] und dem Freikorps Watter an, mit dem der sich am Ruhrkampf beteiligte.
Beruflicher Werdegang
Kriegsbedingt verspätet konnte Philippi im Juli 1920 das juristische Assessorenexamen ablegen und im gleichen Jahr als Justiziar in die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-AG[3] (Dortmunder Union) eintreten. Von 1926 bis 1946 war er dann Leiter der Rechts- und Grundstücksabteilung der Vereinigten Stahlwerke AG. In dieser Funktion hat er sich intensiv um Erhalt und Ausbau von Werkssiedlungen verdient gemacht (1929–1949 Vorstand der Ruhr-Wohnungsbau AG, einem Gemeinschaftswerk von Stahlindustrie und gemeinnütziger Wohnungswirtschaft; 1933–1969 Gründer und Vorsitzender der Fördergesellschaft des Instituts für Siedlungs- und Wohnungswesen, Münster).
In der Weimarer Republik war Philippi 1924–1933 Stadtverordneter im Rat der Stadt Dortmund für die Deutschnationale Volkspartei (DNVP). Hier engagierte er sich für Fragen des Wohnungsbaues und der Eigenbetriebe (Gas, Wasser, Verkehr) und für Fragen der Kulturpolitik, die ihn lebenslang interessierten. (Vorsitzender der Dortmunder Museumsgesellschaft 1940–1951). 1927 trat er dem Stahlhelm, der Vereinigung der Frontsoldaten bei, aus der er nach Überführung des Vereins in die SA (1935) wieder austrat. Der NSDAP mochte er nicht beitreten, seine Tätigkeit bei der Dortmunder Museumsgesellschaft wurde wiederholt wegen zu starker Betonung kirchlicher Kunst in Ausstellungen und Erwerbungen durch den Kulturdezernenten der Stadt Dortmund kritisiert.
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Philippi im Frankreich-Feldzug (1939/40) als Hauptmann und Bataillonskommandeur beim Infanterie-Regiment 64 der 16. Infanterie-Division eingesetzt, 1940 aber uk-gestellt, damit er für rüstungswirtschaftliche Problemlösungen wieder in Dortmund zur Verfügung stand.
1944, zum Führer des Volkssturmbataillons in Hörde eingezogen, erkannte er sofort, dass diese Formation den gestellten Aufgaben in keiner Weise genügte. Er verfasste im März 1945 eine entsprechende Denkschrift an den Reichsverteidigungskommissar Goebbels und verfügte vor dem Einrücken der amerikanischen Truppen selbständig die Entlassung der ihm zugeteilten Volkssturmmänner. Es folgte die Gefangennahme durch amerikanische Truppen, die ihn durch Lager in Rheinberg und Attichy nach Frankreich führten. Im September 1945 gelangte Philippi nach Dortmund zurück. Beim Wiedereinstieg in das Berufsleben ergaben sich Schwierigkeiten. Die britische Militärregierung suspendierte ihn im März 1946 vorläufig von allen dienstlichen Aufgaben und leitete eine Untersuchung ein, die allerdings keine Belastungen ergab. An dem Vorgang hat ihn persönlich verletzt, dass ihm der Vorwurf des Militarismus gemacht wurde, obwohl er den Einsatz militärischer Machtmittel anstelle politischer Handlungen, die Leuteschinderei und den fehlenden eigenen Einsatz für sich prinzipiell ablehnte. Auch hatte er ohne Rücksicht auf eigene Gefährdungen einem guten halben Dutzend verfolgter Christen und Juden durch Einstellungen in den ihm unterstehende Unternehmungen geholfen. Dabei scheute er nicht die Auseinandersetzung mit der Gestapo, um Menschen vor Verfolgung zu schützen. Auch die Arbeit in der Bekennenden Kirche (Evangelische Bekenntnissynode Dortmund 1936) und die Zusammenarbeit mit Fritz Heuner und Hans Joachim Iwand von der Dortmunder Marienkirche dokumentieren seine Distanz zur NSDAP. Nach der Aufhebung der Maßnahmen durch die Militärregierung wurde Philippi im Januar 1947 als selbständiger Anwalt und Notar zugelassen. 1949 begab er sich in eine Anwaltssozietät, die er von 1961 bis zum Ausscheiden aus dem Beruf (1974) mit seinem Bundesbruder Fritz Paas und seinem Sohn Helmut Philippi führte.
Kirchliche Ämter
Philippi war Mitglied der Bekennenden Kirche, in der er 1933 als Presbyter in Hörde erste Funktionen übernahm, beteiligt an der Barmer Theologische Erklärung[4] und bis zum Ende des NS-Regimes im Kirchenkampf[5] aktiv. 1946–1956 war er Mitglied der Evangelischen Landessynode. In Dortmund hat er sich als Vorsitzender des Kuratoriums des evangelischen Krankenhauses Bethanien in Hörde und der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Krankenhäuser in Dortmund ebenso engagiert, wie bei dem Verein der Evangelischen Pflegeschule und des Evangelischen Vereins für Altersversorgung. Großen kirchlichen Einfluss hatte sein Patenonkel Julius Smend auf ihn.
Auszeichnungen
Philippi ist für die erfolgreiche Laufbahn in seinem akademischen Beruf 1964 durch die Universitätsmedaille Münster und die Erneuerung seines Doktordiplomes (Goldenes Doktordiplom) im gleichen Jahre ausgezeichnet worden. 1964 erhielt er auch die Johann-Hinrich-Wichern-Plakette der evangelischen Inneren Mission als Dank für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit.
Familie
Philippi war verheiratet mit Elisabeth [Elsbeth] Loewe (1897–1987). Aus der Ehe gingen die drei Kinder Detmar (1923–1942), Ilse (* 1926) sowie der spätere Vorsitzende des Historischen Vereins in Dortmund Helmut Philippi (1929–2000) hervor.
Literatur
- Hans Bohrmann: Biographien bedeutender Dortmunder. Band 1.
- Otto von Gierke: Die Erbexen. In: Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechtsgeschichte.
- Die Erbexen in der sächsisch-westfälischen Markgenossenschaft des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Dissertation von Detmar Philippi, Marcus, Breslau 1914, 64 S.
Einzelnachweise
- Alemannen-Album 1969 (D. Philippi = Nr. 765)
- Lieselotte Steveling: Juristen in Münster: Ein Beitrag zur Geschichte der Rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät der westfälischen Wilhelms-universität Münster/westf. 1999, S. 202 ff.
- Edgar J. Jung: Ein konservativer Revolutionär. 30. Juni 1934, S. 56
- Ekklesiologische Aspekte der Barmer Theologischen Erklärung (PDF (Memento vom 12. Juni 2006 im Internet Archive))
- Protestantismus und Öffentlichkeit im Dortmunder Raum 1942/43-1955/56 von Hermann U. Koehn