Coltan
Coltan (auch Koltan) ist ein Niob-Tantal-Erz. Der Name „Coltan“ leitet sich von der Mineralgruppe Columbit-Tantalit ab. Die Termini „Coltan“ und „Columbit-Tantalit“ werden immer dann verwendet, wenn die einzelnen Minerale ohne entsprechende Tests nicht bestimmbar sind oder eine Differenzierung nicht nötig ist.
Chemische Zusammensetzung
Die chemische Zusammensetzung dieser Mineralgruppe ist sehr variabel. Die eigentliche Columbit-Tantalit-Familie besteht aus der Columbit-Mischkristallreihe (mit den Endgliedern Columbit-(Fe) und Columbit-(Mn)) sowie aus der Tantalit-Mischkristallreihe (mit den Endgliedern Tantalit-(Fe) und Tantalit-(Mn)). Zwischen allen vier Endgliedern besteht die Möglichkeit der Mischkristallbildung, die allerdings in bestimmten Bereichen nicht vollständig ist. Gelegentlich werden noch die antimonreichen Minerale Stibiotantalit und Stibiocolumbit dazugezählt. Primär an Kristallingesteine, unter anderem an Alkali-Pegmatit-Gänge gebunden, finden sich diese Minerale häufig auch auf sekundärer Lagerstätte, etwa in Schwermineral-Seifen.
Förderung
Im Jahr 2018 wurden weltweit 1800 t Tantal erzeugt, das hauptsächlich aus Coltan gewonnen wird. Dabei entfielen auf die Demokratische Republik Kongo 710 t, Ruanda 500 t, Nigeria 150 t, China 120 t, Brasilien 100 t, Australien 100 t, Äthiopien 70 t und andere 100 t.[1]
In der Demokratischen Republik Kongo gewinnen Bergarbeiter aus dem Erdreich durch Nasssiebung und Schweretrennung Konzentrate mit bis zu 40 bis 45 % Tantalit. Auch Glencore spielte eine bedeutende Rolle im Coltanabbau in Zentralafrika. Glencore plante, über die Tochterfirma Katanga Mining Limited zum weltgrößten Förderer von Coltan zu werden. Die Abbaumengen sollten bis 2015 auf 30.000 t gesteigert werden.[2]
Verhüttung
Rund die Hälfte des weltweit geförderten Coltans wird von H. C. Starck (Deutschland) aufgekauft und verhüttet. Weitere wichtige Verarbeiter sind (Stand 2009) Treibacher (Österreich), Cabot (USA), Mitsui (Japan) und Ulba (Kasachstan).[3]
Verwendung
Tantal wird zur Herstellung der in nahezu jedem elektronischen Gerät verwendeten Tantal-Elektrolytkondensatoren benötigt.
Konfliktmineral
Coltan wird als Konfliktmineral eingestuft. Weltweit findet immer wieder der Coltanabbau in der seit langem von Kriegen heimgesuchten Region Kivu in der Demokratischen Republik Kongo Beachtung. Die Einnahmen aus dem Bergbau und mangelhaft kontrollierte Embargos ermöglichen lokalen Milizführern die Bezahlung von Soldaten, den Kauf von Waffen und die Fortsetzung des Bürgerkrieges. Der nicaraguanische Priester, Politiker und Literat Ernesto Cardenal (1925–2020) thematisierte die problematischen Abbaumethoden von Coltan im Kongo in seinem Gedicht El Celular (Das Handy).[4]
Zahlreiche Unternehmen, die Coltan verarbeiten, verzichten darauf, Coltan aus der Demokratischen Republik Kongo zu verarbeiten. Beispiele hierfür sind H. C. Starck[5], Traxys[6], Samsung[7] und Intel[8]. Noch 2003 wurde H. C. Starck die Finanzierung von Rebellengruppen im Kongo vorgeworfen,[9] inzwischen verspricht das Unternehmen jedoch, ausschließlich konfliktfreies und von der Conflict Free Sourcing Initiative (CFSI) zertifiziertes Tantal zu verarbeiten.[10]
Literatur
- Aloys Tegera, Mikolo Sofia, Dominic Johnson: The Coltan Phenomenon: How a rare mineral has changed the life of the population of war-torn North Kivu province in the East of the Democratic Republic of Congo. Pole Institute & Comité de Réflexion sur le Développement Agro Pastoral en Province du Nord Kivu (Herausgebergemeinschaft), online auf www.news.kongo-kinshasa.de (englisch, PDF) Goma 2002.
- Michael Nest: Coltan. J. Wiley & Sons, New York (NY) 2011, ISBN 978-0-7456-4932-0.
Weblinks
- Coltan im Mineralienatlas
- Ian Redmond: Coltan Boom, Gorilla Bust. The Impact of Coltan Mining on Gorillas and other Wildlife in Eastern DR Congo. Mai 2001 (englisch, PDF-Datei, 345 kB)
- Michael Bitala: „Kein Blut auf meinem Handy“. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Juni 2003.
- Karen Hayes, Richard Burge: Coltan Mining in the Democratic Republic of Congo: How tantalum-using industries can commit to the reconstruction of the DRC. Fauna & Flora International, Cambridge (UK) 2003, ISBN 1-903703-10-7, online auf www.tierra.rediris.es (englisch, PDF).
Einzelnachweise
- Abraham J. Padilla: Mineral Commodity Summaries 2019. (Pdf, 95,3 KB) U.S. Geological Survey, National Minerals Information Center (USGS), 2019, S. 164, abgerufen am 4. Juni 2019 (englisch).
- Chantal Peyer: Contrats droits humains et fiscalité: comment une entreprise dépouille un pays. Le cas de Glencore en République Démocratique du Congo. (Memento vom 22. Juli 2015 im Internet Archive)
- Simone Schlindwein, Dominic Johnson: Wie das Blut vom Erz gewaschen wird. In: die tageszeitung. 4./5. Juli 2009.
- Ernesto Cardenal: Poema El celular, abgerufen am 19. Februar 2020
- H.C. Starck erhält zum fünften Mal Zertifizierung für die Verarbeitung von konfliktfreien Tantal-Rohstoffen. (Nicht mehr online verfügbar.) H. C. Starck, 19. Januar 2016, archiviert vom Original am 11. August 2016; abgerufen am 11. August 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gianluca Mezzofiore: Traxys Rejects Anonymous Claims of 'Blood Trading' in Lead Ore and Coltan with DR Congo. http://www.ibtimes.co.uk/, 18. Juni 2012, abgerufen am 11. August 2016 (englisch).
- environment and social report. (Nicht mehr online verfügbar.) Samsung, 2008, archiviert vom Original am 16. Juni 2016; abgerufen am 11. August 2016 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Carsten Drees: Coltan: An fast all unseren Smartphones klebt Blut. mobilegeeks.de, 21. September 2015, S. 1 Mitte, abgerufen am 11. August 2016.
- Philipp Mimkes: Die Bayer-Tochter und der Krieg im Kongo. In: archiv.labournet.de. 3. März 2003, abgerufen am 1. Mai 2018.
- Laurin Meyer: Fair gehandelte Smartphones: Schmerzfrei telefonieren. In: Die Tageszeitung: taz. 8. September 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 2. Juni 2018]).